Schleichendes Ende einer Tormaschine

Von Für SPOX im Trentino: Andreas Lehner
Mario Gomez läuft in der kommenden Saison für den AC Florenz auf
© getty

Mario Gomez wechselt zum AC Florenz. Der FC Bayern folgt damit einem Grundmuster der Vergangenheit. Den Abschied haben die Münchner letztes Jahr selbst eingeleitet.

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Mario Gomez strahlte, sagen wollte und musste er nicht viel. "Danke, Jupp Heynckes", mehr war es nicht, was er sich nach dem DFB-Pokalsieg im Juni entlocken ließ. Gomez wusste da schon, dass das Spiel im Berliner Olympiastadion gegen seinen Ex-Klub VfB Stuttgart sein letztes im Trikot des FC Bayern gewesen war und er Deutschland zur neuen Saison verlassen wird.

Heynckes hatte dem Stürmer nochmal eine Bühne geboten und Gomez nahm sie in seiner typischen Manier an. Er machte zwei Tore. 112 waren es am Ende in 172 Pflichtspielen. Eine beeindruckende Bilanz, die kaum einer seiner Vorgänger erreichte.

Vertragsverlängerung erst im April 2012

Am Ende reichte das aber nicht, um weiter Stürmer Nummer eins beim FC Bayern zu sein, obwohl sein Vertrag erst im April 2012 um weitere drei Jahre bis 2016 verlängert wurde, sein vorheriger Vertrag war bis 30. Juni 2013 datiert.

SPOX-Fünferkette zu Mario Gomez: "Florenz ist ein super Pflaster für Stürmer"

Der damalige Sportdirektor Christian Nerlinger lobte Gomez als "einen der besten Torjäger Europas". Für den bekommen die Münchener jetzt laut SPOX-Informationen 16 Millionen Euro sofort und vier weitere, falls die Fiorentina nächste Saison die Champions League erreicht und Gomez eine gewisse Anzahl an Toren erzielt.

Aus italienischer Sicht ein guter Preis für den Nationalstürmer, wenn man bedenkt, dass die Bayern 2009 noch 30 Millionen Euro für Gomez an den VfB Stuttgart überwiesen.

Hoeneß startet Demontage

Was fehlt, sind die medizinische Untersuchung und die Unterschriften unter den Verträgen. Aber das sind Formalien. Die Einigung zwischen den Vorständen Karl-Heinz Rummenigge und Andrea Della Valle ist offiziell und Gomez ist fit und voller Tatendrang. Die drei bisherigen Testspiele der Bayern durfte er nicht machen, im Trentino musste er zeitgleich zur Partie gegen eine Sponsorenelf sogar auf einem Nebenplatz trainieren.

Das passte ins Bild. Gomez Abschied war ein schleichender Prozess, der seinen Anfang in einem Bierzelt im niederbayerischen Regen fand. Dort fuhr Präsident Uli Hoeneß die erste Breitseite gegen den Stürmer. Er sei "gut, aber nicht sehr gut". Hoeneß wiederholte diese Aussage in den Tagen darauf mehrfach und erweiterte sie sogar: "Wenn er sehr gut wäre, wären wir jetzt Champions-League-Sieger."

Starke Torquote

Kurz darauf verletzte sich Gomez und fiel zu Saisonbeginn lange aus, die Bayern hatten sich mit Mario Mandzukic zuvor aber schon einen anderen Stürmer gesichert, der Gomez zumindest Druck machen sollte.

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Gomez schleppte den Hoeneß'schen Tadel mit sich herum, trotz aller Rückendeckung von Heynckes ("Mario ist ein Weltklassestürmer"), ohne etwas dagegen tun zu können.

Dennoch lieferte er auch in seiner letzten Saison Tore ab, wenn sie gebraucht wurden. Elf in in 884 Bundesligaminuten (21 Spiele, 12 Einwechslungen), zwei in 206 Champions-League-Minuten (7 Spiele, 5 Einwechslungen) und sechs in 133 DFB-Pokal-Minuten (4 Spiele, 2 Einwechslungen). Die Tormaschine Gomez lief auch in dieser schwierigen Zeit, der arbeitende und ebenfalls treffsichere Stürmer Mandzukic hatte ihm trotzdem den Rang abgelaufen.

Kein Interesse an Spanien

Es war klar, dass sich die Wege am Ende der Saison trennen werden. Gomez schwankte zwischen einem Wechsel nach Italien oder Spanien, verriet er fcb.tv kurz nach Bekanntgabe seines Abschieds. Am Ende fiel seine Entscheidung auf Florenz, obwohl der SSC Neapel sowohl den Bayern als auch Gomez mehr Geld geboten hätte.

Vom FC Bayern und Vorstandschef Rummenigge gab es zum Abschied ein paar dankende Worte und die besten Wünsche für die Zukunft, die aber auch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass das Verhältnis in den Monaten seit der Vertragsverlängerung deutlich abgekühlt ist.

Dennoch geht Gomez mit einem lachendem und einem weinenden Auge. "Es ist schwer, den besten Verein der Welt zu verlassen, aber ich liebe den Fußball und ich will mehr spielen. Deswegen habe ich mich entschlossen, diesen Weg jetzt zu gehen, auch wenn ich auch traurig bin", sagte Gomez.

Elber, Makaay, Toni, Gomez

Gomez teilt das Schicksal der großen Bayern-Stürmer des letzten Jahrzehnts. Nach und nach trennten sich die Bayern von ihren Torgaranten Giovane Elber, Roy Makaay und Luca Toni - und das nicht immer einvernehmlich. Keiner konnte bei seinem neuen Verein an die zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen.

Allerdings ist Gomez auch um einige Jahre jünger als seine Vorgänger. Er sollte in Florenz eine Mannschaft vorfinden, in der auch in Zukunft seine große Stärke einbringen kann: das Toreschießen.

Mario Gomez im Steckbrief