SPOX: Herr Dr. Koch, für Sie als erfahrenen Sport-Juristen: Wie schwer ist das Phantom-Tor von Hoffenheim als juristischer Fall einzuschätzen?
Dr. Rainer Koch: Das ist rechtlich ein ganz besonderer Fall. Der letzte Fall ist weit über zehn Jahre her. Zum Glück muss das nicht ich alleine beurteilen, am Ende entscheidet das DFB-Sportgericht.
SPOX: Dort ist der Einspruch der TSG 1899 Hoffenheim gelandet. Wie geht es jetzt weiter?
Koch: Das Sportgericht wird jetzt die Stellungnahmen der beiden beteiligten Vereine und des Schiedsrichters abwarten. Der DFB-Kontrollausschuss wird ebenfalls beteiligt. Normalerweise hätte das Sportgericht am kommenden Donnerstag getagt. Weil die Legislaturperiode beendet ist, rechne ich mit Anfang übernächster Woche.
SPOX: Dann wird sich auch die FIFA einschalten?
Koch: In den Statuten des DFB ist Folgendes klar festgelegt: Falls eine Spielwiederholung beschlossen wird, muss das der FIFA vorgelegt werden. Deshalb haben wir schon am Samstag die FIFA informiert. Falls eine Spielwiederholung beschlossen werden sollte, wird die FIFA das letzte Wort haben.
SPOX: Es wurde auch spekuliert, ob das Spiel beim Stand von 0:1 für 22 Minuten angepfiffen werden könnte, eine verkürzte Wiederholung sozusagen. Rudi Völler hat das zum Beispiel gefordert.
Koch: Das ist in unseren Statuten definitiv ausgeschlossen. Ich kenne auch keinen Fall, bei dem so entschieden wurde. Dass ein Spiel nach einem Spielabbruch einige Zeit später fortgesetzt wird, ist schon vorgekommen. Beim Spiel vom Freitag ist das bekanntlich nicht passiert.
SPOX: Mit Blick auf die oft zitierte Tatsachenentscheidung: Ist diese beim Phantom-Tor nicht eher eine Belastung für den Schiedsrichter?
Koch: Die Diskussion über die Tatsachenentscheidung halte ich für immens wichtig. Die Tatsachenentscheidung soll den Schiedsrichter bestmöglich schützen. Der Schutz kann allerdings nur bis dahin gehen, dass der Schiedsrichter auch wirklich geschützt wird. Beim Spiel vom Freitag ist das eher nicht der Fall. Darüber werden wir sicher sprechen.
SPOX: Felix Brych hat nach Spielende von seinen Zweifeln nach dem Kopfball von Kießling gesprochen. Spielt das für den Einspruch eine Rolle?
Koch: Da muss man vorsichtig sein: Felix Brych hat gesagt, dass er unmittelbar nach der Aktion kurz gezweifelt hat. Danach hat er sich richtig verhalten und bei seinen Assistenten und Stefan Kießling nachgefragt. Das ist beim Tor von Thomas Helmer beispielsweise nicht passiert. Danach hat Felix Brych klar und eindeutig auf Tor entschieden.
SPOX: Können Sie schon eine mögliche Entscheidung abschätzen?
Koch: Nein, das wären Spekulationen. Ich möchte versuchen, schnell eine gute Lösung zu finden, auch in Zusammenarbeit mit der FIFA.
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