Borussia Dortmund gegen Bayern München - kommenden Samstag (18.30 Uhr im LIVE-TICKER) ist es endlich soweit. Es gab jede Menge legendäre Spiele, nicht nur Olli Kahns Wutanfälle gegen Heiko Herrlich und Stephane Chapuisat. SPOX blickt zurück - unter anderem auf Lothar Matthäus' Tränenwischer, Schlachtfeste und die Duelle der Neuzeit.
27.11.1971: Bayerns höchster Bundesliga-Sieg
Einer der letzten pfundigen Herbsttage in Süd-Bayern. Der FCB empfängt am 16. Spieltag der Saison 1971/72 Borussia Dortmund im Grünwalder Stadion. Die Münchner liegen auf Tabellenplatz zwei hinter Schalke und sind klarer Favorit gegen den BVB, der früh in der Saison erkennt, dass es nur um den Klassenerhalt geht.
Die Bayern legen furios los, zwei Mal wackelt das BVB-Tor nach Lattenkrachern aus der Distanz. In Minute 11 ist es soweit: Flanke Uli Hoeneß von rechts, Tor Gerd Müller aus fünf Metern. Bis zur 39. Minute erhöhen die Bayern auf 3:0, ehe BVB-Abräumer Werner Lorant von Trainer Horst Witzler ausgewechselt wird.
"Ich war stocksauer, im Nachhinein aber froh, dass ich das Schlachtfest nicht bis zum Schluss auf dem Platz erleben musste", sagte Lorant später einmal.
Nach 64 Minuten steht es 8:1, ehe Müller (2) und Bulle Roth in den Schlussminuten den Endstand herstellen. Das 11:1 ist bis heute der höchste Sieg des FC Bayern in der Bundesliga - aber nicht Dortmunds höchste Pleite. 1978 gab's am 34. Spieltag ein 0:12 auf dem Gladbacher Bökelberg - Bundesligarekord.
19.4.1997: Heulsuse Möller
Der BVB ist die Mannschaft der mittleren 90er-Jahre. 1995 und 1996 holen sich die Borussen den Meistertitel und stehen zum Zeitpunkt des Duells am 28. Spieltag im Halbfinale der Champions League. In der Liga geben allerdings die Bayern den Ton und liegen als Tabellenführer sechs Punkte vor Dortmund.
Die Stimmung im Westfalenstadion ist schon vor dem Anpfiff aufgeheizt. Bayern-Star Mario Basler hatte angekündigt, den BVB endgültig aus dem Meisterrennen zu ballern. Dortmund antwortete auf dem Platz. Es dauerte keine zwei Minuten, da schoss Kalle Riedle den BVB in Führung.
Weil so ein Topspiel am besten schnell viele Highlights benötigt, um in Erinnerung zu bleiben, schlugen die Bayern im Gegenzug durch Ruggiero Rizzitelli zurück. 1:1 nach drei Minuten. Sportlich passierte dann aber bis Spielende nichts Weltbewegendes mehr.
Die Szene des Spiels, vielleicht der ganzen Saison, lieferten sich Lothar Matthäus und Andreas Möller. Weil Möller nach einem - für Lothars Empfinden eher harmlosem - Foul von Basler in hohem Bogen auf die Wiese flog, nahm sich Matthäus Möller zur Brust, blaffte ihn an und wischte sich dabei mit den Händen über die Augen. Die klassische Geste für den "weinerlichen" Möller.
Trockne deine Tränen, Andy! Matthäus schlachtete das Klischee der Heulsuse Möller voll aus.
7.4.2001: Das Schlachtfest
Die Bundesliga ist spannend wie nie. Sieben Spieltage vor Schluss trennen Tabellenführer Bayern und den Sechsten Kaiserslautern nur drei Punkte. Erneut müssen die Bayern am28. Spieltag nach Dortmund, das einen Punkt zurückliegt.
Es entwickelt ein denkwürdiges Duell. Ein Hass-Gipfel. Eine wilde Treterei mit 12 Gelben und drei Roten Karten. Schiedsrichter Hartmut Strampe wirkt von Beginn an völlig überfordert und wirft mit den Karten um sich. Von den Startelfspielern der Bayern blieben nur Patrick Andersson und Roque Santa Cruz verschont.
In der 35. Minute kassiert Bixente Lizarazu Gelb-Rot, nach 55 Minuten sind die Bayern nur noch zu neunt - Effe sieht glatt Rot. Der BVB schafft trotz drückender Überlegenheit nicht den Siegtreffer zum 2:1. Evanilson fliegt auch noch und in der Nachspielzeit zirkelt Tomas Rosicky einen Freistoß an den linken Innenpfosten - der Ball segelt dem schon geschlagenen Oli Kahn in die Arme.
"Es gibt Spiele, da sorgt der Zufall am Ende für Gerechtigkeit. Dieser Ball sollte einfach nicht reingehen", sagte Kahn. BVB-Torhüter Jens Lehmann fiel nur folgender Satz ein: "Hier hat Dumm gegen Doof gespielt."
Beide Vereine droschen anschließend verbal auf Strampe ein. Bayern-Manager Uli Hoeneß machte einen weiteren Übeltäter aus: "Unglaublich, wie schnell die Dortmunder fallen. Der Oddo gehört in den Zirkus und nicht auf den Fußballplatz!"
BVB-Coach Matthias Sammer konterte: "Eine bodenlose Frechheit! Ich bewundere Hoeneß für das, was er für den deutschen Fußball getan hat. Aber das geht deutlich zu weit."
Am Saisonende ist Schalke vier Minuten lang Meister, ehe Markus Merk einen indirekten Freistoß für die Bayern in Hamburg pfeift...
Seite 2: Keeper Koller und die Duelle der Neuzeit
8.11.2002: Der große Tscheche muss ins Tor
Dortmund kommt als deutscher Meister am 12. Spieltag nach München und geht in der 8. Minute durch Jan Koller in Führung. Die Bayern rennen vergeblich an, der BVB nimmt das 1:0 mit in die Pause.
Ottmar Hitzfeld bringt Claudio Pizarro für Owen Hargreaves - eine gute Wahl. Die Bayern drehen binnen drei Minuten das Spiel, Pizarro macht in der 65. Minute das 2:1 - aus stark abseitsverdächtiger Position.
Schiedsrichter Michael Weiner gibt den Treffer und holt sich einen Föhn von Jens Lehmann ab, der auf Weiner zustürmt und ihn ordentlich anbrüllt. Weiner macht das, was er am liebsten macht: Spieler vom Platz stellen.
Da der BVB zu diesem Zeitpunkt schon drei Mal gewechselt hat, muss ein Feldspieler die letzten 25 Minuten ins Tor. Koller übernimmt und holt sogar einen Gewaltschuss aus dem rechten Eck. Die Bayern gewinnen trotzdem.
12.5.2012: Dortmunder Machtdemonstration
Meister 2011, Meister 2012, dazu die letzten vier Bundesligaspiele gegen die Bayern gewonnen: Borussia Dortmund rüttelt gewaltig am Münchner Thron und hat das erste Double der Vereinsgeschichte vor Augen.
Zum Pokalfinale im Berliner Olympiastadion kommt hoher Besuch aus England. Sir Alex Ferguson will sich ein letztes Mal davon überzeugen, dass Shinji Kagawa der richtige Mann für Manchester United ist. Nach drei Minuten weiß Ferguson Bescheid: Kagawa macht nach einem schweren Fehler von Luiz Gustavo das 1:0 für den BVB.
Die Bayern schütteln sich kurz und kommen in der 25. Minute durch Arjen Robbens Foulelfmeter zum Ausgleich. Wenig später muss Weidenfeller nach einem Zusammenprall mit Gomez durch Langerak ersetzt werden. Dann holzt Boateng Kuba die Beine weg, Hummels schiebt den Ball vom Elferpunkt ins linke untere Eck. Lewandowski macht noch vor der Pause das 3:1.
Die Bayern drücken, Lewandowski schließt einen Sahnekonter zum 4:1 ab. Eine Viertelstunde vor Schluss verkürzt Ribery auf 2:4, ehe Lewandowski einen Patzer von Neuer zum 5:2 nutzt.
Selten zuvor sind die Bayern derart gedemütigt worden, wenngleich Kapitän Lahm festhält: "Das war unser bestes Spiel gegen Dortmund in den letzten beiden Jahren. Wir waren eigentlich besser."
25.5.2013: Das Imperium schlägt zurück
"Wir stehen zum dritten Mal in vier Jahren im Champions-League-Finale. Wir sollten diesmal gewinnen. Nicht dass uns der Stempel der ewigen Loser anhaftet." So einen Hauch von Versagensangst konnte Thomas Müller auf der Abschluss-PK vor dem deutschen Finale in Wembley nicht verbergen.
Und so begannen die Bayern auch. Dortmund dominierte die Anfangsphase und hätte durch Kuba Blaszczykowski in Führung gegen müssen, doch Manuel Neuer machte im richtigen Moment einen auf Krake.
Angeführt von Javi Martinez kamen die Bayern allmählich besser rein und hatten vor der Pause zwei Großchancen, doch Robben scheiterte zwei Mal an Weidenfeller. Robben und der BVB...
In der 60. Minute war's soweit: Über Ribery und Robben kommt der Ball zu Mandzukic, der ihn aus kurzer Entfernung ins Netz lupft. Wieder eine Führung im CL-Finale - und wieder kassieren die Bayern den Ausgleich, weil Dante Reus den Fuß in die Magengegend drückt und Gündogan den fälligen Elfmeter sicher verwandelt.
Die Bayern anschließend mit jeder Menge Chancen, einmal grätscht Subotic den Ball von der Linie, ehe Robben einschieben kann. Robben und der BVB...
Dann die 89. Minute: Boateng haut einen Freistoß aus der eigenen Hälfte einfach mal nach vorne. Ribery behauptet den Ball gegen den eng anliegenden Piszczek und legt mit der Hacke ab für Robben. Hummels grätscht vorbei, Subotic macht den Kniefall und Robben schiebt die Kugel an Weidenfeller vorbei ins Netz. Bayern 2, Dortmund 1. Ende!
Die Tabelle der Bundesliga