Dass in Bundesliga-Stadien Tore aus anderen Arenen live gemeldet werden, ist längst eine serienmäßige Serviceleistung. Viele Klubs vermarkten den Tore-Ticker sogar und verdienen damit ordentlich Geld, wenn ihre Partner die Berichterstattung sponsern.
Freilich hat sich auch der FC Bayern in dieser Disziplin etwas ausgedacht. Fällt ein Tor in einem anderen Stadion, ertönt in der Allianz Arena die allseits bekannte Melodie des magentafarbenen Hauptsponsors und die Blicke gehen auf die Videotafel, wo das Ergebnis angezeigt wird.
Während der Bundesliga-Partie des FC Bayern gegen den FC Augsburg, die der Tabellenführer mit 3:0 gewann, konnte Stadionsprecher Stephan Lehmann den Telekom-Jingle aber nicht mehr abwarten.
Bevor er ertönte, gab Lehmann im laufenden Spielbetrieb das "Tor in Wolfsburg" durch und kicherte. Sekunden später explodierte das Stadion voller Freude auf das 2:1 des VfL gegen Borussia Dortmund.
Jubel in München
Selbst den Spielern blieb das Fremdjubeln nicht verborgen. "Wenn auf dem Platz nix passiert und die Zuschauer so jubeln, dann schaut man schon mal selbst auf die Anzeigetafel", sagte Philipp Lahm.
Direkt nach Schlusspfiff gab Stadionansager Lehmann ohne Umschweife dann auch die Niederlage des Verfolgers durch und sorgte erneut für einen Jubelsturm in München.
Wer es bis dahin noch nicht wusste: Das Vorspiel vor dem Aufeinandertreffen zwischen Borussia Dortmund und Bayern München hat längst begonnen. Das Spiel vor dem Spiel läuft bereits.
Unterschiedlicher könnte die Stimmung vor dem Duell in zwei Wochen aber kaum sein: Während der FC Bayern von einer "perfekten Woche" (Philipp Lahm) beflügelt worden ist und nach dem sicheren Einzug ins Achtelfinale in der Champions League auch in der Bundesliga ein richtig gutes Heimspiel hinlegte, hat Dortmund zwei richtungsweisende Spiele gegen Arsenal (0:1) und in Wolfsburg (1:2) verloren.
Götze: "Spielt uns in die Karten"
Dazu mussten die Westfalen die bittere Pille mit dem Ausfall von Neven Subotic, der einen Kreuzbandriss erlitt und den Rest der Saison zuschauen muss, schlucken. Dementsprechend gestalteten sich auch die unterschiedlichen Stimmungslagen am Samstag.
"Für uns ist das natürlich gut", sagte Mario Götze über den Punkteverlust seines Ex-Klubs. "Das spielt uns in die Karten." "Vier Punkte Vorsprung, das ist nicht schlecht für uns", freute sich auch Manuel Neuer.
Selbst Franck Ribery, der mit Frankreich demnächst wichtigere Verpflichtungen in der WM-Qualifikation hat, fokussiert sich schon auf das Gastspiel im Signal-Iduna-Park am 23. November: "Das Spiel in Dortmund ist sehr wichtig für uns. Egal, was Dortmund macht, wir müssen immer gewinnen." Und fügt an: "Es läuft gut und macht Spaß."
"Unglücklich, aber verloren"
Auf der Dortmunder Seite hat der Spaß dagegen etwas nachgelassen. 28 Punkte zählten die Borussen vor dem Spieltag - so viele sammelten sie zu diesem Zeitpunkt nur in der Meistersaison 2010/11 und auch die 31 Tore, die man bis dato erzielt hatte, waren in der Historie nur von acht Teams übertroffen worden.
Doch zwei Niederlagen am Stück haben kurzzeitig jede gute Statistik vergessen lassen. Da interessierte auch die Art und Weise der Pleiten nicht mehr, wie Hans-Joachim Watzke befand.
"Wir haben in dieser Woche zwei Mal zwar unglücklich verloren, aber wir haben verloren", konstatierte der Geschäftsführer: "Das ist ein kleiner Rückschlag, jetzt müssen wir sehen, dass wir daraus nach der Länderspielpause gestärkt hervorgehen. Das werden wir sicherlich hinbekommen, aber heute fühlt es sich erst einmal ein bisschen scheiße an."
Mkhitaryan sieht Schwächen
Um aus der zu kommen, muss sich der BVB erst einmal wieder sammeln. Mittelfeldspieler Henrikh Mkhitaryan machte in Wolfsburg ein bisher kaum genanntes Problem aus: "Sicherlich hat man das schwere Spiel von Mittwoch noch ein bisschen in den Knochen gemerkt, hier und da hat es bei uns auch an der Konzentration gehapert", stellte der Armenier in Wolfsburg fest und bemängelte viele "unnötige Fehler", die zur Niederlage geführt hätten.
Fehler, die Dortmund schon früh in der Saison in eine Bredouille bringen. Zwar wäre es wohl deutlich verfrüht von einer Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft zu sprechen, sollte Bayern auch in Dortmund gewinnen, aber sieben Punkte Vorsprung hätten schon Aussagekraft.
Mutmacher in München
"Bayern hat vor 15 Monaten beschlossen, das Verlieren einzustellen", weiß Geschäftsführer Watzke. Was humorig klingt, könnte im Fall der Fälle dann doch eine bedeutsame Wendung bedeuten. Ob die aktuelle Bayern-Mannschaft einen Einbruch erleiden kann, der den Verlust eines hohen Vorsprungs zur Folge hat, darf zu diesem Zeitpunkt bezweifelt werden.
Doch so weit wollen nicht einmal die Münchener gehen und machen den Dortmundern gar ein bisschen Mut: "Letztes Jahr hatten wir mal 20 Punkte Vorsprung, jetzt sind es nur vier", sagt Toni Kroos. "Das ist alles andere als komfortabel. Wir sind im Vorteil, aber wenn wir verlieren sollten, ist Dortmund wieder nah dran."
Und Ribery sagt: "Auch wenn Dortmund zweimal verloren hat, sind sie immer noch sehr stark." Am 23. November dürfen sie es beweisen.
Die Bundesliga-Tabelle