Augsburger Bescheidenheit trotz Höhenflug

SID
Nach dem Sieg gegen Braunschweig nimmt der Augsburger Höhenflug neue Dimensionen an
© getty

Der FC Augsburg schreibt weiter an seiner Erfolgsstory. Mit einem überzeugenden 4:1 gegen Eintracht Braunschweig nehmen die Schwaben nun sogar Kontakt zu den internationalen Plätzen auf.

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Auch wenn es ihm unangemessen erschien, stimmte Markus Weinzierl auf dem Zaun Jubelgesänge mit den begeisterten Fans an, um das bemerkenswerte Fußball-Jahr des FC Augsburg zu feiern.

"Ich mache das ungern, weil wir ja noch nichts erreicht haben", sagte der Trainer nach dem ungefährdeten 4:1 (3:0) gegen Eintracht Braunschweig: "Aber es wäre unhöflich gewesen, es nicht zu tun."

Nichts anderes als der Klassenerhalt ist das Ziel, daran ändert auch der Höhenflug nichts. Bis dahin hat jeder Augsburger sozusagen eine eingebaute Euphoriebremse, Weinzierl allen voran.

13 Punkte vor dem Abstiegsplatz

Bloß die Bescheidenheit nicht verlieren. Die Freude über Rang acht und erstaunliche 23 Punkte ist natürlich trotzdem da. "Die Tabelle ist gerade eine wunderbare Momentaufnahme.

Es ist wirklich sensationell, dass wir 13 Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz haben", sagte der Coach.

Gerade die Bescheidenheit ist wohl das Geheimnis. Wie kaum eine Mannschaft verstehen es die Schwaben, aus ihren Möglichkeiten das Optimum herauszuholen.

"Wir funktionieren, weil wir so geschlossen sind", sagte Geschäftsführer Stefan Reuter, unter dessen Führung sich der Bundesligist vom Kellerkind zum beachteten Musterschüler gewandelt hat.

47 Punkte im Jahr 2013

Der FCA hatte neun Punkte in der Hinrunde 2012/13 geholt und galt als sicherer Absteiger. Dann kam Reuter, stärkte Weinzierl den Rücken und alles veränderte sich. Der Klassenerhalt gelang nach einer famosen Rückrunde, die sich nahtlos in die neue Spielzeit übertragen hat. Imponierende 47 Punkte hat der FCA im Jahr 2013 bisher geholt.

Im Schatten dieser Geschlossenheit haben sich aber auch einzelne Spieler ins Blickfeld geschoben, insbesondere Flügelstürmer André Hahn.

Der 23-Jährige, der im Januar vom damaligen Drittligisten Kickers Offenbach gekommen war, ist fast schon das Sinnbild des Erfolgs und hatte gegen Braunschweig mit seinem Doppelpack (30. und 33.) wieder einmal entscheidenden Einfluss. "Ich wundere mich auch über ihn, zumal er unter der Woche noch krank war", sagte Trainer Weinzierl.

Werner: "Habe etwas gespürt"

Es brauchte aber einen fragwürdigen Foulelfmeter, den Kapitän Paul Verhaegh (23.) verwandelte, um diesmal die Weichen zu stellen. Tobias Werner, der angeblich Gefoulte, gab nachher zu: "Ich habe etwas gespürt. Im Nachhinein habe ich im Fernsehen aber gesehen, dass es meine eigenen Beine waren."

Danach war der FCA jedoch turmhoch überlegen. "Das war ein Superabschluss", sagte Halil Altintop, der seinen starken Auftritt mit dem 4:1 (75.) krönte. Doch auch der routinierte Türke mahnte umgehend: "Euphorisch werden bringt nichts. Das Jahr ist vielleicht bald zu Ende, die Saison aber noch lange nicht."

Eine stimmungsvolle Weihnachtsfeier wird der FCA sich am Samstagabend aber wohl schon erlaubt haben.

Unruhe in Braunschweig

Im Keller ist die Stimmung dagegen beim Aufsteiger, dessen einziger Lichtblick das sehenswerte Tor von Torsten Oehrl (48.) war. Die mickrigen acht Punkte nach 16 Spielen lassen von der enormen Begeisterung über die Bundesliga-Rückkehr nach 28 Jahren nichts mehr übrig. "Wir wollen euch kämpfen sehen", skandierte der Anhang nach der vierten Pleite in Folge frustriert.

Trainer Torsten Lieberknecht musste einräumen, dass die Geduld der Fans inzwischen aufgebraucht sei. Solche Rufe, sagte er, habe es seit vier Jahren nicht gegeben. "Wir müssen uns auf stürmische Zeiten einstellen."

Dass Kollege Weinzierl auf die Augsburger Situation zu Jahresbeginn verwies und ihn aufmuntern wollte, rang dem 40-Jährigen nur ein gequältes Lächeln ab. "Es ist ein extrem bitterer Tag", sagte Lieberknecht.

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