Die Bundesligisten starten nach und nach in die Rückrundenvorbereitung. SPOX beleuchtet die Baustellen aller 18 Klubs. Wo muss nachgebessert werden? Welche Transfers sind denkbar? Und wer wird nicht mehr gebraucht? Teil I - von Braunschweig bis Hannover.
Eintracht Braunschweig
Wo besteht Bedarf?
Ganz klar: in der Offensive. Der Aufsteiger hat mit lediglich zehn Treffern die harmloseste Angriffsreihe der Bundesliga. Den Niedersachen fehlt ein echter Torgarant in der Spitze. Dabei hatte man natürlich auf Domi Kumbela gehofft. Der 29-Jährige schoss die Eintracht mit 19 Treffern zum Aufstieg, blieb in der Hinrunde mit nur zwei Toren allerdings weitestgehend blass. Auch der Bundesliga-erfahrene Thorsten Oehrl konnte die Erwartungen bis dato nicht erfüllen. Gut für Trainer Torsten Lieberknecht, dass die erste Offensiv-Verstärkung schon perfekt ist. Von RedBull Salzburg kommt der norwegische Stürmer Havard Nielsen auf Leihbasis. Der 20-Jährige war beim österreichischen Topklub nur sporadisch zum Einsatz gekommen, geht allerdings mit viel Selbstvertrauen an seine neue Aufgabe. "Ich bin schnell, kann Tore machen - mit beiden Füßen", sagt der Skandinavier über sich selbst.
Gevorg Ghazaryan war zuletzt im Probetraining beim Meister von 1967. Der Armenier konnte sich allerdings nicht für einen Vertrag empfehlen. Manager Marc Arnold ist deshalb weiter auf der Suche nach einem zweiten Offensivspieler. Moritz Stoppelkamp, an dem die Eintracht starkes Interesse hatte, sagte ab. Der 1860-Profi will lieber in München bleiben. "Wir sind nach wie vor in Gesprächen, es ist aber noch nichts abzusehen", sagt Arnold über weitere Transfers.
Wer soll/darf gehen?
Keiner - sagt zumindest Marc Arnold. Auch Mittelfeldspieler Marc Pfitzner soll bleiben, ein Angebot des FSV Frankfurt wurde abgelehnt. Abgänge sind "nicht geplant", auch wenn Arnold das "nie ganz ausschließen" will.
1. FC Nürnberg
Wo besteht Bedarf?
"Wir brauchen Qualität, keine Quantität", sagt Club-Trainer Gertjaan Verbeek über mögliche Winter-Transfers. Ondrey Petrak hat offenbar genug Qualität. Der 21-jährige Mittelfeldspieler kommt von Slavia Prag nach Franken und soll den Traditionsverein vor dem Abstieg bewahren. Vom starken Josip Drmic (sechs Tore) abgesehen, fehlt beim FCN vor allem die Torgefahr aus dem Mittelfeld. Auch die Defensive stand nicht so gut wie Ende der letzten Saison. Die Mannschaft habe unter ihm gezeigt, dass sie gut spielen könne, lediglich die Resultate hätten gefehlt, so Verbeek. Trotzdem ist der Club weiter auf der Suche nach Verstärkung.
Wer ist im Gespräch?
Angeblich soll der FCN Interesse am dänischen Offensivspieler Emil Larsen von Odense Boldklub haben. Auch an Alexander Madlung war Sportchef Martin Bader lange dran, verlor den Vertragspoker allerdings gegen Eintracht Frankfurt, ebenso wie die Bemühungen um FCB-Spieler Jan Kirchhoff, der lieber zu Schalke ging. Besser sieht es im Werben um Willi Evseev aus. Der 21-jährige Offensivspieler vom VfL Wolfsburg soll bereits im Dezember mit Bader verhandelt haben, könnte allerdings auch erst im Sommer ablösefrei nach Nürnberg kommen.
Wer soll/darf gehen?
Nach dem Abgang von Alexander Esswein nach Augsburg sind keine weiteren Verkäufe geplant. Die zuletzt in Ungnade gefallenen Hanno Balitsch und Timo Gebhart sollen unter Verbeek wieder zurück in Form kommen und in der Rückrunde ihren Beitrag zum Klassenerhalt leisten.
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SC Freiburg
Wo besteht Bedarf?
In Freiburg fehlen die Leistungsträger. Die Breisgauer hatten im Sommer viele Stammkräfte verloren und so musste Christian Streich auch aufgrund einiger Verletzungen auf einige Talente aus der Fußballschule zurückgreifen. Zur Rückrunde stehen Schuster, Mensur Mujdza, Jonathan Schmid und Vegar Eggen Hedenstad wieder zur Verfügung. Doch angesichts der prekären Lage will sich der SC in der Offensive nochmal verstärken. Neun Tore konnte das Trio Mehmedi, Hanke und Freis bisher erzielen - zu wenig im Kampf gegen den Abstieg. Ein Transfer von Kapitän Schuster zu Betis Sevilla ist hingegen vom Tisch - der Sportclub lässt den Routinier nicht ziehen und will den Vertrag am liebsten verlängern. Die finanziellen Mittel für eine Neuverpflichtung beim Sportclub sind jedoch sehr begrenzt.
Wer ist im Gespräch?
Ein heißer Kandidat auf einen Wechsel in den Breisgau ist Phillipp Zulechner von österreichischen Erstligisten SV Grödig. Der Stürmer ist Anführer der Torschützenliste und soll die Offensive in Freiburg ankurbeln. Auch die hängende Spitze von Hellas Verona, Samuele Longo, ist bei Freiburg im Gespräch. Um im zentralen Mittelfeld für Verstärkung zu sorgen, buhlen die Badener um Ja-Cheol Koo von Wolfsburg.
Wer soll/darf gehen?
Für 2,3 Millionen Euro kam Garra Dembele 2011 zu den Freiburgern und konnte sich nicht durch Leistung auszeichnen. Anfang des letzten Jahres wurde der Stürmer daraufhin nach China verliehen und erhielt dort einen Vertrag bis zum 31. Dezember 2013. Da dieser Vertrag nun eigentlich vorbei ist, sollte Dembele zurück in den Breisgau kehren, doch daran besteht kein Interesse von Seiten der Verantwortlichen. Beide Parteien streben ein Ende der Zusammenarbeit an.
Eintracht Frankfurt
Wo steht Bedarf?
Eintracht Frankfurt schießt zu wenig Tore. So lautet das Fazit der Hinrunde. Gerade mal 20 Tore konnten die Hessen erzielen, dabei gab es mehr als genug Chancen. Mit Joselu und Vaclav Kaldec stehen zwar zwei gute Stürmer bereit, die aber schwankende Leistungen aufbieten. Daher sollen im Winter Spieler verpflichten werden, die dem Team direkt helfen können. Sehr zur Überraschung der Fans wurden dann aber mit Alexander Madlung und Tobias Weiß zwei Spieler verpflichtet, die überhaupt nicht im Saft stehen. Sollte ein Spieler, der das Anforderungsprofil erfüllt, finanziell zu stemmen sein, wird die Eintracht wohl vor allem in der Offensive nochmal zuschlagen. Ein möglicher Transfer von Dong-Won Ji ist hingegen vom Tisch. Eine Verpflichtung des Südkoreaner ist, nach Angaben von Armin Veh, "nicht realisierbar gewesen".
Wer ist im Gespräch?
Um in der Offensive noch mehr Alternativen zu Verfügung zu haben, soll Peniel Mlapa ein möglicher Kandidat der Eintracht sein. Der Angreifer von Gladbach kommt dort gar nicht zum Einsatz und strebt einen Wechsel an.
Wer soll/darf gehen?
Mit Marvin Bakalorz, der von der Eintracht an Paderborn ausgeliehen wurde, hat Frankfurt bereits einen Spieler abgegeben. Ein weiterer könnte Stürmer Srdjan Lakic sein, der bei einem entsprechenden Angebot die Hessen verlassen dürfte.
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Hamburger SV
Wo besteht Bedarf?
Eine im wahrsten Sinne des Wortes zentrale Schwachstelle bleibt die Position im defensiven Mittelfeld. Milan Badelj hat sich dort zwar stabilisiert, ist und bleibt aber eher ein Spieler für die Halbpositionen und kein klassischer Sechser. Tolgay Arslans Anlage ist zu offensiv, Tomas Rincon hat immer mehr Probleme mit dem Tempo in der Liga. Hier bestünde wohl am meisten Handlungsbedarf. Der lange Ausfall von Dennis Diekmeier hat einige Kandidaten auf die rechte Verteidigerposition gespült, keiner konnte überzeugen. Ein echter Backup wäre eine Überlegung wert. Grundsätzlich gilt beim HSV aber wie schon seit Jahren, dass nicht immer unbedingt die Qualität der einzelnen Spieler das Problem ist, sondern deren Einstellung zu ihrem Beruf. Insofern dürfte sich Trainer Bert van Marwijk für die Rückrunde am bestehenden Personal orientieren - und das "härter anfassen", wie Sportchef Oliver Kreuzer bereits angekündigt hat. Auf der anderen Seite könnte sich mit dem 19. Januar einiges ändern, wenn die Initiative "HSVPLUS" auf der Mitgliederversammlung durchgewunken wird. Dann will Milliardär Klaus-Michael Kühne so kräftig investieren wie noch nie: Die "Sport-Bild" spricht von rund 100 Millionen Euro. Auf der anderen Seite stehen beim HSV derzeit 99,58 Millionen Euro Verbindlichkeiten...
Wer ist im Gespräch?
Am dringlichsten bleibt die Personalie Pierre-Michel Lasogga. Der soll unbedingt gehalten werden, der HSV hat Hertha BSC auch schon ein Angebot unterbreitet. Allerdings betonen die Berliner, ihren Stürmer nach Ende der Ausleihe wieder zurück in die Hauptstadt holen zu wollen. Paralell beobachtet der HSV wie etliche andere Klubs auch den Österreicher Philipp Hosiner von Austria Wien. Gerüchte gibt es auch um Niklas Moisander, finnischer Innenverteidiger von Ajax Amsterdam. Aber der dürfte momentan noch erheblich zu teuer sein für den HSV (rund 6 Mio. Euro Marktwert).
Wer soll/darf gehen?
Der HSV hat immer noch einige Spieler auf der Payroll, die längst weg sein müssten. Gojko Kacar, Robert Tesche (beide nicht mit im Trainingslager) und Michael Mancienne stehen zum Verkauf und sind die dringlichsten Personalien. Artjoms Rudnevs, der unter van Marwijk kaum mehr eingesetzt wurde, wird zumindest bis zum Saisonende an Hannover 96 verliehen, plus Kaufoption. "Es gibt eine Menge zu tun. Wir wollen Spieler verkaufen, zudem laufen auch einige Verträge aus. Da möchten wir die ersten Gespräche führen. Ich bin im ständigen Kontakt mit den Beratern und Klubs. Wir hoffen, dass sich etwas tut", sagt Kreuzer. Der muss sich zudem um die Zukunft von Dennis Aogo kümmern. Der ehemalige Nationalspieler dürfte bei einem entsprechenden Angebot gerne bei Schalke 04 bleiben, wohin Aogo derzeit verliehen ist.
Hannover 96
Wo besteht Bedarf?
Mit der Verpflichtung von Tayfun Korkut als Nachfolger von Mirko Slomka haben die Verantwortlichen eine mutige Entscheidung getroffen. Der noch unerfahrene Coach soll den Klub aus dem Tabellenkeller führen. Dabei ist es kein Geheimnis, dass Hannover unbedingt einen Stürmer sucht, konnte man doch in der Hinrunde nur 23 Tore erzielen. Zudem will Mame Diouf den Verein gerne verlassen. Der zweite Angreifer der 96er, Didier Ya Konan, ist derzeit verletzt und steht daher nicht zur Verfügung. Einzig Artur Sobiech bleibt somit noch als nomineller Stürmer übrig. Auf der Torwartposition besteht bisher kein Bedarf, allerdings könnte es im Sommer so weit sein. In Gladbach und Schalke soll man ein Auge auf Ron-Robert Zieler geworfen haben.
Wer ist im Gespräch?
Artjoms Rudnevs kommt auf Leihbasis vom Hamburger SV und wird vorerst bis zum Saisonende bleiben. Dann muss sich 96 entscheiden, ob man den lettischen Angreifer kaufen will. Nicolas Castillo gilt als fast sicherer Transfer. Sein Verein, CD Universidad Catolica, meldete den Wechsel des Chilenen bereits als perfekt und auch in Hannover bezeichnete man die Verhandlungen als "sehr weit fortgeschritten". Neben dem 20-jährigen Stürmer ist auch der Angreifer Paul-Georges Ntep von Auxerre ein Thema in Hannover.
Wer soll/darf gehen?
Mame Diouf steht vor einem Abgang. Die Frage ist nur, ob der Stürmer sich bereits im Winter verabschiedet oder erst im Sommer. Zuletzt kündigte Klubchef Kind an, dass Diouf "sofort gehen könnte". Mittelfeldspieler Franca wurde bereits nach einem halben Jahr in Hannover nach Brasilien verliehen. Auch Linksverteidiger Sebastien Pocognoli könnte den Verein noch verlassen.
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