Ein Hauch von Champions League

Daniel Reimann
21. Januar 201415:43
Garanten für den Wolfsburger Erfolg: Diego, Ivica Olic, Ricardo Rodriguez und Maxi Arnold (v.l.)spox
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Durch die bemerkenswerte Verpflichtung von Kevin de Bruyne gewinnt der VfL Wolfsburg nochmals enorm an Schlagkraft und stellt nun eine der gefährlichsten Offensivreihen der Bundesliga. Ist der Tabellenfünfte bereit für höhere Aufgaben? Der VfL Wolfsburg in der Kaderanalyse.

Tor: Der konkurrenzlose Dauerbrenner

Zugänge: -

Abgänge: -

Offene Position: -

Die Situation: Am 17. September 2011 bestritt Wolfsburg zum letzten Mal ein Bundesliga-Spiel ohne Diego Benaglio. Seitdem hat der VfL-Rückhalt jede Ligapartie über 90 Minuten bestritten, 79 an der Zahl. Benaglio ist der absolute Dauerbrenner bei den Wölfen, er steht außer Frage. Nachdem er in der vergangenen Saison als einer von wenigen Wolfsburger Akteuren schon herausgeragt hatte, konnte er sich in der laufenden Spielzeit nochmals steigern.

Neben einer stärker besetzten und besser abgestimmten Defensive hat auch Benaglio einen großen Anteil daran, dass nur zwei Teams (Bayern und Leverkusen) weniger Gegentore kassierten als der VfL (19). Auch seine individuellen Statistiken sprechen eine klare Sprache (siehe Grafik). Weniger Gegentore pro 90 Minuten, mehr gehaltene Bälle und zur Winterpause fast schon so viele zu-Null-Spiele wie in der kompletten Saison 2012/2013.

Diego Benaglio: Saison 2013/2014 vs. Saison 2012/2013

Hinter Benaglio lauert mit Max Grün ein Bundesliga-Erprobter, der seiner Zeit einen großen Anteil am Aufstieg von Greuther Fürth hatte. Dazu hat Hecking mit Patrick Drewes ein vielversprechendes Talent in der Hinterhand, das bereits seit Jahren das Wölfe-Dress trägt.

Angeblich hat er schon das Interesse von Juventus Turin auf sich gezogen. Doch sowohl Drewes als auch Grün sind von der Klasse eines Benaglio noch ein gutes Stück entfernt. Benaglio hat gute Backups - aber keine ernsthafte Konkurrenz.

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Seite 2: Abwehr - Die Unbezwingbaren Drei und eine Baustelle

Seite 3: Mittelfeld - Eine der gefährlichsten Offensivreihen der Liga

Seite 4: Sturm - Ein Sorgenkind und Ivi im siebten Frühling

Abwehr: Die unbezwingbaren Drei und eine Baustelle

Zugänge: -

Abgänge: -

Offene Position: Rechter Verteidiger

Die Situation: Die Viererkette ist Wolfsburgs Prunkstück und der Garant für die unerwartet erfolgreiche Hinserie. Wolfsburg hat nicht nur die drittwenigsten Gegentore kassiert, der VfL stellt auch die zweikampfstärkste Mannschaft der Liga (siehe Grafik).

Ein Verdienst, der vor allem dem Stammverteidiger-Trio Naldo, Robin Knoche und Ricardo Rodriguez gebührt. Sie gewinnen knapp zwei Drittel ihrer Duelle und rangieren damit alle drei in den Top 20 der besten Bundesliga-Zweikämpfer. Dank der überragenden Kopfballstärke der beiden Innenverteidiger hat der VfL zudem erst einen Treffer per Kopf kassiert.

Die Zweikampftabelle der Bundesliga

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Doch neben all den positiven Aspekten gibt es auch Schattenseiten. In den ersten beiden Testspielen der Winterpause gegen Arnheim (2:3) und Anderlecht (3:2) kassierte der VfL insgesamt fünf Treffer und lieferte defensiv eine dürftige Leistung ab.

"Defensiv müssen wir noch besser agieren. Wir haben in den Testspielen noch zu viele Zweikämpfe verloren", bemängelte Trainer Dieter Hecking. Man habe "viele Torchancen der Gegner zugelassen", so Heckings Diagnose. Man stehe "noch nicht wieder so kompakt wie im vergangenen Jahr", pflichtete ihm Abwehrboss Naldo bei. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Zudem bleibt die Rechtsverteidigerposition eine kleine Baustelle. In Sachen Zweikampfstärke fielen die beiden Teilzeit-Rechtsverteidiger Christian Träsch (50,4 Prozent) und Patrick Ochs (53,8 Prozent) ab. Auch zeigten sich beide nicht so konstant wie ihre Kollegen aus der Viererkette.

Immerhin: Träsch feierte gegen Arnheim sein Comeback nach dreimonatiger Verletzungspause. Der Kampf um den Platz rechts hinten ist neu entfacht. "Ein offener Konkurrenzkampf", meint Träsch und kündigt an: "Zum Auftakt will ich in der Startelf stehen." Seine Chancen stehen übrigens gut, Ochs fehlt am 18. Spieltag wegen einer Gelbsperre.

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Mittelfeld: Eine der gefährlichsten Offensivreihen der Liga

Zugänge: Junior Malanda (war ausgeliehen an Zulte-Waregem), Kevin de Bruyne (FC Chelsea)

Abgänge: Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Ja-Cheol Koo (1. FSV Mainz 05)

Offene Position: -

Die Situation: Mit Julian Brandt verließ eines der vielversprechendsten Nachwuchstalente den VfL zur Winterpause gen Leverkusen. Doch gleichzeitig lotse Klaus Allofs mit Kevin de Bruyne einen der begehrtesten Offensivspieler der Transferperiode in die VW-Stadt. Bremen, Schalke, Leverkusen und die internationale Konkurrenz gingen leer aus.

Der bemerkenswerte Transfercoup war nicht nur ein Zeichen der Stärke und Kampfansage zugleich, er beschert dem VfL auch eine der gefährlichsten Offensivreihen der Liga, die sich jederzeit mit der Konkurrenz um die Europacup-Plätze messen kann.

Kevin de Bruyne als Kreativzentrale, flankiert vom torgefährlichen Maxi Arnold und dem begnadeten Fußballer Diego - ein durchaus bedrohliches Szenario, das nach Champions-League-Niveau riecht. Hinzu kommt, dass alle drei offensiv sehr variabel einsetzbar sind. SPOX

Zwar ranken sich um Diego zahlreiche Wechselgerüchte, doch er wird wohl bis zum Saisonende bleiben. Hecking bleibt damit die Qual der Wahl. Denn gleichzeitig kratzen Ivan Perisic und der zu alter Form gereifte Daniel Caligiuri an der Startelf, ab Mitte Februar steigt auch Vieirinha wieder in den Konkurrenzkampf ein.

Der Portugiese wollte nach auskuriertem Kreuzbandriss sogar mit ins Trainingslager nach Abu Dhabi reisen und musste von Hecking gebremst werden. Auf Vieirinha wartet nun noch gut ein Monat Reha. Und dann ist da noch Jungtalent Willi Evseev, der auf weitere Kurzeinsätze spekuliert.

Eine Reihe weiter hinten hat sich Slobodan Medojevic neben dem Sommer-Königstransfer Luiz Gustavo etabliert. Die beiden harmonieren mittlerweile hervorragend. Gustavo spielte seine Stärke als Abräumer und Defensivdirigent aus, während Medojevic offensiver agiert und seiner Kreativität Impulse für das Wolfsburger Angriffsspiel gibt (siehe Grafik).

VfL Wolfsburg: Aktionsradius der Spieler gegen Dortmund

Doch im Gegensatz zum offensiven Mittelfeld kann die zweite Garde auf der Sechs dem Stamm-Duo nur bedingt gefährlich werden. Ja-Cheol Koo spielte seit seinem Außenbandriss im Sprunggelenk keine Rolle mehr und flüchtete unlängst nach Mainz. Jan Polak stand zuletzt nicht einmal mehr im Kader.

Zwar wurden Arnold und Jungtalent Willi Evseev bereits im defensiven Mittelfeld getestet, doch beide wirken auf dieser Position ob ihrer Offensivqualitäten verschwendet. Bleibt der 19-jährige Neuzugang Junior Malanda, hinter dem jedoch noch zahlreiche Fragezeichen stehen. Einen längeren Ausfall von Gustavo könnten die Wölfe folglich nur schwer kompensieren.

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Seite 4: Sturm - Ein Sorgenkind und Ivi im siebten Frühling

Sturm: Ein Sorgenkind und Ivi im siebten Frühling

Zugänge: -

Abgänge: -

Offene Position: -

Die Situation: Die Ausgangslage könnte unterschiedlich kaum sein. Auf der einen Seite ein 34-Jähriger im gefühlten siebten Frühling, der die Hinrunde seines Lebens spielte und plötzlich auf eine Vertragsverlängerung hoffen darf.

Auf der anderen Seite ein ehemaliger Goalgetter, der nach langer Verletzungspause mit wenig Vertrauen und noch weniger Einsatzzeit zu kämpfen hat. Ivica Olic und Bas Dost trennen derzeit Welten.

Olic, der dank Kämpferherz und Torriecher bei Hecking einen Stein im Brett hat, war in der Hinrunde als einzige Spitze gesetzt. Dost hingegen kam nach auskurierter Verletzung nur von der Bank. Eine Rolle, die ihm überhaupt nicht schmeckt. Unlängst machte der Niederländer seinem Ärger Luft und thematisierte öffentlich die Option eines Vereinswechsels.

Denn einen Olic in Hochform kann Hecking nur schwer auf die Bank setzen und eine Variante mit zwei Stürmern ist ausgeschlossen: "Bas und Ivi zusammen wird es bei mir nicht geben, weil unsere Mannschaft im 4-2-3-1-System stabiler ist und Ivi im Zentrum besser", stellte Hecking klar.

Doch gleichzeitig erhält Wolfsburgs Sorgenkind positive Signale von ganz oben: Er habe durch seine Tore in den Testspielen "gezeigt, dass es für ihn vorangeht und er eine echte Alternative ist", sagte Allofs. Schlechter sieht es dagegen bei Stefan Kutschke aus.

Der 25-Jährige spielte in den letzten sechs Ligaspielen keine einzige Minute und kokettiert mit einem Abschied. Allerdings will ihn der VfL halten, zumal bereits die Tormaschine aus der A-Jugend, Federico Palacios-Martinez, zu RB Leipzig wechselte.

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