Verbeek nimmt Schuld auf sich

SID
Gretjan Verbeek nahm nach dem Ausraster von Timo Gebhart die Schuld auf sich
© getty

Der 1. FC Nürnberg hat durch das 1:0 beim FC Augsburg im Abstiegskampf ein Ausrufezeichen gesetzt. Nur Timo Gebhart störte beim Club die Freude. Trainer Gertjan Verbeek nimmt die Schuld aber auf sich.

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Es kommt in der Bundesliga nicht so oft vor, dass ein Coach die Entgleisung eines Spielers auf seine Kappe nimmt - Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek hat diese Größe gezeigt. Anstatt Timo Gebhart nach dessen Ausraster in Augsburg zu bestrafen, nahm der Niederländer nach dem 1:0 (0:0) beim FCA überraschend sogar die Schuld auf sich.

"Ich habe Verständnis für seine Reaktion. Ich habe ihm gesagt, dass es auch für mich eine Niederlage ist. Ich habe ihm nicht erklären können, was ich will. Das war schlechte Arbeit von mir, mein Fehler", räumte Verbeek offen ein.

Gebhart war in der 55. Minute für Robert Mak eingewechselt worden. In der 81. Minute holte Verbeek den Mittelfeldspieler aber schon wieder vom Platz - die Höchststrafe für Gebhart, der daraufhin wutentbrannt in die Kabine gestürmt war und auf dem Weg dorthin noch gegen eine Werbetafel getreten hatte.

"Emotionen gehören dazu"

Es ist nicht der erste Aussetzer des 24- Jährigen. Gebhart war bereits im vergangenen Jahr nach disziplinarischen Verfehlungen suspendiert worden und durfte eigentlich nur auf Bewährung beim Club bleiben. Trotzdem ließ Verbeek am Sonntag nach einem Gespräch mit dem "Sünder" Gnade vor Recht ergehen.

Kritik ersparte er Gebhart aber trotzdem nicht. Dieser habe "den falschen Weg gewählt. Er hat sich nicht an Absprachen gehalten". So habe Gebhart "das Team in Gefahr gebracht. Deshalb musste ich eine Entscheidung für die Mannschaft treffen. Dies ist scheiße für ihn, aber auch für mich", sagte der FCN-Coach, ergänzte aber: "Ich weiß, dass er stark zurückkommt."

Auch Kapitän Raphael Schäfer wollte die Angelegenheit "nicht zu groß machen. Emotionen gehören dazu. Timo hat sich schon wieder mitfreuen können", betonte der Torwart.

Kein Grund zur Euphorie

Überhaupt waren die Franken nach dem dritten Sieg im vierten Rückrunden-Spiel bemüht, das Sportliche in den Mittelpunkt zu stellen. Und in diesem Punkt sieht es nach einer desolaten und sieglosen Hinrunde inzwischen ganz gut aus für den Club.

20 Punkte, Platz 14 und am Samstag (ab 15.15 Uhr im LIVE-TICKER) im Duell gegen Schlusslicht Braunschweig mit der großen Chance, sich im Abstiegskampf noch weiter abzusetzen. "Das ist einer unserer Konkurrenten. Das Spiel wollen wir natürlich gewinnen", betonte Verbeek .

Grund zu Euphorie sieht Schäfer aber noch lange nicht. Man befinde sich immer noch auf der Intensivstation "zur Beobachtung", sagte er, "aber die Prognose hat sich definitiv gebessert".

Club ist vorsichtig geworden

Der Club ist nicht nur angesichts seiner Historie mit sieben Abstiegen vorsichtig geworden. Auch die anhaltende Verletztenmisere beschäftigt die Nürnberger. In Augsburg war neben Timothy Chandler, Daniel Ginczek und Makoto Hasebe auch noch Mike Frantz kurzfristig ausgefallen. Zudem musste Hiroshi Kiyotake zur Pause angeschlagen raus.

"Wir dürfen nicht daran denken. Es tut weh, dass die Jungs fehlen, aber geschwächt sind wir dadurch nicht", sagte Torjäger Josip Drmic, der den Nürnbergern mit seinem Tor in der 65. Minute den Sieg gesichert hatte. Vor dem Club liege aber noch "ein großer und langer Weg".

Auch Verbeek sieht noch reichlich Potenzial. Die Mannschaft habe zwar Kampfgeist gezeigt, aber vor allem in der letzten halben Stunde "war der Ball viel zu schnell wieder weg. Wir haben zu wenig Fußball gespielt und sind nur noch nach hinten gelaufen". Dies ist für den Niederländer, der eine offensive Philosophie vertritt, ein Gräuel. Deshalb habe er "gewechselt, um mehr Ballbesitz zu haben".

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