"Es wurden Grenzen überschritten"

Von SPOX
Die Hamburg-Fans blockierten die Ausfahrt, Eier und Bierbecher flogen
© getty

Frustrierte Fans des Hamburger SV haben ihre Wut nach dem 0:3 (0:3) gegen Hertha BSC am Samstagabend an der Mannschaft ausgelassen. Rund 300 Anhänger bewarfen Spieler und Verantwortliche. Jacques Zoua wurde am Kopf verletzt. Der Aufsichtsrat will wohl Trainer Bert van Marwijk entlassen. Die "Vereinigung der Vertragsfußballspieler" sieht Grenzen überschritten.

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Besonders Kapitän Rafael van der Vaart bekam den Zorn der Fans zu spüren, der Niederländer wurde beschimpft und mit Gegenständen beworfen. Feuerzeuge und Bierbecher flogen ihm entgegen, die anwesenden Ordner konnten ein Handgemenge zwischen Spieler und Anhängern vermeiden.

Doch auch andere Spieler, die sich der Situation stellten und mit der aufgebrachten Meute diskutieren wollten, wurden attackiert, nachdem sie das Stadion verließen. Die Situation eskalierte, die Anhänger gingen auf die eigenen Spieler los und warfen sogar mit Eiern.

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Tränen bei Zoua

Stürmer Jacques Zoua traf ein Wurfgeschoss am Kopf, der Kameruner wurde unter Tränen von Ordnern und Mitspielern zurück ins Stadion gebracht.

Auch Winter-Neuzugang Ola John wurde angegriffen, als er in seinem Auto vom Gelände fahren wollte. Die Meute trat gegen das Fahrzeug des Niederländers, die Polizei musste auch hier einschreiten und setzte Pfefferspray ein. Mindestens ein Anhänger wurde bei Handgreiflichkeiten unter den Fans am Kopf verletzt.

Die Lage beruhigte sich erst spät nach Schlusspfiff. Auch der Hertha-Bus, sicherheitshalber innerhalb der Arena verblieben, fuhr um 22 Uhr schließlich Richtung Berlin ab.

Baranowsky: "Das Maß ist voll"

"Das muss man offensiv angehen. Dass uns die Fans nicht um den Hals fallen, war klar. Das alles zeigt, dass eine gewisse Frustrationsgrenze erreicht ist", sagte HSV-Vorstandschef Carl Jarchow, der sich den Fans ebenfalls gestellt hatte.

Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der "Vereinigung der Vertragsfußballspieler" sagte im Gespräch mit SPOX: "Solche Vorkommisse wie jetzt in Hamburg werfen kein gutes Zeichen auf den Fußball an sich. Das geht nicht! Es wurden bei allem Verständnis Grenzen überschritten. Es wurden neue Dimensionen erreicht und das Maß ist voll!"

Die Attacken der HSV-Anhänger seien kein Einzelfall. "In Hamburg setzte sich leider der Trend fort, dass Spieler systematisch gemobbt werden, ich erinnere in jüngerer Vergangenheit nur an die Fälle Kevin Pezzoni und Daniel Bauer. Die Spieler müssen von Vereinsseite aus besser beschützt werden", sagte Baranowsky weiter.

Rauswurf von van Marwijk gefordert

Dabei sorgt nicht nur das Verhalten der HSV-Fans für Chaos bei den Hanseaten. Wie die "Bild" berichtet, traf sich der Aufsichtsrat bereits während der an das Spiel anschließenden Pressekonferenz, um über eine Entlassung des Trainer Bert van Marwijk zu beraten.

Der sportliche Vorstand steht allerdings weiterhin hinter dem Niederländer und stärkt ihm in Person von Sportdirektor Oliver Kreuzer den Rücken: "Ich fange erst gar keine Trainerdiskussion an. Bert van Marwijk wird auch über das Spiel in Braunschweig hinaus bei uns auf der Bank sitzen."

Nun soll der Aufsichtsrat damit drohen, den Vorstand von seinen Aufgaben zu entbinden, sollte man nicht den Trainer wechseln, um den drohenden Abstieg zu verhindern. Der HSV steht nach 20 Spieltagen mit 16 Punkten nur noch auf dem vorletzten Tabellenplatz und stellt die schlechteste Defensive (47 Gegentreffer) der Liga.

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