"Ich kann die Spieler ja nicht abmelden. Aber am Ende kann man jeden Spieler greifen. Der Zeitpunkt kommt - auch wenn es nicht morgen oder übermorgen ist. Als Verein sitzt man immer am längeren Hebel", drohte der 44-Jährige mit leiser Stimme und süffisantem Lächeln: "Wir werden ein gesundes Maß finden zwischen dem, was in dieser Woche stattgefunden hat - das bleibt mit Sicherheit in Erinnerung - und der neuen Saison."
"Das Schlechteste, was ich je gesehen habe"
Normalerweise müsste Heldt die meisten seiner Profis rausschmeißen: Denn sowohl beim 1:6 gegen Real Madrid wie auch beim 1:5 gegen Bayern München präsentierte sich Schalke phasenweise wie eine Schülermannschaft. "Das Schlechteste, was ich je gesehen habe. Desaströs, unterirdisch. Die Mannschaft ist zusammengebrochen", schimpfte ein fassungsloser Trainer Jens Keller.
Als "hochgradig peinlich" bezeichnete Kapitän Benedikt Höwedes das Debakel beim übermächtigen Rekordmeister. Kevin-Prince Boateng sprach ohne Umschweife und mit finsterer Miene von einer "Horror-Woche, einem Scheißtag".
Den Schalker Bossen gefiel auch nicht, dass Jefferson Farfan nach dem Spiel lachend mit seinem Landsmann Claudio Pizarro und dem Brasilianer Rafinha auf dem Rasen stand und plauderte. Das Foto, das Rafinha am Tag danach auf Twitter veröffentlichte, dürfte Heldt und Keller weitere Sorgenfalten bereiten.
Boateng selbstkritisch
Dass Schalke wie schon gegen die Königlichen auch gegen die Bayern derart unterging, lag aber auch an Boateng, der seinem Anspruch nie gerecht wurde und zum Überfluss die Rote Karte gegen Kyriakos Papadopoulos mit einem Katastrophenpass einleitete. "Ich will eigentlich die Jungen führen, das ist mir nicht gelungen", gab der ghanaische Nationalspieler offen zu.
Bezeichnenderweise war Torwart Ralf Fährmann in München bester Schalker. Der war verständlicherweise "total sauer", dass er von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde. "Wir müssen mehr Männer werden, mehr dazwischenhauen", schimpfte Fährmann: "Diese zwei Spiele kotzen mich an."
Heldt ging es nach einer erneut "mutlosen" Vorstellung nicht anders. "Wir haben uns unserem Schicksal ergeben. Es war eine bittere Woche, die richtig weh tut. Elf Gegentore in zwei Spielen - das ist erst einmal ein Fakt", sagte der Manager.
Keine Trainerdiskussion
Erneute Debatten um den Trainer ("Wenn wir jetzt in Alibis gehen, dann ist es schon mal der nächste falsche Schritt") wollte er aber nicht zulassen: "Uns fällt mit Sicherheit etwas ein, ratlos sind wir auch nicht."
Doch was sich bis zum Spiel am Samstag gegen Hoffenheim ändern muss und wird, wusste erst einmal keiner so genau. Vielmehr wurden die üblichen Parolen bemüht.
"Mund abputzen, weitermachen", meinte Fährmann. "Wir haben die Chance, es besser zu machen. Wir müssen den Kopf rausstrecken, uns aufraffen und zusammenhalten. Wir haben vorher fünf Spiele nicht verloren, daran müssen wir uns hochziehen", fügte Boateng an.
Nur eines wollte Heldt nicht: "Wir werden versuchen, das Richtige zu machen und nichts Populistisches."
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