Clash der Kulturen

Pep Guardiola in seinem Element: er coacht seine Spieler ständig
© getty

Pep Guardiola hat die Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Werder Bremen (Sa. 15.15 Uhr im LIVE-TICKER) genutzt, um ein Plädoyer für seine Philosophie von Fußball zu halten. Das Rückspiel gegen Real Madrid in der Champions League ist allgegenwärtig.

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Robin Dutt hat am Donnerstag über Bayern München gesprochen. Klar, sein Werder Bremen tritt am Samstag in der Allianz Arena an. Die Bremer sind aus dem Gröbsten raus, auch wenn noch ein eigenes Pünktchen oder ein Punktverlust des HSV fehlt, um den Klassenerhalt als sicher zu bezeichnen.

Dutt hat also gesagt, dass er mit seiner Mannschaft in München Punkte holen will, er will den Bayern "sportlich weh tun". Nach dem 0:7 im Hinspiel hat Werder auch etwas gutzumachen. Dutt hat sich aber neben dem anstehenden Spiel auch mit dem vergangenen Spiel des FC Bayern beschäftigt.

Die Münchner haben am Mittwoch 0:1 bei Real Madrid verloren und danach zum Teil heftige Kritik an ihrer Spielweise hinnehmen müssen.

"Da läuft für mich einiges schief. Ich verstehe nicht, warum den Bayern vorgehalten wird, dass sie versucht haben, bei einem Topteam das Spiel zu machen", sagte Dutt. "Es hat mich überrascht, wie die Bayern kritisiert worden sind. Sie haben auswärts so dominant gespielt. Wenn man jemand kritisieren müsste, dann wäre es Real gewesen. Der Bayern-Auftritt hat mich beeindruckt."

Bremen nur ein Zwischenspiel

Auch Pep Guardiola hätte am Freitag einiges sagen können über die Spielweise von Werder Bremen. Seine Assistenten haben ihn wie immer mit einer ausführlichen Analyse des Gegners versorgt. Zuletzt habe Werder im 4-4-2 mit Raute gespielt, "gegen uns aber mit 4-4-2 flach, ich kann also nicht sicher sein, was am Samstag passiert", sagte Guardiola.

Doch die Partie gegen Werder ist vor allem das Spiel zwischen den beiden Halbfinals gegen Real Madrid. Deshalb wurde Guardiola kaum etwas zu Bremen, aber viel zur Niederlage in Madrid und zum Rückspiel am Dienstag gefragt. Das Halbfinale ist allgegenwärtig.

Guardiola hat mitbekommen, dass der Auftritt seiner Mannschaft im Estadio Santiago Bernabeu in Deutschland ein negatives Echo gefunden hat und das vor allem an seiner Obsession des Ballbesitzes festgemacht wurde.

Guardiola ernst und energisch

Die Pressekonferenz am Freitag wurde ein Plädoyer Guardiolas für seine Fußballphilosophie. Der Spanier begann das Gespräch entschlossen, er wirkte sehr ernst, die Augenbrauen hatte er nach unten gezogen. Guardiola sprach schnell und mit Verve, die deutschen, spanischen und englischen Vokabeln mixte er noch häufiger als sonst.

Das "Teamspiel" und die "Leidenschaft" seien gegen Braunschweig und Madrid zurückgekommen. "The most important thing" sei das in dieser Saison gewesen und auch entscheidend für das Rückspiel gegen Real.

Er betonte nochmal, wie stolz er auf seine Mannschaft sei und dass sie den Mut hatte, nach Madrid zu fahren und sich einfach den Ball zu nehmen und das Spiel zu dominieren.

Streitthema Dominanz

Die Dominanz. Es war das zentrale Streitthema nach dem Spiel in Madrid. Haben die Bayern Real Madrid in deren Stadion wirklich beherrscht oder hat Bayern nur das spielen dürfen, was ihnen die Königlichen erlaubten?

Für Guardiola war die Rollenverteilung eindeutig. Wenn der Gegner mehr Ecken, mehr Flanken, mehr Torschüsse habe, "dann ist der Ballbesitz nichts, aber das ist nicht passiert in Madrid". Auch in der Kategorie Torchancen sah er Bayern im Vorteil.

Man könne sich gegen Real Madrid auch auf einen offenen Schlagabtausch einlassen, aber dann sei das Risiko um einiges höher. Was dann passieren kann, habe man beim 6:1 auf Schalke und beim 3:0 gegen Dortmund gesehen. Reals Konter sind: "Wow!"

Bayerns Spielweise "contracultural"

Für Guardiola ist das keine Option, er will das Risiko minimieren und nicht in der eigenen Hälfte auf Angriffe des Gegners warten. Auch wenn seine Art zu spielen "contracultural" sei. In Deutschland favorisiere man Mannschaften wie Real Madrid und Borussia Dortmund, die blitzschnellen Umschaltfußball spielen.

Aber Bayern München habe ihn deshalb verpflichtet, um mit der Mannschaft seine Vorstellungen umzusetzen. "Ich mag dieses Spiel, ich mag es, mit dem Ball zu spielen", sagte Guardiola. Der 43-Jährige soll die erfolgreiche vergangene Saison zu einer Ära ausbauen, die Grundlagen dafür sind gelegt.

Guardiola will Balance finden

Bei all der Kritik erinnerte Guardiola daran, dass der FC Bayern die Meisterschaft gewonnen hat, im Pokalfinale sowie im Halbfinale der Champions League steht und auch die Klub-WM und den europäischen Supercup gewonnen hat.

"Wir haben es nicht schlecht gemacht diese Saison", sagte Guardiola beim Blick auf die Erfolge etwas zurückhaltend. Es geht in dieser Phase auch um die Deutungshoheit dieser Saison. Schließlich wurden die Bayern bis vor einigen Wochen noch als Übermannschaft gepriesen.

Guardiola kann diesen Stimmungswechsel kaum nachvollziehen, er kämpft gerade daran an. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die Balance zwischen "meiner Philosophie und der Kultur hier zu finden".

Pep Guardiola im Steckbrief