Bayer Leverkusen: Es läuft derzeit schlecht für die Werkself, die in der Rückrunde gerade mal elf Punkte eingefahren hat und ihren sicher geglaubten Platz unter den ersten Vier - und damit in Champions-League-Gefilden - zu verspielen droht. Trainer Sami Hyypiä ist schwer angezählt, es gilt als offenes Geheimnis, dass er bei einem Misserfolg am Freitag beim HSV nicht mehr zu halten sein wird. Sein ehemaliger Co-Trainer Sascha Lewandowski stünde schon bereit. Die Diskussion unterm Bayer-Kreuz ist ausgelutscht und für so manchen auch mühselig, erfährt aber derzeit wieder neue Nahrung: Einmal mehr entsteht der Eindruck, dass es Teilen der Mannschaft zu gut geht, dass sich einige zu früh mit zu wenig zufrieden geben und nur noch Dienst nach Vorschrift verrichten. Die klassische Komfortzone, in die Bayer gerne - und oft auch zu Unrecht - gedrängt wurde: Sie hat wieder Einzug gehalten in Leverkusen.
Die Verantwortlichen schauten dem trostlosen Treiben einige Wochen lang zu, jetzt regt sich erheblicher Widerstand, der Ton wird rauer. In der "Sport Bild" kündigt Bayers Geschäftsführer Michael Schade "gravierende Änderungen im Kader" an: "Wir müssen genau analysieren, ob wirklich jeder Spieler bereit ist, für gutes Geld auch eine gute Leistung zu erbringen." Namen werden nicht genannt, und doch ist klar, wer unter anderem damit gemeint ist. Emir Spahic läuft seit Monaten seiner Form hinterher, Giulio Donati ist als Rechtsverteidiger auf dem Niveau keine Option. Sidney Sam geht im Sommer ohnehin zum FC Schalke. Bleibt das große Rätsel Gonzalo Castro. Die letzten sechs, sieben Spiele des ehemaligen Nationalspielers waren erschreckend schwach, die gesamte Rückrunde allenfalls durchschnittlich. Offenbar ruht sich Castro auf der für ihn und die Mannschaft ausgesprochen erfolgreichen Hinserie aus, statt weiter Vollgas zu geben und die anvisierten Ziele zu erreichen. Ungewollt wird Castro so zum Sinnbild der Leverkusener Mentalitätskrise.
Borussia Dortmund: Die zweite Mannschaft des BVB steckt weiter im Abstiegskampf der 3. Liga, auch wenn der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz nun schon sechs Punkte beträgt. Die drei Unentschieden zuletzt waren eine etwas dürftige Ausbeute. Vielleicht kann Trainer David Wagner im Endspurt ja noch auf einen Spieler zurückgreifen, der dem BVB schon länger "gehört", bisher aber keine Rolle spielen durfte in den Planungen der U 23. Mit dem Amerikaner Junior Flores ist sich die Borussia bereits seit über einem Jahr einig, der offensive Mittelfeldspieler machte bereits im Sommer bei einem Einladungsturnier dank einer Sondergenehmigung seine ersten Spiele für die Dortmunder A-Jugend. Dort hinterließ der nur 1,65-Meter kleine Flores einen hervorragenden Eindruck.
Das Problem: Bis vor einer Woche war Flores erst 17 Jahre alt, laut FIFA-Statuten durfte er vor Vollendung seines 18. Lebensjahres nicht vom BVB unter Vertrag genommen werden. Wenn nicht noch in dieser, dann soll Flores ab der kommenden Saison seine ersten Gehversuche bei den Amateuren absolvieren. Ebenso wie Khaled Narey. Der 19-Jährige wechselt im Sommer von Bayer Leverkusen zum BVB. "Er ist ein schneller, beweglicher und torgefährlicher Spieler, der auf mehreren Positionen einsetzbar ist", betont Nachwuchskoordinator Lars Ricken. In Dortmunds U 23 soll Narey vor allem auf der rechten Außenbahn zum Einsatz kommen. Dabei profitiert der BVB offenbar von Bayers Vorhaben, in naher Zukunft gänzlich auf seine zweite Mannschaft zu verzichten.
Hamburger SV: Die Profis sorgen weiter für prominente Negativschlagzeilen - da will sich offenbar auch der Unterbau nicht lange betteln lassen. Rodolfo Cardoso wurde zuletzt mitgeteilt, dass er ab Sommer nicht mehr Trainer der U 23 des HSV sein wird. Dass der Argentinier, als Spieler und Trainer immerhin 14 Jahre im Verein, davon zuerst aus der Presse erfuhr, enttäuschte das Urgestein ungemein. Am Montag wurde nun bekannt, dass der scheidende U-23-Trainer sich mit seinem Schicksal nicht so leicht abfinden will.
Und den HSV deshalb jetzt auf Weiterbeschäftigung über den Sommer hinaus vor Gericht zieht. Im Prinzip geht es um die Frage, ob der HSV Cardoso bei einem Rauswurf eine Abfindung bezahlen muss oder nicht. Am Freitag steht der Gerichtstermin in Hamburg an. Eine Art Präzedenzfall gibt es auch: Vor einigen Jahren klagte der damalige Nachwuchstrainer Karsten Bäron ebenfalls darauf, dass sein langjähriger Vertrag als unbefristet angesehen wird. Nach über zwei Jahren Rechtsstreit kam das Gericht zum Entschluss, dass der HSV eine Abfindung zu zahlen hätte. Damals bekam Bäron nachträglich noch 250.000 Euro zugesprochen.
Werder Bremen: Mit Aaron Hunt ist die wichtigste Personalie in Bremen seit ein paar Tagen geklärt. Der Spieler wird Werder am Saisonende definitiv verlassen. Ebenso wie Aleksandar Ignjovski. Der Serbe lehnte wie Hunt ein neues Vertragsangebot der Norddeutschen ab. "Ich habe das Vertragsangebot abgelehnt, da ich meiner Meinung nach zu selten auf meiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld zum Einsatz komme. Das war der einzige Grund, mich so zu entscheiden", versicherte Iggy am Dienstag. Trainer Robin Dutt sah den 23-Jährigen rechts in der Viererkette am besten aufgehoben, der Spieler selbst drängte immer auf einen Einsatz in der Zentrale.
Nun also die Trennung von zwei wichtigen Akteuren, die den Umbruch in Bremen auch über diese holprige Saison hinaus fortführen. Im Gegenzug ist Sportdirektor Thomas Eichin noch kein Zukauf gelungen. Immerhin konnte Eichin aber die angestrebte Kooperation mit Juventus Turin vorantreiben - wenngleich auch der kolportierte Name Ciro Immobile laut Eichin kein Thema ist. Werder hat dafür aus dem Jugendbereich zwei Spieler mit Profiverträgen ausgestattet und füllt das Bestreben, in Zukunft wieder verstärkt auch auf den eigenen Nachwuchs zu bauen, mit Leben. Innenverteidiger Oliver Hüsing (21) und Rechtsverteidiger Luca Zander (18) unterschrieben beide bis 2017.
Eintracht Frankfurt: Die Eintracht kann trotz der unglücklichen Niederlage zuletzt beim VfL Wolfsburg für die erste Liga planen. Auch wenn Frankfurt noch nicht ganz gerettet ist und in jüngster Vergangenheit auch böse Erfahrungen mit dem Endspurt in der Bundesliga gemacht hat, sollten acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang bei nur noch sechs ausstehenden Partien reichen. Trainer Armin Veh hat Respekt vor den letzten Partien, aber keine Angst. "Wenn der Endspurt beginnt, ist natürlich eine andere Atmosphäre als sonst. Es ist alles ein bisschen angespannter, aber ich habe keine Angst, dass wir den Spagat nicht schaffen können."
Veh wird die Eintracht ja zum Saisonende verlassen, mit den Kaderplanungen für die anstehende Saison wird der scheidende Trainer nur noch wenig zu tun haben. Ein konkreter Kandidat für das zentrale Mittelfeld wurde nun bereits in Italien gefunden. Isaac Cofie vom FC Genua steht ganz oben auf der Wunschliste. "Es besteht ein gegenseitiges Interesse", bestätigte Cofies Berater Nico Huber dem" hr-sport". "Er kann sich vorstellen nach Frankfurt zu wechseln." Der 22-jährige Ghanaer gilt als sehr zweikampfstark, hat in dieser Saison in der Serie A aber lediglich fünf Spiele von Beginn an bestritten.
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