Ein Licht in tiefster Nacht

Von SPOX
Carlos Gruezo kam im Winter von Barcelona SC aus Ecuador zum VfB Stuttgart
© getty

In der Stuttgarter Tristesse hat sich ein 18-Jähriger nach vorne gespielt. Diesmal außerdem dabei: Geschichten über Torhüter, Berliner Querulanten und ein großes Nürnberger Missverständnis.

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VfB Stuttgart: In den ganz finsteren Zeiten in Bad Cannstatt ist es nicht leicht, für ein wenig Licht zu sorgen. Der VfB stemmt sich mit aller Macht gegen den GAU eines möglichen Abstiegs und mittendrin findet sich urplötzlich ein nahezu unbekannter 18-Jähriger wieder: Carlos Gruezo hat sich in der entscheidenden Phase der Saison in der Startelf der Schwaben festgespielt. Huub Stevens' Vorgänger Thomas Schneider hatte den Ecuadorianer ins Trainingslager nach Südafrika mitgenommen und dort für gut befunden. Sportvorstand Fredi Bobic vollzog alsdann schnell den Transfer, der bisher immer als eine Art Vorgriff auf die kommende Saison gedacht war. Ähnlich wie bei Vedad Ibisevic damals aber wird Gruezos Wert für die Mannschaft schneller als geglaubt von großem Nutzen. Das Talent gab beim unsäglich schlechten Auswärtsspiel in Nürnberg in der zweiten Halbzeit sein Debüt und besticht seither durch Qualitäten, die seinen Vorgängern auf der Doppel-Sechs größtenteils abhanden gekommen waren. Weder Arthur Boka noch Rani Khedira bekamen ihr Passspiel in den Griff, dazu gesellten sich viele leichte technische Mängel mit dem Ball am Fuß. Moritz Leitners Spiel erschien Stevens offenbar zu risikoreich. Gruezo dagegen spielt einen klaren, sauberen Ball und ist mittlerweile schon so wichtig geworden, dass er es ist, der sich die Bälle zwischen den Innenverteidigern im Spielaufbau abholt. Dadurch kann Christian Gentner früher eine Linie nach vorne schieben und im letzten Angriffsdrittel gefährlich werden. Nicht selten steht der VfB dann in einem 4-1-4-1-System da, mit Gruezo als alleinigem Abfangjäger vor der Abwehr.

VfL Wolfsburg: Seit dem Spiel bei Werder Bremen in der englischen Woche Ende März fällt Diego Benaglio wegen eines Haarrisses im linken Mittelfinger aus. Der Schweizer, bei den Wölfen nicht nur die Kapitän, sondern auch die klare Nummer eins, verletzte sich im Luftkampf mit Bremens Sebastian Prödl. Nun ist klar, dass die Wölfe auch in den nächsten Wochen auf Benaglio verzichten müssen. Ein knöcherner Ausriss wurde diagnostiziert, womöglich kommt Benaglio in dieser Saison gar nicht mehr zum Einsatz.

Damit rückt im Kampf um die Champions League dessen Vertreter Max Grün noch mehr in den Fokus. Der ehemalige Münchener und Fürther hielt in Bremen eine Halbzeit lang und danach im Heimspiel gegen Frankfurt solide, erwischte zuletzt in Dortmund aber einen ganz schwachen Tag. "Wir haben volles Vertrauen in Max. Er ist brutal ehrgeizig, zeigt im Training herausragende Leistungen", sagte sein Trainer Dieter Hecking. Allerdings fehlt dem 27-Jährigen manchmal auch die nötige Körperspannung, Grün wirkt trotz seiner Größe von 1,90 Meter etwas zaghaft. Nicht nur in der Strafraumbeherrschung, auch fußballerisch ist da noch Luft nach oben.

Bayern München: Dass die Bayern mal Probleme mit ihrem Kader bekommen könnten, schien bis vor wenigen Tagen so gut wie ausgeschlossen. Jetzt drückt der Schuh aber dann doch ein bisschen - und zwar ausgerechnet auf der heikelsten aller Positionen. Hinter Manuel Neuer haben sich erst die Nummer drei, Lukas Raeder, und dann Neuers erster Stellvertreter Tom Starke verletzt. Raeder plagt sich mit einer Risswunde am Sprunggelenk herum, für Starke ist die Saison nach einem Bänderriss am rechten Ellbogen und einer deshalb durchgeführten Operation bereits beendet. Also sitzt bis auf Weiteres ein 19-Jähriger bei den Bayern auf der Bank. Leopold Zingerle ist eigentlich zweiter Torhüter der U 23 des Rekordmeisters, hat in der Regionalliga Bayern in dieser Saison zehn Spiele absolviert. Reichlich Erfahrung ist dem Talent wohl noch nicht zu attestieren. Also hoffen jetzt alle darauf, dass Manuel Neuer in der entscheidenden Phase der Saison nicht auch noch ausfällt. "Manu ist einzigartig. Hoffen wir, dass ihm nichts passiert", sagte Philipp Lahm. Ganz Kapitän fügte Lahm dann aber auch noch an, dass er "notfalls aber auch mit Leo kein Problem für uns" sähe.

Hertha BSC: Seit Wochen schwelt der Streit zwischen der Hertha und seinen Spielern Maik Franzund Peer Kluge. Beide dürfen seit Anfang Februar nicht mehr mit den Profis trainieren, nachdem Trainer Jos Luhukay keine Verwendung für die beiden Routiniers bei der ersten Mannschaft hat.

Kluge und Franz hatten dagegen eine einstweilige Verfügung beantragt, weil ihre Verträge nur für die erste oder zweite Liga Gültigkeit besitzen und die beiden demnach mit der Versetzung in die Regionalliga nicht einverstanden waren. Die Sache liegt bis auf weiteres auf Eis, am Wochenende schien sich die verfahrene Situation aber in eine Richtung zu bewegen. Franz und Kluge spielten mit der U 23 der Hertha in der Regionalliga Nordost gegen Spitzenreiter TSG Neustrelitz. Bei der 2:3-Niederlage verletzten sich beide Spieler dann auch noch. Kluge musste mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden, Franz zog sich einen Muskelfaserriss in der Wade zu und wird drei Wochen ausfallen.

1. FC Nürnberg: Als eines der größeren Missverständnisse wird Marcos Antonio in die Club-Geschichte eingehen. Vor knapp zwei Jahren kam der 30-Jährige von Rapid Budapest an den Valznerweiher. Eigentlich sollte er auf mittelfristige Sicht zu einem soliden Innenverteidiger aufgebaut werden. Angekommen ist Antonio in Nürnberg aber nie.

Das lag zum einen an zwei schweren Knieverletzungen, zuletzt kostete ihn ein erneuter schwerer Knorpelschaden bereits vor dem ersten Spieltag der laufenden Saison die komplette Spielzeit. Zum anderen bleibt von Antonio exakt nur eine Partie in Erinnerung: Das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart im Herbst 2012. Antonio feierte seine Premiere in der Bundesliga, war unheimlich nervös, leistete sich als letzter Mann zwei haarsträubende Abspielfehler, von denen einer zum 0:1 führte. Der damalige Trainer Dieter Hecking nahm den völlig entnervten Spieler dann nach 16 Minuten bereits wieder vom Platz. Es sollten die einzigen Bundesligaminuten in Antonios Karriere bleiben. Am Mittwoch gab der Club die vorzeitige Vertragsauflösung mit dem Brasilianer bekannt. "Wir sind damit dem persönlichen Wunsch von Marcos Antonio gerecht geworden", sagte Manager Martin Bader.

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