Vorerst keine Reise nach Moskau

SID
Clemens Tönnies hatte für seine Moskau-Pläne harsche Kritik einstecken müssen
© getty

Nach teils heftigem Gegenwind aus der Politik wird Fußball-Bundesligist Schalke 04 seine umstrittene Moskau-Reise auf Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zumindest vorerst nicht durchführen. Das bestätigte Pressesprecher Thomas Spiegel dem "SID".

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Es gebe derzeit "keine Planungen" für eine solche Reise und habe auch noch nie welche gegeben. Dass sie doch irgendwann stattfinden könne, wollte er aber nicht ausschließen.

Bereits am Donnerstag hatte Klub-Chef Clemens Tönnies sich genötigt gefühlt, über einen Sprecher seiner Fleischfirma ausrichten zu lassen, ein Besuch sei in der aktuellen politischen Situation "nicht angebracht". Die Reise könne erst durchgeführt werden, wenn sich die Lage wieder entspannt habe.

Tönnies hatte den Besuch am Mittwoch in einem Interview im "Handelsblatt" angekündigt. "Es geht doch nicht alleine um den Präsidenten. Die Mannschaft würde gerne einmal den Kreml sehen und interessiert sich für Moskau. Und der russische Präsident ist an Schalke interessiert und hat uns eingeladen."

Tönnies: "Wir sind Sportsleute, keine Weltpolitiker"

Dass die Einladung des umstrittenen Staatsoberhaupts das Resultat der Zusammenarbeit der Westfalen mit dem russischen Staatskonzern Gazprom ist, dementierte Spiegel allerdings gegenüber dem "SID": "Gazprom ist da komplett außen vor". Der Gaslieferant ist Trikotsponsor der Königsblauen und zahlt pro Saison 17 Millionen Euro.

Der Plan hatte vor allem in der deutschen Politik zum Teil scharfe Kritik provoziert. "In der momentanen Lage eine Einladung in den Kreml anzunehmen und sich so instrumentalisieren zu lassen, zeugt nicht wirklich von Fingerspitzengefühl", sagte CDU-Generalsekretär Peter Tauber der "Bild"-Zeitung.

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Sport könne "nie ganz politikfrei sein", sagte Tauber weiter und reagierte damit auf ein weiteres Zitat von Tönnies aus dem "Handelsblatt"-Interview. Der Schalke Boss hatte eine Verbindung dementiert: "Wir sind Sportsleute und keine Weltpolitiker. Die Politik ist nicht unser Spielfeld."

Welle der Empörung

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, hatte die mögliche Reise in der "Süddeutschen Zeitung" zudem einen "politischen und wirtschaftlichen Günstlingsbesuch beim Autokraten" genannt und Tönnies Tönnies persönliche Motive unterstellt. Als Schalke-Fan und -Mitglied ärgere sie "zunehmend, wie der Fleischbaron Clemens Tönnies den Verein nutzt, um sein 900-Millionen-Euro-Investment in Schweineanlagen in Russland zu fördern - Schalke hat einen besseren Sponsor als Gazprom verdient und einen besseren Aufsichtsratschef als Tönnies, dem es nie nur um den Fußball geht."

In den sozialen Medien handelte sich Schalke zudem einen mittleren "Shitstorm" ein. Die Reaktionen im sozialen Netzwerk Facebook reichten von "Riesensauerei" über "Schande für den deutschen Fußball" bis hin zu "anstandslose Charakterschweine".

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