Eine abgeklebte Wandmalerei im Millerntor-Stadion beim Training der Nationalmannschaft schlägt hohe Wellen. Ein Plakat mit der Aufschrift "Kein Fußball den Faschisten", die Pauli-Fans im letzten Sommer installiert hatten, wurde für das Abschlusstraining der DFB-Elf vor dem Länderspiel gegen Polen teilweise mit einer grünen Plane verdeckt. Zu lesen war nur noch der erste Teil: "Kein Fußball".
Die Aktion ist eine Folge der Verbandsleitlinien: Der DFB versucht, seine Events frei von Werbung und politischen Äußerungen zu halten. Im Internet löste die Maßnahme des DFB heftige Kritik aus. Die Netzgemeinde kann nicht nachvollziehen, was an einem Banner Spruch gegen Faschismus negativ sein soll.
St.-Pauli-Fans: "Heuchelei"
Der Fanklub-Sprecherrat des FC St. Pauli schrieb bei Facebook: "Der DFB hat mit der Aktion bewiesen, wie viel Heuchelei in seiner Haltung gegen Rassismus steckt." Auch bei Twitter und anderen sozialen Netzwerken wurde heftig gegen den Verband geschossen.
Der DFB reagierte auf die Kritik ebenfalls im Internet - unter anderem mit einem Post bei Facebook: "Liebe Fans, das Stadion am Millerntor wurde wie alle anderen DFB-Veranstaltungsorte neutralisiert. Das bedeutet, dass das Stadion frei von Werbung gemacht wird, aber auch von politischen Äußerungen - egal welcher Art. Dass der DFB für Toleranz wirbt und gegen Diskriminierung kämpft, wisst ihr!"
Roth: Maßnahme irritierend
Sehr deutlich in ihrer Kritik an der Maßnahme des DFB wurde die Bundestagsabgeordnete und Vize-Präsidentin des Deutschen Bundestags Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen). Sie wandte sich in einer Erklärung an den Verband:
"Die Behauptung, Sport sei unpolitisch, ist und bleibt absurd. Gerade der DFB hat in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, welch gesellschaftspolitische Dimension der Fußball hat. Deswegen ist es irritierend, wenn der DFB nun während des Trainings der Nationalmannschaft im Millerntor-Stadion den Spruch 'Kein Fußball den Faschisten' mit genau dieser Begründung abhängen lässt - und das kurz vor dem heutigen Länderspiel gegen Polen, 75 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs. Ich würde mir wünschen, dass der DFB den Weg, den er mit seinen Initiativen gegen Rassismus beschritten hat, weiter mutig und offensiv vorangeht. Der Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist gerade im Fußballstadion wichtig und braucht die ganze Stärke des DFB."
Ein Bildproblem
Jens Grittner, Pressesprecher des DFB, deklarierte die Aktion inzwischen via Twitter als notwendige Maßnahme: "Bilder (TV + Foto) von deutschen Nationalspielern vor der herausgelösten Aussage 'für Faschisten' will auch keiner!"
Zudem bekräftigte Grittner noch einmal die Unterstützung des DFB im Kampf gegen Rassismus: "Kein Fußball den Faschisten! Kein Platz für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung!"
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