Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat bei der Vorstellung des Bundesliga-Spielplans für die kommende Saison mit einem Überraschungscoup für Aufsehen gesorgt. Die Präsentation des Auftaktduells zwischen Meister Bayern München und dem VfL Wolfsburg am 22. August wurde am Dienstag durch einen revolutionären Plan in den Hintergrund gedrängt: Die DFL denkt über die Einführung des Videobeweises nach und greift damit den jüngsten Vorschlag des FIFA-Präsidenten Joseph S. Blatter auf.
Laut DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig soll nicht bei einer möglichen Einführung der Torlinientechnik halt gemacht werden. "Die DFL ist grundsätzlich offen für technische Neuerungen. Wir sind aber dafür, bei diesem Thema groß zu denken. Die Gerechtigkeit macht nicht bei der Frage halt, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht. 95 Prozent der strittigen Entscheidung sind anderer Art", sagte Rettig.
Videobeweis "diskussionsfähig"
Blatter habe den Videobeweis "diskussionsfähig gemacht", ergänzte Rettig: "Wir sind an dem Thema seit geraumer Zeit dran. Wenn der Videobeweis umsetzbar ist, ohne den Charakter des Spiels zu verändern, wird das von uns ausdrücklich unterstützt."
Diese Aussage katapultiert die Debatte um technische Hilfsmittel, bei der es bisher fast ausschließlich um die Torlinientechnik ging, in eine völlig neue Dimension. Bei der Mitgliederversammlung der Profiklubs im Dezember könnte es somit zu einer Revolution im deutschen Fußball kommen.
Bisher stand nur der Antrag der Bayern, der sich um die Einführung der Torlinientechnik dreht, auf dem Programm. Dieser Vorstoß erscheint nach den Aussagen Rettigs nun fast konservativ. In der Vergangenheit hatte eigentlich nur der frühere Welt-Schiedsrichter Markus Merk immer wieder für die Einführung eines Videobeweises plädiert.
Widerstand erwartet
Den konservativen Klubchefs wie Heribert Bruchhagen (Eintracht Frankfurt) dürften die Rettig-Aussagen ein Dorn im Auge sein. Erst im März hatten sie mit ihrer Mehrheit dafür gesorgt, dass die Torlinientechnik zur kommenden Saison nicht eingeführt wird. Für die Einführung der Technik, über die seit dem nicht gegebenen Dortmunder Tor im DFB-Pokalfinale der Borussia gegen die Bayern (0:2 n.V.) wieder diskutiert wird, ist eine Zweidrittel-Mehrheit notwendig.
Für die Einführung eines Videobeweises bedürfte es allerdings der Zustimmung der Regelhüter des International Football Association Board (IFAB). Das Gremium war zuletzt auch dem Vorschlag Blatters aus dem Jahr 2010 gefolgt, die Torlinientechnik einzuführen.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte sich zuletzt zum Thema Videobeweis kritisch geäußert. "Die FIFA hat mehrfach unsere Anträge abgelehnt, die völlig unsinnige Dreifachbestrafung abzuschaffen. Einer solchen Maßnahme im Sinne des Fußballs und Fair Plays verweigert sich das International Board, stattdessen kommt jetzt dieser merkwürdige und unabgestimmte Vorschlag, durch die Hintertür den Videobeweis einzuführen."
Beckenbauer dagegen
Auch Franz Beckenbauer hält wenig davon. "Es gibt sowieso genug Unterbrechungen im Spiel. Ich glaube nicht, dass das dem Spiel gut tut", sagte der "Kaiser".
Noch völlig ohne technische Hilfsmittel wird der Auftakt in die 52. Bundesliga-Spielzeit über die Bühne gehen. Dabei wird Star-Trainer Pep Guardiola in seine erste Mission Titelverteidigung mit den Bayern starten. Die Saison endet am 23. Mai 2015. Danach stehen dann noch die Relegationsspiele (27. Mai bis 3. Juni) auf dem Programm.
Am Wochenende vor dem Bundesligastart steht die erste Runde des DFB-Pokals (15. bis 18. August) auf dem Programm. Dort müssen die Bayern beim Drittligisten Preußen Münster antreten. Noch vor den Pokalpartien stehen sich die Bayern und Vizemeister Dortmund am 13. August in Dortmund im Supercup gegenüber. Die 2. Liga startet bereits am 1. August. Schon einen Tag zuvor steht das erste Pflichtspiel für einen Bundesligisten an. Der FSV Mainz 05 muss am 31. Juli das Hinspiel in der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League bestreiten.
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