"Dieser Verein ist mein Baby. Ich habe immer gewusst, dass ich einmal zurückkehren werde", sagte der Boss der neuen HSV Fußball AG bei seiner Präsentation am Mittwoch und blickte dabei suchend in viele bekannte Gesichter.
Von 2002 bis 2009 hatte er als Sportdirektor den Fußball-Bundesligisten bis in die Champions League geführt, nun soll der 50-Jährige nach einer völlig verkorksten Saison den Traditionsverein Schritt für Schritt in ruhigeres Fahrwasser lenken. Die dafür nötige Geduld will der Ex-Nationalspieler aufbringen: "Man muss nach dem Säen manchmal auf das satte Grün warten."
Dabei standen an der Elbe die Signale eine Woche lang unfahrplanmäßig auf Rot. Erst mit achttägiger Verspätung wurde die im Mai aus dem HSV-Gesamtverein herausgelöste Fußball-AG ins Hamburger Handelsregister eingetragen. Ein Befangenheitsantrag gegen die dafür zuständige Richterin hatte für diese Verzögerung gesorgt.
Jarchow als Bindeglied
Zum neuen dreiköpfigen Vorstand gehört der für das Marketing zuständige Joachim Hilke sowie der bisherige Vorstandsboss Carl Jarchow, jetzt nur noch Präsident des "Restvereins". "Für ihn haben wir die Rolle des Bindeglieds zwischen beiden Konstrukten vorgesehen", erläuterte der neue Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt.
Nicht mehr Mitglied dieses Führungsgremiums ist Sportdirektor Oliver Kreuzer. Ob der einstige Bayern-Profi in einer neuen Rolle eine Zukunft beim HSV hat, darüber ist bei den Norddeutschen noch keine Entscheidung gefallen. Beiersdorfer: "Ich habe Oliver gesagt, dass ich mir in den nächsten Wochen alles in Ruhe ansehen werde."
Der Beschluss über Kreuzer könnte somit noch ein wenig auf sich warten lassen, denn als schneller Entscheider war und ist Beiersdorfer in der Hansestadt nicht bekannt. "Ihr nennt mich ja gern Zögerer oder Zauderer. Richtig ist, dass ich viel nachdenke, manchmal vielleicht sogar zuviel", räumte der einstige Vorstopper vor den Medienvertretern ein.
Nach monatelangen Grabenkämpfen um die umstrittene Ausgliederung sieht sich Beiersdorfer, bestimmt nicht ungern, in der Rolle des Versöhners: "Ich will meinem Klub wieder eine Kultur und eine neue Orientierung geben. Wir müssen uns wieder auf Fußball fokussieren, dabei möchte ich alle Menschen mitnehmen."
Suche nach Investoren
Zu ihnen gehört auch Mäzen Klaus-Michael Kühne. Ohne die finanziellen Zuwendungen des unberechenbaren Wahl-Schweizers sind die Spielräume Beiersdorfers begrenzt. "Wir suchen aber auch andere Investoren", beteuerte Aufsichtsrats-Boss Gernandt, Intimus des milliardenschweren Unternehmers.
Nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Klubchef Bernd Hoffmann war Beiersdorfer 2009 als Sportlicher Leiter zu Red Bull gewechselt. Vor seiner Rückkehr zum HSV arbeitete er zwei Jahre lang als Sportdirektor bei Zenit St. Petersburg.
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