BVB: Im Sinne des Unternehmens

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat drei strategische Partner für den BVB an Land gezogen
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Durch den Einstieg von drei strategischen Partnern trägt Borussia Dortmund sowohl seiner sportlichen, als auch der wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung. Diese Maßnahme ausschließlich als Angriff auf Bundesliga-Branchenführer Bayern München zu werten, greift jedoch zu kurz. Der BVB geht vielmehr einen in dieser Form heutzutage nötigen Schritt, um sich dauerhaft in der europäischen Spitze etablieren zu können. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.

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Am Donnerstagnachmittag wurde im Bauch des Signal Iduna Parks eine einschneidende Veränderung bekannt gegeben. Nach dem über zwei Kapitalerhöhungen möglich gemachten Einstieg von nun drei strategischen Partnern wird der Zufluss an frischem Kapital für Borussia Dortmund bei insgesamt rund 115 Millionen Euro liegen.

Einen leicht höheren Betrag nahm der BVB schon einmal auf einen Schlag ein. Das war im Jahre 2000, als der Klub als erster der Bundesligageschichte an die Börse ging. Nur fünf Jahre später hätte eine ähnliche Summe, allerdings im Minusbereich, der Borussia um ein Haar die Existenz gekostet.

BVB-Marke gilt es zu kapitalisieren

Im August 2014 kommt es einem vor, als seien diese epochalen Einschnitte in Dortmunds Vereinsgeschichte Episoden aus lange zurückliegenden Zeiten. Die Borussia hat sich in den letzten vier Jahren zu einer sportlichen Erfolgsgeschichte entwickelt, die organisch aus sich selbst heraus gewachsen ist - zwangsläufig auch auf wirtschaftlicher Ebene.

Die zuletzt glanzvollen Auftritte auf internationalem Parkett waren mitentscheidend dafür, dass die Westfalen zum dritten Mal hintereinander einen Umsatzüberschuss in zweistelliger Millionenhöhe verzeichneten. Sie sorgten aber auch dafür, dass der BVB auf der Weltkarte des Fußballs wieder zu einer ambitionierten Marke wurde, bei der man nicht umherkommt, sie strategisch sinnhaft zu kapitalisieren.

Neun Jahre nach der Fast-Pleite mag es für den einen oder anderen Anhänger, dessen fußballerische Wertvorstellungen von romantischem Konservatismus geprägt sind, befremdlich sein, dass im Zusammenhang mit seinem Klub immer häufiger betriebswirtschaftliche Vokabeln dem Duktus der sportlich Verantwortlichen angehören.

Letzte Verbindlichkeiten werden abgelöst

Doch Dortmund, das mit dem neuen Geld nun auch seine letzten Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 41,1 Millionen Euro tilgen wird und damit auch auf dem Papier schuldenfrei ist, ist besonders unter Berücksichtigung der heutigen Gemengelage im internationalen Fußball gezwungen, neue Mittel der Umsatzsteigerung zu finden.

Dazu gehört sowohl die Einführung des neuen Geschäftsmodells, als auch die Expansion in ertragreiche Märkte im Ausland. Nur so gelingt es heutzutage, sich dauerhaft in der Beletage des Vereinsfußballs einzunisten und den derzeit noch beträchtlichen Abstand zu den stärksten Klubs der Welt zu verringern.

Die strategischen Partner, die als Haupt- und Trikotsponsor (Evonik), Ausrüster (Puma) sowie Stadion-Namensgeber (Signal Iduna) zudem ein nachhaltiges Sponsoringinteresse hinterlegen, sollen den Schwarzgelben mittelfristig dazu verhelfen, die Marke im Ausland etablieren und einen Jahresumsatz von 300 Millionen Euro ohne Transfererlöse erwirtschaften zu können.

Kurzfristig wird der BVB das neue Kapital in seine Strukturen und den Abbau der letzten Verbindlichkeiten (u.a. auch Kauf der Geschäftsstelle) investieren. Der Rest der jetzigen und ein beträchtlicher Teil der künftigen Einnahmen soll das Wachstum des Klubs verstetigen, so dass durch erhöhte Erlöse mehr Geld in die Mannschaft fließen kann.

Gehaltsbudget soll erhöht werden

Diese Maßnahme jetzt aber ausschließlich als Angriff auf Bundesliga-Branchenführer Bayern München zu werten, greift zu kurz. Der Schritt ist vielmehr eine Notwendigkeit, den Verein zwar auch innerhalb der Bundesliga, aber vor allem auch auf internationalem Terrain konstant konkurrenzfähig zu halten.

Harakiri-Transfers, wie sie nach der Eintragung an der Börse getätigt wurden, scheinen angesichts der Beteuerungen der sportlichen Führung und deren tatsächlichem Handeln auf dem Transfermarkt ausgeschlossen. Der Plan sei es stattdessen, das Gehaltsbudget des Kaders nach und nach zu erhöhen, um nicht wie in den letzten Jahren beim Werben um Leistungsträger auf wirtschaftlich verlorenem Posten zu stehen.

Dass sich der BVB dadurch auch im Duell mit den Bayern auf eine neue Stufe stellt, ist natürlich gewollt. Der sportliche Kampf mit dem Rekordmeister hat aber längst begonnen. Der wirtschaftliche, auch gegen andere europäische Schwergewichte wie Manchester United, Real Madrid oder der FC Barcelona gerichtet, soll bald nicht mehr so aussichtslos sein wie bislang.

Die erste Bewährungsprobe dürfte die Personalie Marco Reus werden, der von ebenjenen Vereinen umgarnt wird. Seit Donnerstag hat Borussia Dortmund ein paar Argumente mehr auf seiner Seite.

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