Erstmals saß BVB-Trainer Jürgen Klopp auf dem Podium im Trainingslager von Borussia Dortmund im schweizerischen Bad Ragaz. Der Coach weiß schon, wer neuer Kapitän der Borussen wird, wollte sich aber nicht in die Karten schauen lassen. Zudem sprach Klopp über zwei Neuzugänge, die zerstückelte Vorbereitung und hatte einen Seitenhieb auf Kevin Großkreutz' neues Tattoo parat.
Jürgen Klopp über...Matthias Ginters frühen Einstieg: "Das geht von ihm aus. Wir haben gesprochen und er hat darum gebeten, etwas früher kommen zu können. Er hat zweieinhalb Wochen Zeit gehabt und fiebert seit 16 Tagen auf den Tag hin, am dem er hier dazukommen darf. Er hat also voller Vorfreude die fußballfreie Zeit abgesessen. Wir können jetzt frühzeitig mit ihm starten. Er hat auch schon fünf, sechs Einheiten absolviert. Die komplett fußballfreie Zeit war also nur sehr kurz. Sein Zustand müsste ein sehr guter sein. Er müsste nicht lange brauchen, um auch Spielbelastungen Stand halten zu können. Die neuen Klamotten stehen ihm gut, gerade für jemanden, der 20 Jahre lang schwarz-rot getragen hat."
...Neven Subotics Verfassung: "Er ist stark belastet, befindet sich aber insgesamt in einer sehr stabilen Verfassung. Die bisherige intensive Trainingsphase bereitet ihm weder muskulär noch vom Bewegungsapparat her wenig Probleme. Über die Form mache ich mir keine Gedanken, die ist an einem Tag mal besser und am anderen weniger gut. Das ist aber völlig normal. Er konnte die Sommerpause intensiv nutzen, um die letzten paar Prozente, die ihm noch gefehlt haben, auszugleichen. Das war wie eine Bonuszeit für ihn. Ihm geht es besser, als ich es mir erhofft habe. Er hat in Amerika eigeninitiativ Therapien in Anspruch genommen und trainiert. Seine Verfassung ist ungewöhnlich für jemanden, der so lange weg war."
...Ciro Immobiles Start beim BVB: "Auch er ist stark belastet. Die Intensität ist für ihn sehr ungewohnt, denn der Umfang, den wir trainieren, ist hoch. Und das alles dann noch in einem neuen Umfeld, wo man als neuer Spieler das Gefühl hat, in jeden Moment eingeschätzt zu werden - nicht nur von den Journalisten, sondern auch vom Trainerteam. Das beschäftigt einen neuen Spieler schon anders, als wenn man schon zwei, drei Jahre mit dabei ist. Da ist man dann gewissen Stresssituationen ausgesetzt. Es wird irgendwann darum gehen, dass wir uns auf die speziellen Abläufe einlassen, die sich sicher von denen unterscheiden, die er aus Turin kannte. Das gilt aber auch für Ramos, Ji und Ginter. So ist es eben in der Vorbereitung. Man muss alle fit kriegen und dafür sorgen, dass sie sich auf dem Platz im Idealfall blind verstehen. Das braucht für alle noch Zeit, aber es ist normal und kein Problem."
...eine Formation mit zwei Stürmern: "Das ist eine Variante, über die wir in der Zeit, in der Marco Reus noch nicht zur Verfügung steht, nachdenken müssen. Durch die neue Besetzung wird sich offensiv wird sich vieles ändern in der Mannschaft- gerade auch, weil zu Beginn der eine oder andere noch gar nicht da ist. Wir müssen uns auch wieder auf die defensivtaktischen Abläufe neu einstellen - und in einem flachen 4-4-2 sind die defensiven Abläufe am klarsten. Wir müssen mit irgendeinem System beginnen, aber ob das am 1. Spieltag ein 4-4-2 sein wird, das weiß ich heute noch nicht. Das ist aber ein System, das für uns möglich sein muss."
...den neuen Kapitän: "Ich weiß schon, wer es wird. Das ist entschieden, einigermaßen logisch nachvollziehbar und nicht so spektakulär, wie es dann gemacht werden wird. Der Tag der Verkündigung wird aber noch etwas auf sich warten lassen."
...die Entscheidung von Sebastian Kehl: "Zwei Erwachsene haben sich unterhalten und der eine hat dann gesagt, dass er sein Amt zur Verfügung stellen wird. Daraufhin habe ich ihm gesagt, dass ich ihn als großartigen Kapitän empfunden habe und noch immer als großartigen Spieler empfinde. Ich habe die Entscheidung nicht initiiert, denn er ist ein verdienstvoller Spieler. Er hat die Entscheidung so wie ich ihn eingeschätzt habe getroffen und dann haben wir uns unter Männern die Hand geschüttelt."
...die zerstückelte Vorbereitung: "Wir haben das Problem, dass ein paar Jungs noch nicht im Training mit dabei sind. Wenn man alle aufzählen würde, die momentan noch nicht richtig trainiert haben oder verletzt sind, hätten wir auch eine Mannschaft zusammen, mit der wir spielen könnten. Die letzte Saison mit den vielen Verletzungen reicht schon noch in diese Saison hinein. Es ist wie es ist, ich kann es nicht ändern. Wir müssen trotzdem große Umfänge trainieren. Die meisten Leute beschäftigen sich nur mit dem Output und nicht damit, was wir dafür tun müssen. Es ist jetzt in jedem Fall nicht so, wie es auch schon war: Sechs Wochen Vorbereitung ohne Probleme, wo man ab dem ersten Tag an mannschaftstaktischen Dingen arbeiten kann. Wann wir alle zusammen soweit sein werden, weiß ich nicht. Wir müssen aber vom ersten Spiel an absolut wettbewerbsfähig sein. Noch müssen wir keine Ergebnisse liefern, aber der Plan ist, zum ersten Pflichtspiel ein maximal unangenehmer Gegner zu sein, der schwer zu schlagen ist. Egal in welcher Aufstellung und in egal in welcher Konstellation."
...den Fakt, bald erstmals Weltmeister zu trainieren: "Das hat für mich keine Bewandtnis. Viel schlimmer ist ja, dass sich die Weltmeister von mir trainieren lassen müssen, trotzdem noch (lacht). Es ist ja nur so, dass sich dumme Menschen im Erfolg dramatisch verändern. Ich bin relativ zuversichtlich, dass das bei unseren Jungs nicht der Fall ist. Sollte irgendeiner das Gefühl haben, bei der WM Erkenntnisse gewonnen zu haben, die dazu führen, mir sagen zu können, dass man in bestimmten Momenten andere Dinge zu tun hätte, als wie wir das bisher gemacht haben, würde ich es wohl trotzdem so weitermachen wie bisher. So lange jemand den Pokal nur auf der Haut und nicht die ganze Zeit in der Hand herumträgt, ist alles in Ordnung."
...die Trainingsinhalte für die WM-Fahrer: "Man muss keine sieben Wochen Vorbereitung haben, um für eine Saison gerüstet zu sein. Es müssen aber bestimmte Bausteine abgearbeitet und Reize gesetzt werden, um der Belastung des Profifußballs gerecht zu werden. Wie lange und intensiv die jeweilige Vorbereitung der Jungs aussehen wird, hängt von deren Verfassung ab. Wir bauen da keinen Druck auf. Drei Wochen Pause zusammen mit dem Programm, das sie von uns mitbekommen haben, ist beispielsweise keine Pause, die den Körper in einen Zustand versetzt, wo man ihn aus dem Keller holen muss. Bei sieben Wochen Pause ist es etwas anderes. Da muss man sich an die fußballspezifischen Belastungen wie Wende- und Drehbewegungen wieder gewöhnen, das ist die größte Umstellung. Ansonsten wird deren Training letztlich um das Mannschaftstraining herum gebaut. Auch jetzt nehmen ja die Nachzügler bereits an den Spielformen teil."
Der BVB-Kader im Überblick