Der 30-Jährige plagt sich seit Monaten mit Problemen an der Patellasehne im linken Knie herum. "Bastian macht im Moment gar nichts", sagte Trainer Pep Guardiola am vergangenen Samstag.
Den Saisonstart mit dem Rekordmeister am Freitag gegen den VfL Wolfsburg wird Schweinsteiger verpassen, er fällt wohl noch mehrere Wochen aus. Seine Teilnahme an der WM-Finalrevanche gegen Argentinien am 3. September in Düsseldorf und dem EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland vier Tage später in Dortmund ist nahezu ausgeschlossen. Laut Guardiola hat Schweinsteiger in der vergangenen Saison "immer mit Problemen gespielt, auch in Brasilien". Anfangs war es der leidgeprüfte Knöchel, dann die Patellasehne.
Probleme seit Monaten
Wie die "Bild" am Montag berichtete, spielt Schweinsteiger seit Monaten mit schmerzstillenden Spritzen. Das Ausmaß seiner Probleme, wegen der er bereits das DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund (2:0 n.V.) am 1. Juni verpasst hatte, hat jetzt aber offenbar eine neue Dimension angenommen. In der Vorbereitung absolvierte Schweinsteiger nur einige individuelle Einheiten. Als sich seine Weltmeister-Kollegen in der vergangenen Woche am freien Himmelfahrtstag zu einem freiwilligen Lauftraining verabredeten, fehlte er.
Von den elf Stunden, die die Bayern bisher im Sommer in Spielen auf den Platz standen, hat Schweinsteiger gerade einmal zehn Minuten absolviert. Bei seinem einzigen Einsatz beim Test gegen die MLS-Allstars in Portland musste er zu allem Überfluss nach einem Foul mit einer Prellung am Sprunggelenk vom Platz. Im WM-Endspiel hatte er seine Auswechslung noch verweigert. Obwohl Kevin Großkreutz schon bereit stand, und Schweinsteiger wohl nur noch von seinem unbändigen Willen auf den Beinen gehalten wurde. Dabei hatte er selbst im Vorfeld der Endrunde gesagt: "Man muss da schon ein bisschen aufpassen, Patella ist nicht zu unterschätzen."
Ähnliche Probleme wie bei Ronaldo
In der Tat: Die nur sieben Zentimeter lange Sehne, die das Schienbein mit der Kniescheibe verbindet, hat schon manchen Sportler ins Straucheln gebracht. Tennis-Legende Steffi Graf musste 1997 nach einer Patellasehnen-OP ein Jahr pausieren, beendete 1999 auch deshalb ihre glorreiche Karriere. Weltfußballer Cristiano Ronaldo plagen seit Monaten ähnliche Probleme wie Schweinsteiger, bei der WM war der Portugiese deshalb außer Form.
"Man sieht bei Cristiano, wie problematisch diese Verletzung ist", sagte Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder am Montag in München: "Sehne ist immer scheiße. Mich hat das über Jahre beschäftigt." Die Patellasehne sorgt für die Kraftübertragung vom Oberschenkel in den Unterschenkel und wird bei Tennisprofis oder Fußballern wegen ständigen Abstoppens und Änderns der Laufrichtung besonders belastet. Bei chronischen Problemen hilft nur: Ruhe! "Eine OP sollte die ultima ratio sein", meinte Metzelder, "danach fangen die Probleme oft erst richtig an."WM-Titel steht über allem
Eine monatelange Pause wäre wohl die Folge. Für den FCB wäre das im Fall Schweinsteiger laut Dietmar Hamann ein Riesenproblem. "Basti ist ihr Herzstück. Wenn er länger ausfallen sollte, müssten sie was machen", sagte Metzelders Expertenkollege bei Sky am Montag. Der zu Real Madrid gewechselte Toni Kroos wäre laut Hamann "der natürliche Ersatz" für Schweinsteiger gewesen: "Jetzt bezahlen die Bayern vielleicht den Preis dafür, dass er weg ist."
Schweinsteiger wollte "mit aller Gewalt" den WM-Pokal gewinnen, sagte er selbst nach dem Coup am Zuckerhut. Am Finalabend waren dann seine Beine "im Arsch", wie er unverblümt zugab. "Aber", fügte Schweinsteiger lächelnd an, "es hat sich rentiert."
Bastian Schweinsteiger im Steckbrief