Schluss mit dem Versteckspiel

Von Stefan Rommel
Fredi Bobic war im Sommer 2010 als Sportdirektor zum VfB Stuttgart zurückgekehrt
© getty

Fredi Bobic' Rauswurf beim VfB Stuttgart ist aus sportlicher Sicht nachvollziehbar, über die Art und Weise kann man aber streiten. Bobic war für die Granden zuletzt nur noch ein Hemmschuh, den es loszuwerden galt. Jetzt stehen auch andere unter besonderer Beobachtung - allen voran Trainer Armin Veh.

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Die letzte Pointe eines verrückten Tages blieb dann doch Fredi Bobic überlassen. Der geschasste VfB-Vorstand hatte seiner Mannschaft gegen den BVB in einem Tippspiel einiges zugetraut. Als das von Bobic richtig vorhergesagte Ergebnis tief in der Nacht die Runde machte, war dieser bereits seinen Job los.

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Keine 24 Stunden dauerte es von den ersten Gerüchten um Bobic' Entlassung bis zur offiziellen Verlautbarung des VfB, sich sofort von seinem ehemals starken Mann zu trennen. Über Stil und Geschmack diskutiert man auf dem Wasen ja schon lange nicht mehr, insofern überrascht das Vorgehen der Entscheidungsträger en detail nicht.

Bobic musste gehen, weil ihm faktisch zu viele Verfehlungen anzulasten sind und man - übrigens schon länger - das Gefühl hatte, dass mit ihm auch im x-ten Versuch der dringend benötigte Umschwung nicht gelingen würde. Bobic hat einen Schlingerkurs hingelegt. Es war nicht alles falsch, aber im obersten Segment der Profis wurden die Fehleinschätzungen zu massiv.

Er hat für Stuttgarter Verhältnisse viel Geld in die Hand genommen, im Sommer rund zehn Millionen Euro investiert. Das Ergebnis ist bis jetzt ernüchternd. Das muss auch ein Signal an die Granden sein, dass die bloße Ausgliederung nicht das Allheilmittel für diesen Klub sein kann. Wer viel Geld hat, kann auch viel Unfug damit anstellen. Deshalb muss die Wahl des kommenden Sportdirektors auch hundertprozentig passen.

Der VfB hat in den letzten Jahren den Anschluss an die Konkurrenz verloren, die entweder das nötige Geld oder eine durchdachte Konzeption zur Hand hat oder beides. Diese Lücke wieder zu schließen, wird eine große Aufgabe werden. Bobic wurde sie zu Recht nicht mehr zugetraut.

Aber was ist mit den anderen Protagonisten der Stuttgarter Talfahrt? Dass Bobic' immer schlechter gewordenes Verhältnis zu den Fans ein handfestes Problem war, ist ein offenes Geheimnis. Präsident Bernd Wahler und Aufsichtsratschef Dr. Joachim Schmidt treiben im Hintergrund die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung voran, im nächsten Jahr soll darüber abgestimmt werden. Dafür braucht der VfB seine Basis. Spötter würden sagen: Sein Stimmvieh. Ein Riss zwischen dem Klub und seinen Mitgliedern hätte die Ausgliederung schwer torpediert, vielleicht sogar unmöglich gemacht.

Dass Armin Veh es war, der sich am Mittwoch als erster der Offiziellen zur Demission äußern musste, war sehr befremdlich. Der Trainer läuft in der Aufarbeitung der Lage bisher außer Konkurrenz, weil er erst seit ein paar Wochen wieder in Stuttgart ist. Zuletzt hat der Rückkehrer viel gejammert: Über die vergiftete Stimmung, die Unruhe, den mittelprächtig zusammengestellten Kader, die angeblich viel zu hohen Ansprüche.

Am Mittwoch hat es Veh vermieden, den Geschassten über dessen Arbeit zu bewerten. Er hat sich bei den Fragen nach Bobic schnell auf eine zwischenmenschliche Ebene begeben und da gab es an Bobic aus nichts auszusetzen. Aber Veh war, wie der Vorstand auch, in jede Personalentscheidung des Sommers involviert. Der Kader ist auch sein Kader. Nun muss Veh zeigen, warum man ihn zurückgeholt hat.

Der Hemmschuh Bobic, den der Klub sich angesichts der Aufgaben der kommenden Monate nicht mehr leisten konnte, dient nicht mehr als Sündenbock. Jetzt sind jene gefragt, die ihn geopfert haben. Die Zeit des Versteckens ist vorbei.

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