Der HSV ist spitze!

SID
Treffsicher: Ahmet Arslan (r.) war in der Regionalliga bis sechs Mal erfolfgreich
© getty

Während die Profis des Hamburger SV den Start einmal mehr total vermasselt haben, marschiert die U 23 mit ihrem neuen Trainer bisher nur so durch die Regionalliga. In Mönchengladbach steht Marvin Schulz vor seinem Debüt, während VfB-Trainer Armin Veh zwei Profis zu den Amateuren schickt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Hamburger SV: Auch sie waren in der angelaufenen Saison ganz nah dran am Abgrund, erst ein ordentlicher Schlussspurt verhinderte für die HSV Amateure den Fall in die Bedeutungslosigkeit der Oberliga. Die Voraussetzungen für einen echten Neustart waren im Sommer auch eher mau: Nach einer regelrechten Abwanderungswelle blieben nur fünf Spieler im Kader, beim Trainingsauftakt tummelte sich gerade ein Dutzend Akteure auf dem Feld. Dazu rauschten 40 Gastspieler durch die Einheiten, waren an einem Tag noch da, am anderen schon wieder weg. Der neue Trainer Joe Zinnbauer hatte also alles andere als vernünftige Trainingsbedingungen vorgefunden - umso mehr überrascht die U 23 des Dinos jetzt mit ihrem fulminanten Saisonstart. In den ersten sieben Partien ist der HSV nur so durch die Regionalliga gepflügt, hat bei sieben Siegen ein Torverhältnis von 22:5 und am Wochenende sogar das Derby bei Werder Bremen in eindrucksvoller Weise 4:2 gewonnen - eine makellose Bilanz. Nach dem Weggang von Ex-Coach Rodolfo Cardoso hat Zinnbauer innerhalb kürzester Zeit und unter widrigen Umständen eine Mannschaft geformt, die die Zielvorgabe "40 Punkte" wohl problemlos meistern dürfte. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf den Zweiten Havelse, schon zehn auf Vorjahresmeister Wolfsburg. Und vor allem: Die auf mittelfristige Sicht auch wieder Talente an den Profikader heranführen kann. Einen wie Ahmet Arslan zum Beispiel, momentan mit sechs Treffern erfolgreichster Torschütze der Regionalliga Nord.

Borussia Mönchengladbach: Beim Telekom Cup in Hamburg Ende Juli war er einer der besonders gefragten Spieler der Borussia: Marvin Schulz hatte zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung einen enorm starken Eindruck hinterlassen und nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht. In den Testspielen setzte der erst 19-Jährige einige Duftmarken, mit dem Resultat, dass der Mittelfeldspieler mittlerweile ein fester Bestandteil zumindest des Kaders ist und vor einigen Tagen seinen ersten Profivertrag hat. Bis 2018 wollen die Borussia und das Talent nun zusammenarbeiten. Anders als sein Kollege aus der U 19, Sinan Kurt, rechnet sich Schulz in Mönchengladbach die besten Perspektiven für seine Karriere aus. Trainer Lucien Favre will seinen Emporkömmling nicht zu schnell verheizen und lässt Schulz bisher sehr sachte an die große Aufgabe Bundesliga ranschnuppern.

Ebenso bedächtig geht er bei Nico Brandenburger (19), Mahmoud Dahoud (18) und Marlon Ritter (19) vor, der jungen wilden Garde der Fohlen. "Die jungen Spieler sind sehr gut für Borussia Mönchengladbach. Sie sind mit ins Trainingslager gefahren, weil wir die Spieler sehr, sehr gut finden", sagte Favre vor wenigen Wochen. Und in Richtung der Medien: "Achten Sie auf Schulz!" Der hat bisher den größten Sprung gemacht, stand in allen fünf Pflichtspielen in dieser Saison im Kader. "Das fühlt sich gut an, immer dabei zu sein. Damit hätte ich vor der Vorbereitung natürlich nicht gerechnet, es ist perfekt gelaufen", sagt Schulz, der im defensiven Mittelfeld oder in der Innenverteidigung einsetzbar ist.

FC Augsburg: Ähnlich wie Schulz in Mönchengladbach zählte in Augsburg Youngster Erik Thommy zu den auffälligen Erscheinungen der Vorbereitungsphase. Bereits in der letzten Saison hatte der 20-Jährige schon einige sporadische Einsätze in der Bundesliga und deutete sein großes Potenzial an. Das "Problem" in dieser Spielzeit: Im DFB-Pokal gegen Magdeburg durfte Thommy von Beginn an ran und zeigte in einer schwachen Mannschaft noch mit die beste Leistung. Der FCA flog trotzdem gegen den Viertligisten aus dem Wettbewerb und Trainer Markus Weinzierl versuchte es in der Liga gegen die stärkeren Gegner Hoffenheim und Dortmund wieder ohne Thommy. Zum Auftakt im Kraichgau war er ohnehin verletzt, im Zweifel hätte Weinzierl aber wohl eher auf einen der namhaften Zugänge vertraut. Die Konkurrenz in Thommys Einsatzgebiet im offensiven Mittelfeld ist drastisch gestiegen, auf Thommys bevorzugter linken Seite stehen unter anderem Tobias Werner, Raul Bobadilla, Alexander Esswein, Shawn Parker oder Caiuby in den Startlöchern. Trotzdem will sich das Eigengewächs beim FCA durchbeißen.

Bayer Leverkusen: Die Experten streiten sich noch darüber, ob Bayer denn nun die aufregendste Mannschaft der noch sehr jungen Saison ist. Im Fokus stehen dabei nach 19 Toren in fünf Pflichtspielen die Offensivspieler. Die spannenderen Personalien bietet Bayer aber auf den Außenpositionen in der Viererkette.

Der Brasilianer Wendell war groß angekündigt, es gab schon Stimmen, die den Linksverteidiger als einen der Senkrechtstarter der Saison einstuften. Bisher spielte Wendell aber lediglich im Pokal gegen Oberligist Waldalgesheim - dafür setzte Trainer Roger Schmidt in der Bundesliga und in der Champions League auf Sebastian Boenisch. Der ist links derzeit gesetzt, Sechs-Millionen-Mann Wendell ist sein Backup. Auf der rechten Seite sieht es ähnlich überraschend aus. Giulio Donati galt vor den ersten Spielen noch als die erste Lösung, während der erst 18-jährige Tin Jedvaj langsam an den deutschen Fußball gewöhnt werden sollte. Nun scheint Jedvaj als Stammkraft bis auf weiteres gesetzt, während Donati fast nur noch auf der Bank schmort.

VfB Stuttgart: Trainer Armin Veh hat nach dem 0:2 gegen Köln erstmals öffentlich die Qualitätsfrage in den Raum gestellt und seitdem mehrere Male wiederholt. So langsam erschließt sich Veh offenbar ein anderes Bild als jenes, das er von außen betrachtet vor seinem Amtsantritt zu sehen bekam. Nachdem der VfB Nachwuchshoffnung Marco Rojas nach Fürth verliehen hat, um dem Neuseeländer endlich die nötige Spielpraxis zu gewähren, schob Veh in dieser Woche zwei andere Spieler zur U 23 der Schwaben ab. Sercan Sararer und Raphael Holzhauser werden bis auf weiteres bei den Amateuren trainieren. Sararer, der eigentlich verkauft werden sollte, für den der VfB aber erneut keinen Abnehmer finden konnte, hat in Bad Cannstatt schon länger keine ordentliche Perspektive mehr. Etwas überraschender fiel die Entscheidung bei Holzhauser. Der kam erst von einem Jahr Leihe beim FC Augsburg zurück und erhoffte sich unter dem neuen Trainer einen Neustart. Dass die Ernüchterung nun so schnell kommt, damit hatte wohl auch der österreichische Nationalspieler nicht gerechnet. "Es bringt nichts jetzt den Kopf hängen zu lassen, ich muss die Entscheidung akzeptieren", schreibt Holzhauser auf seiner "Facebook"-Seite. "Ich werde weiter Gas geben und weiter an mir arbeiten und stärker wieder oben zurückkommen."

Die Tabelle der Bundesliga