Was passiert bei den Klubs eigentlich fernab der Bundesliga? Was machen die zweiten Mannschaften, wie schlägt sich die U 19, welche Talente machen besonders von sich reden? SPOX gewährt ab sofort mit dem neuen Format "Im Schatten der Stars" regelmäßig Einblicke in den Unterbau der Klubs.
FC Bayern - Die Zweite pflügt durch die Liga: Vor ein paar Wochen sah es noch ziemlich trostlos aus für die Bayern-Amateure. Die U 23 dümpelte im vorderen Mittelfeld der Tabelle mit gehörigem Rückstand auf Tabellenführer TSV 1860. Seitdem hat sich aber einiges verändert. Die Mannschaft findet immer besser zueinander und pflügt derzeit nur so durch die Regionalliga Bayern.Acht Siege in Folge spülten die Münchener bis auf Rang drei nach oben, der Vorjahresmeister hat bei "nur" noch vier Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Würzburger Kickers zumindest wieder Tuchfühlung zu Platz eins. Und der ist selbstredend das Ziel. Der schwache Saisonstart, der unter anderem auf die vielen Zu- und Abgänge und die sehr kurze Vorbereitungszeit wegen der Relegationsspiele zurückzuführen war, ist vergessen.
"Wie die Mannschaft miteinander umgeht, miteinander arbeitet, wie sie Fußball spielt - man sieht deutliche Fortschritte", sagt Trainer Erik ten Hag. Der Niederländer mahnt aber auch: "Jetzt dürfen wir nicht zufrieden sein. Zufriedenheit führt zu geistiger Nachlässigkeit." Verlassen kann sich ten Hag besonders auf seinen Torjäger Gerrit Wegkamp, der zuletzt gegen Schalding-Heining seine Saisontore neun und zehn erzielte.
Bayer Leverkusen - Das nächste Eigengewächs klopft an: Die zweite Mannschaft hat Bayer bekanntlich vor der Saison abgemeldet, also rückt die U 19 als erster Unterbau der Profis automatisch mehr in den Fokus. In der Bundesliga West läuft es für die Junioren aber nicht wirklich rund. In der hart umkämpften Staffel ist die kleine Werkself die schwächste A-Jugend aller Bundesliga-Klubs. Nach sieben Spieltagen steht Bayer auf Rang fünf, hinter Schalke, Dortmund, Köln und Mönchengladbach.Der Rückstand auf die Spitze beträgt schon sieben Punkte. Ähnlich wie die Profis hat auch die Mannschaft von Trainer Peter Hyballa Probleme in der Defensivbewegung. 16 Gegentore sind deutlich zu viel und relativieren die sehr ordentlichen 21 selbst erzielten Treffer. Der Meisterschaftszug scheint bereits abgefahren, und auch in der UEFA Youth League gab es in drei Spielen drei Niederlagen gegen Monaco (1:3), Benfica (2:3) und am Mittwoch gegen Zenit (1:4).
Ein Lichtblick ist Torjäger Marc Brasnic. Der kürzlich erst 18 Jahre jung gewordene Brasnic hat schon zehn Treffer erzielt und führt die Torjägerliste der Bundesliga West damit an. Bayers Jugendkonzept umfasst 74 Seiten, am Ende konzentriert sich aber alles auf die eine zentrale Frage: Ist ein Jugendspieler so gut, um sich ohne den Umweg über die zweite Mannschaft sofort bei den Profis anbieten zu können? Brasnic erweckt jedenfalls den Anschein, als könnte er der nächste Bundesligaspieler aus dem eigenen Stall werden.
Hamburger SV - Zinnbauers erfolgreiches Erbe: Der König ist tot, es lebe der König - so in etwa ging die U 23 des HSV mit dem Verlust von Trainer Joe Zinnbauer um. Der dominierte mit seiner Mannschaft die Regionalliga Nord nach Belieben und sackte acht Siege in acht Spielen ein. Einige hatten befürchtet, dass es mit Zinnbauers Nachfolger Daniel Petrowsky nicht mehr so reibungslos laufen würde.Aber weit gefehlt: Mittlerweile steht die Truppe bei 37 von 39 möglichen Punkten und hat den Vorsprung an der Spitze schon auf komfortable zehn Punkte vor "Verfolger" Werder Bremen ausgebaut. Im Ausbildungskonzept des HSV ist klar geregelt, dass die Zweite zum einen die talentierten Jugendspieler an den Herrenbereich gewöhnen und zum anderen Spielpraxis auf höchstmöglichen Niveau gewähren soll. Deshalb sei "die höchstmögliche Spielklasse" anzustreben. Das wäre dann die 3. Liga.
Alles andere als die Meisterschaft in der Nord-Staffel wäre mittlerweile eine Enttäuschung. Petrowskys Erfolgsrezept ist recht simpel: Er macht genau da weiter, wo Zinnbauer aufgehört hat. "Ich wäre dumm, bei einem so gut funktionierenden Team alles über den Haufen zu werfen", sagt er. "Wir wollen weiter aktiven, offensiven und dominanten Fußball spielen."
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1899 Hoffenheim - Eine U 19 auf Triumphzug: Von allen 42 U-19-Bundesligisten hat der Nachwuchs der Kraichgauer den beeindruckendsten Start hingelegt. Hoffenheim hat wie Schalke in der West-Staffel 19 Punkte aus sieben Spielen geholt, hat mit nur sieben Gegentreffern die zweitbeste Defensive und mit 27 erzielten Toren die mit Abstand gefährlichste Offensivreihe.Dabei können sich die Gegner nicht nur auf einen oder zwei Spieler konzentrieren. Denn zentrales Qualitätsmerkmal des Hoffenheimer Angriffsspiels ist, dass mehrere Spieler Torgefahr ausstrahlen können und die Mannschaft für den Gegner so nur schwer auszurechnen ist. Joshua Mees und Philipp Ochs (beide fünf Tore), Benedikt Gimber und Erdal Öztürk (beide drei) sind die besten Torschützen bisher.
Insgesamt haben sich schon zwölf verschiedene Spieler in die Torschützenliste eintragen können. Sehr interessant ist auch der Trainer: Julian Nagelsmann ist erst 27 Jahre alt, aber schon seit über vier Jahren als Coach für die TSG aktiv.
VfB Stuttgart - Die Talente trumpfen auf: Der Zweiten gelang am Wochenende ein echtes Ausrufezeichen. Das 5:1 im Derby gegen die Kickers war beeindruckend herausgespielt. Von den letzten sieben Spielen hat der VfB nur eins verloren und mittlerweile schon sieben Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsrang. Nach dem Stotter-Start mit nur drei Punkten aus den ersten sechs Spielen war diese Leistungsexplosion nicht zu erwarten.Umso schöner ist der momentane Lauf, den die Mannschaft von Jürgen Kramny hinlegt. So langsam kommen die Talente in Schwung, am Wochenende trumpfte Marvin Wanitzek groß auf und wurde zum Spieler des Spieltags gewählt. Angreifer Felix Lohkemper ist derzeit richtig gut drauf, ebenso Innenverteidiger Timo Baumgartl. Und Torhüter Odisseas Vlachodimos gehört nach durchwachsenem Start mittlerweile zu den besten Keepern der Liga.
Das alles darf Kramny doppelt freuen, verbessert sich durch das Hoch auch dessen Verhandlungsposition im Feilschen um einen möglichen neuen Vertrag. Im Sommer läuft der Kontrakt des 43-Jährigen aus, der VfB würde nur zu gerne verlängern. Offenbar gab es schon erste zarte Gespräche, allerdings hat Kramny durch seine gute Arbeit bei der U 23 auch Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt.
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Die Tabelle der 3. Liga