"Wir wurden davon überrascht. Er ist der Überzeugung, dass ein Wechsel auf der Trainerposition notwendig ist, um in die Erfolgsspur zurückzufinden", sagte ein konsternierter Präsident Bernd Wahler. Man sei trotz des 0:1 (0:0) am Sonntag im schwäbischen Derby gegen den FC Augsburg und einer "ganz schwierigen Situation für den VfB" eigentlich weiter von Veh und dessen Arbeit "überzeugt" gewesen.
Interimsmäßig sind zunächst die bisherigen Assistenten Armin Reutershahn und Reiner Geyer verantwortlich. Als Favorit auf die Nachfolge gilt in Stuttgart bereits Huub Stevens, der den VfB in der vergangenen Saison vor dem Abstieg bewahrt hatte. Der 60 Jahre alte Niederländer hatte erst am Sonntag seine Bereitschaft signalisiert, wieder einen Klub zu übernehmen. Spekuliert wird aber auch über den ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts oder Ex-VfB-Coach Jens Keller.
"Brauchen jemand, der Erfahrung hat"
"Wir brauchen jemand, der Erfahrung hat in solchen Situationen und der das Spiel, das sich deutlich verbessert hat, vorantreibt. Wir werden das mit der nötigen Sorgfalt angehen", sagte Wahler und wollte auch eine Blitz-Lösung noch vor dem anstehenden Kellerduell am Freitag (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) beim SC Freiburg nicht ausschließen.
Veh war angesichts der Talfahrt mit nur neun Punkten aus zwölf Bundesligaspielen und dem frühen Pokal-Aus nicht mehr umzustimmen gewesen. "Dieser Schritt ist mir sehr schwer gefallen. Es hat aber einfach das nötige Quäntchen Glück gefehlt. Da ich als sportlich Verantwortlicher das auf mich projeziere, habe ich diesen Schritt gewählt", betonte Veh, 2007 noch gefeierter Meistertrainer in Stuttgart.
"Keine Beerdigung und kein Weltuntergang"
Es gebe einfach so Phasen im Leben, "da läuft es gegen dich. Und in so einer Phase bin ich. Wenn es nur nach links geht, ist das einfach scheiße", meinte Veh und fügte mit einem Schmunzeln an: "Aber das ist jetzt keine Beerdigung und kein Weltuntergang." Ohnehin sei er sich sicher, "dass die Mannschaft schon bald wieder punkten wird. Der Kader hat Potenzial".
Veh hatte den VfB am 1. Juli als "unser Wunschtrainer" (Wahler) übernommen. Zuvor war er drei Jahre in Frankfurt tätig gewesen. Seit der Entlassung von Bruno Labbadia am 25. August 2013 war Veh bereits der dritte Trainer in Stuttgart. Zuvor scheiterte Thomas Schneider, inzwischen Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, an den hohen Erwartungen bei den Schwaben. Huub Stevens hatte den VfB in der vergangenen Saison immerhin vor dem Abstieg bewahrt.
Bereits im September musste Sportvorstand Fredi Bobic gehen. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Derzeit ist Geschäftsführer Jochen Schneider als Interims-Manager verantwortlich. Es gebe da aber "keinen dringenden Handlungsbedarf", sagte Wahler am Montag noch einmal: "Da geht Qualität vor Schnelligkeit. Das ist eine Entscheidung mit großer Tragweite."
Niederlage wird zur Nebensache
Die unglückliche Niederlage am Sonntagabend mit zwei umstrittenen Entscheidungen von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer geriet angesichts des Veh-Rücktritts derweil ganz schnell zur Nebensache. Einmal mehr hatte die Auslegung der umstrittenen Handspiel-Regel die Gemüter erhitzt.
Offensichtlich habe man "das Pech gerade gepachtet", äußerte Wahler völlig bedient. Doch alleine mit Pech lässt sich die prekäre Situation des VfB schon lange nicht mehr erklären. Man müsse "den Tatsachen ins Auge blicken, es wird von Woche zu Woche schwieriger für uns", ergänzte Nationalspieler Antonio Rüdiger.
Wahler sagte deshalb am Sonntag bei "Sky", dass man überlegen müsse, "wie wir den Kader in der Winterpause weiter verstärken". An einen Rücktritt von Veh hatte er in diesem Moment nicht gedacht.
Armin Veh im Steckbrief