Ein Spiel dauert 45 Minuten

SPOX
10. November 201413:43
Läuft bei dir! Max Meyer und Schalke 04getty
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Schalke und Stuttgart widerlegen grundlegende Gesetzmäßigkeiten, während HW4 weiter an seiner Legende bastelt. In Köln hagelt es Schnaps. Und was zur Hölle hat Hami Mandirali damit zu tun? Der Spieltag in Opta-Zahlen.

Ein Spiel dauert 45 Minuten: Wer als Trainer Deutschland zum WM-Titel führt, dem wird auch mal wilkürlich-wirres Schwadronieren liebevoll nachgesehen. Bester Beweis ist die hinlänglich etablierte Phrase: "Der Kaiser hat immer Recht". Auch Sepp Herberger, seines Zeichens Architekt des "Wunders von Bern", meinte einst, dass der Ball rund sei und überhaupt ein Spiel 90 Minuten dauere. Der durchschnittliche VfB-Fan lacht sich dabei voller Galgenhumor ins Fäustchen, während der durchschnittliche Schalke-Fan neben ihm bereits jeglichen Galgenhumor verloren haben dürfte.

Denn wenn Stuttgart zur Pause zurückliegt, könnte der zuständige Referee auch besten Gewissens abpfeifen. Spieler würden geschont und die Nerven der Zuschauer nicht weiter strapaziert. Und: Am Spielausgang würde sich ohnehin kaum was ändern. Keine der letzten 16 Bundesliga-Partien, in denen der VfB zur Halbzeit zurücklag, konnte noch gewonnen werden. Auf Schalke sind es derer gar 17. Viel weniger Comeback-Qualität geht kaum.

Immer munter druff: Schon mehrmals hat Bayer Leverkusen diese Saison lustig-unterhaltsamen Feuerwerk-Fußball zelebriert und dem Zuschauer bestes Entertainment beschert. Man erinnere sich an die Dreizudrei gegen Werder oder Stuttgart, das 4:2 gegen die Hertha und und und... So schien auch der Plan gegen Mainz zu lauten, zumindest feuerte die Werkself wild drauflos. Einziges Problem: Kollege Karius schlüpfte kurzerhand in die Spielverderberrolle. Und so blieben alle 24 Leverkusener Torschüsse erfolglos. Glückwunsch zum Saisonhöchstwert! Und in einem geheimen Bayer-Labor arbeitet ein einsamer Professor an der Formel für Zielwasser...

Bayer Leverkusens erfolglose Torschüsse gegen Mainz 05

Huldigt dem Heiko: Irgendwie immer belächelt, irgendwie immer unterschätzt und irgendwie immer wieder auf dem Rasen: Haa-Wee-Vier gehört zweifelsohne zu den großen Individuen des Bundesliga-Geschäfts. Erst kürzlich bewies er gegen Bayern auf beeindruckende Weise, dass der tödliche Fehlpass tatsächlich das Erfolgsrezept der Zukunft sein könnte (Philipp Lahm, verdammtes Taktik-Genie!). Gegen den VfL schloss auch er sich einer überschaubaren Teamleistung an und konnte das 0:2 nicht verhindern. Dennoch war es ein besonderes Spiel: Der 300. Bundesliga-Auftritt des legendären Heiko Westermann. Nur sechs aktuelle Spieler haben mehr auf dem Konto. Hiermit, Heiko, sei dir gehuldigt!

Die müssen hier auch rein: Auch wenn so ein spaziergängliches Viernull bei der Eintracht nicht wirklich überrascht: Den Tabellenführer können wir an dieser Stelle kaum verschweigen. Die Bayern arbeiten weiter an der Meisterfeier im Februar (Matthias Sammer wird diesen Satz lieben!) und glänzen dabei auf kollektiver wie individueller Ebene. Thomas Müller zum Beispiel, seit jeher "genialster Körperklaus" des Weltfußballs, hat in Frankfurt dreimal die Kugel in gewohnter Unnachahmlichkeit ins Netz manövriert - Premiere in dieser Saison! Sein Kollege Jerome Boateng kratzt indes weiter an der Legende des HW4: Seit 50 Bundesliga-Partien ist er nun schon ungeschlagen. Neuer Rekord! Heiko Westermann gefällt das.

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Der Streich-Effekt: Schon geil, wenn du als Trainer mal neun Spiele zu Saisonbeginn nicht gewinnst und trotzdem keiner am Stuhl sägt. Wenn du einfach so lange in Ruhe arbeiten kannst, bis das Team wieder in die Spur findet. Manch ein ehemaliger Hamburg-, Schalke- oder Stuttgart-Trainer hätte davon geträumt, so sicher im Sattel zu sitzen wie der Aristoteles der Bundesliga. Logisch, die Rede ist von Christian Streich. Der hatte mit Freiburg einen kolossal beschissenen Saisonstart erwischt und blieb nur deshalb von der Roten Laterne verschont, weil Bremen und Hamburg fußballerischen Dilettantismus zelebrierten. Doch mit dem 5:2 im DFB-Pokal gegen 1860 kam die Wende und prompt sammelte der SC in den letzten beiden Bundesliga-Partien mehr Punkte (6) als in den ersten neun Spielen zusammen (5). Der Lohn: Platz 13. Schabboh, Herr Streich!

Who the f*ck is Fabregas? Weil Bayern weiterhin brachial durch die Liga walzt, Schalke das Gewinnen erfolgreich verweigert und Christoph Kramer sämtlichen Gladbach-Fans eine fußballerische Gehirnerschütterung verpasste, fliegt ein Ereignis des Spieltags (zu) weit unter dem Radar: Wolfsburg, das ultimative Team der Stunde, knüppelt kontinuierlich jede Elf vom Rasen. Gegen Hamburg gab es den achten Pflichtspielsieg in Serie. Selbstverständlich mal wieder angeführt von einem frech-genialen Kevin de Bruyne. Der Belgier mit dem knuddeligen Glücksschweinchen-Blick hat nunmehr neun Assists auf dem Konto. Diegos bisheriger Bundesliga-Rekord aus der Saison 2006/2007? Pulverisiert. Irgendwer in Europas Top-Ligen, der besser ist? Nope. Lediglich ein gewisser Cesc Fabregas kommt auf den gleichen Wert.

Schnaps! Schnaps! Schnaps! Der Kölner beweist mal wieder ein phänomenales Timing. Einerseits durch das 4:3 gegen Hoffenheim, damit seine Fans pünktlich zum dienstäglichen Karnevals-Auftakt nur noch das jüngste Schützenfest in Erinnerung haben (welche sie hinterher ohnehin im Alkohol zu Grabe tragen). Noch besser aber: Rechtzeitig zum 11.11. stellte der FC sein Torverhältnis nach dem 11. Spieltag auf 11:11. Mehr Schnapstrinkersteilvorlage geht nicht.

Schützenfeste für Nostalgiker: Übrigens: Ein 3:3 zur Pause (oder höher) gab es seit eineinhalb Jahrzehnten nicht mehr. Wer erinnert sich noch an das letzte Mal? [Hier ist Platz für eine kurze Denkpause] Richtig! 29. Mai 1999, TSV 1860 gegen Schalke 04, Pausenstand 4:3. Am Ende hieß es sogar 5:4 für Königsblau. Viel lässiger als das Schützenfest an sich sind jedoch seine Protagonisten. Doppeltorschütze auf Löwen-Seite war Bernd Hobsch. Und für Schalke knipste doppelt, kein Scheiß: Hami Mandirali. Keine Pointe.

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