"Entlassung war respektlos und stillos"

Von Adrian Franke
Fredi Bobic und der VfB trennten sich offenbar nicht im Guten voneinander
© getty

Ende September musste VfB-Sportvorsand Fredi Bobic nach dem enttäuschenden Saisonstart gehen, der 43-Jährige war zuvor zum Fan-Sündenbock geworden und wurde anschließend von einigen Verantwortlichen öffentlich für seine Kaderzusammenstellung kritisiert. Jetzt schießt Bobic zurück, vor allem den Aufsichtsrat sieht er als Problem für den Klub.

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"Das ging sehr schnell, ich habe es nach ein, zwei Tagen abgehakt. Obwohl mein Herz weiter an diesem Verein hängt", berichtete Bobic im "Kicker" über seine Entlassung und fügte hinzu: "Der Fußball dreht sich sowieso weiter, ungeachtet der handelnden Personen. Jeder ist ersetzbar. Auch wenn die Art und Weise der Entlassung respektlos und stillos war."

Letztlich aber, so Bobic zudem weiter, gehe es "hauptsächlich um Ergebnisse, die haben gefehlt, also stand ich in der Verantwortung. Dabei wird jedoch völlig außen vor gelassen, welche Zukunftsprojekte wir beim VfB angestoßen haben, zum Beispiel im Jugendbereich mit dem Bau des Nachwuchsleistungszentrums, oder die Veränderungen der Strukturen im Verein."

Allerdings sei Präsident Bernd Wahler damals vom Aufsichtsrat zu dem Schritt quasi gezwungen worden: "Er musste so handeln, weil der Aufsichtsrat oder von diesem autorisierte Personen nicht stillhalten konnten und unbedingt den Drang verspürten, ihr Vorhaben an die Medien weiterleiten zu müssen. Ich kann ihm also nicht böse sein."

"Ruhe und Geschlossenheit fehlen"

Stattdessen sieht Bobic den Aufsichtsrat als eine der entscheidenden Baustellen beim VfB: "Die Herren werden es sicher verneinen, aber Tatsache ist, dass Politik gemacht wird. Und zwar im großen Stil. Um erfolgreich sein zu können, braucht es dagegen Ruhe und Geschlossenheit - die fehlt. Stattdessen wird von den Gremien viel zu viel gesprochen, und das auch nach außen."

So habe er unter anderem kein Verständnis dafür, dass Jahr für Jahr der Abstiegskampf ausgerufen wird, immerhin war Stuttgart 2012 am Ende Tabellensechster sowie 2013 Zwölfter und Vize-Pokalsieger. "Trotzdem wird nach innen und außen ständig schlecht über den Verein geredet", monierte Bobic. Stattdessen sollten sich die Verantwortlichen eher auf eine generelle Ausrichtung des Klubs einigen.

"Ich habe vor zwei Jahren schon gefordert, dass wir uns nach außen hin als Ausbildungsverein mit höherer Wirtschaftskraft als andere Klubs positionieren", berichtete der Ex-Sportvorstand: "Wir bilden aus, wir bilden auf höherem Niveau aus, mehr derzeit nicht. Das wurde abgebügelt, weil es den Sponsoren und dem Umfeld nicht vermittelbar sei. Da sieht man, wie weit Anspruch und Wirklichkeit in einem Traditionsverein auseinanderklaffen."

Bobic kritisiert VfB-Finanzmodell

Darüber hinaus müsse der VfB jetzt endlich die Ausgliederung der Profiabteilung konzentriert angehen, und sich "dem neuen Zeitgeist stellen": "Es wird in Zukunft keine 50+1-Regelung geben, sondern nur noch Kapitalgesellschaften. Vielleicht auch Eigentümer, wie sie in anderen europäischen Ligen Gang und Gäbe sind. Wir sind ein bisschen später dran, aber früher oder später werden wir die heilige Kuh schlachten."

Doch selbst dann brauche der Klub gezielte Finanzstrategien: "Wenn das Finanzierungsmodell des VfB nur daraus besteht, sich aus Transferüberschüssen oder durch Etatkürzungen zu finanzieren und am Leben zu halten, dann ist das kontraproduktiv."

Eine derartige Konsolidierung der Finanzen sowie das Erwirtschaften von Transferüberschüssen machen zwar "den Finanzchef vielleicht glücklich, diese Einbahnstraßenpolitik ist aber schädlich für den sportlichen Erfolg", mahnte Bobic weiter. Im Abstiegskampf bangt er derweil trotz allem darum, ob der VfB die Kurve noch bekommt: "Wenn sich alle einig sind und eng zusammenstehen, ja. Aber ich spüre keine Einigkeit in der Führung."

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