"Das Gesamtpaket mit Mannschaft, Trainer und dem Verein an sich passt einfach", sagte Kramer, dessen Arbeitspapier bei der Werkself zuvor bis 2017 befristet war: "Nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen in Leverkusen musste ich nicht lange zögern, meinen Vertrag dort zu verlängern."
Eine eigenwillige Sicht der Dinge, denn die von ihm selbst befeuerte Debatte um seine Zukunft hatte sich mehr als vier quälend lange Monate hingezogen. Im August hatte sich der frischgebackene Weltmeister mit Leverkusens Sportchef Rudi Völler in aller Öffentlichkeit angelegt und sich trotz seines Vertrages nicht zu Bayer bekannt.
Im völlig überflüssigen Streit um seine Rückkehr zum Werksklub hatte Kramer erklärt, er fühle sich "wie in einem modernen Menschenhandel" und wolle nicht hin- und hergeschoben werden: "Wenn ich irgendwo nicht spielen möchte, spiele ich da nicht. Da kann ein Vertrag aussehen, wie er will."
Kramer heizte Spekulationen an
In der Folge brachte Kramer selbst die Wechsel-Möglichkeit zu Spitzen-Adressen im Ausland ins Gespräch. Der SSC Neapel war ein Thema, Real Madrid wurde gehandelt, noch am Sonntag hieß es, der FC Arsenal wäre bereit, 32 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler zu berappen.
Der Verdacht lag nahe, dass Kramer damit darauf abzielte, seinen überschaubar dotierten Vertrag in Leverkusen gegen ein weitaus besser dotiertes Papier zu ersetzen. Dies dürfte ihm mit der Unterschrift am Montag gelungen sein.
Nach dieser zeigte sich der einstige Konflikt-Gegner Völler zufrieden: "Mit Kramer haben wir - auch vor dem Hintergrund des bevorstehenden Karriereendes von Simon Rolfes - die Mannschaft auf einer sehr wichtigen Position im Mittelfeld auf Top-Niveau ergänzt", sagte der Sportdirektor.
Durchwachsene Leistungen
Sportlich waren Kramers Leistungen nach der WM aber eher durchwachsen. Nach dem denkwürdigen Finale, als er nach einem Zusammenprall mit Argentiniens Ezequiel Garay völlig benebelt ausgewechselt worden war, spielte Kramer in Gladbach unbeständig, bezeichnend war sein spektakuläres Eigentor gegen Borussia Dortmund aus 45 Metern.
"Ich bin in Mönchengladbach zum Nationalspieler geworden, dafür und für die wundervolle Zeit bin ich sehr dankbar", sagte Kramer: "Jeder einzelne kann sich darauf verlassen, dass ich in dem verbleibenden halben Jahr alles tun werde, damit der Klub auch in der nächsten Saison wieder international spielt."
Kramer spielte seit der Jugend für Bayer, schaffte aber zunächst nicht den Sprung in den Profikader. Von 2011 bis 2013 war er an Zweitligist VfL Bochum ausgeliehen, es schloss sich das Leihgeschäft mit Gladbach an. Dort startete der Blondschopf durch, die Berufung ins WM-Team war der Lohn.
Sympathien verspielt
In den vergangenen Wochen redete sich Kramer allerdings um viele Sympathien. Zum Transfer-Hickhack kam eine erhöhte Medienpräsenz in Talksendungen und Rückblicken - die Konzentration aufs Kerngeschäft ließ spürbar nach.
Kramer zeigte sich am Montag in dieser Hinsicht selbstkritisch: "Ich habe nach meiner medienwirksamen Geschichte in Rio kein Interview gescheut. Und im Nachhinein ein bisschen naiv und zuviel drauflos geplaudert", schrieb Kramer bei Instagram: "Für mich ist in den letzten Monaten so viel eingeprasselt. Ich wollte mich nie abgehoben oder respektlos gegenüber Menschen oder Vereinen äußern. Aber so wie es rüberkam habe ich selbst ein schlechtes Gewissen."
In Leverkusen kann Kramer zeigen, dass er gelernt hat - er hat immerhin vier Jahre Zeit dazu.
Christoph Kramer im Steckbrief