Klein und doch so groß

SPOX
30. Januar 201512:37
Wen wählt Trainer Pep Guardiola für seine Startelf beim FC Bayern aus?getty
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Der FC Bayern München besitzt den wohl stärksten Kader der Bundesliga. Vor dem Auftaktspiel der Rückrunde beim VfL Wolfsburg (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) lohnt sich ein Blick auf die einzelnen Mannschaftsteile und die Rollenverteilung im Team. Wer ist gesetzt? Wer ist nur Ergänzungsspieler? Und was passiert, wenn alle Spieler fit sind?

Am Donnerstag bestätigte der FC Bayern die Ausfälle von Franck Ribery und Rafinha zum Auftakt der Rückrunde gegen den VfL Wolfsburg. Das Lazarett ist mit den Langzeitverletzten Philipp Lahm, Javi Martinez und Thiago Alcantara also noch immer oder schon wieder recht üppig besetzt.

"Wir haben aktuell 16 Spieler, die man zum absolutes Top-Level zählt", sagte Matthias Sammer, der die Torhüter bei seiner Rechnung ausklammert. "Dazu drei junge Spieler: Mit Mitchell Weiser, Gianluca Gaudino und Sinan Kurt. Das ist der riesen, riesen Kader des FC Bayern, von dem alle sprechen. Fallen zwei Spieler weg, sind es nur noch 14. Natürlich hoffen wir auf Philipp Lahm, Thiago und Javi Martinez, aber sind noch nicht da."

Trotzdem hat der FC Bayern im Winter Xherdan Shaqiri sowie Pierre-Emile Hojbjerg abgegeben und wird auch mit diesen 14 Spielern zum Anpfiff eine hochkarätige Elf auf den Platz schicken sowie eine stattliche Auswechselbank aufbieten. Die Qualität im Kader ist enorm. Und die Flexibilität vieler Spieler lässt einige Ausfälle gut kompensieren, selbst das enorme Verletzungspech in der Vorrunde hat den Münchnern nichts anhaben können. Gelingt das auch in der Rückrunde? Oder entspannt sich die Situation ohnehin? Und was passiert, wenn doch mal alle Spieler fit sein sollten?

Der Kader des FC Bayern München im Check.

Tor

Die Kandidaten: Manuel Neuer, Pepe Reina, Tom Starke, Leopold Zingerle

Die Situation: Die Frage nach der Nummer eins stellt sich beim FC Bayern natürlich nicht. Wer mit Manuel Neuer den unumstritten weltbesten Torhüter in seinen Reihen hat, muss sich nur über die Besetzung dahinter Gedanken machen. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Und da haben die Bayern infolge der Verletzungsprobleme der vergangenen Saison schon vor Beginn der Spielzeit reagiert und mit Reina einen zweiten erfahrenen Torhüter verpflichtet. Natürlich kein schönes Szenario für Zingerle, dessen Chancen auf Einsatzzeit bei den Profis enorm gering sind. Aber für die hohen Ziele der Bayern die beste Lösung.

Die Rollenverteilung scheint im Moment klar: Starke konnte die Vorbereitung nach seinem Riss des des Syndesmosebandes nur eingeschränkt absolvieren und ist hinter Reina die Nummer 3. Trotzdem genießt der Ex-Hoffenheimer die Wertschätzung von Trainer Pep Guardiola. Der ließ Starke im Sommer nicht nach Berlin ziehen, dagegen wurde sein Vertrag während der Verletzungspause um ein Jahr verlängert.

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Seite 4: Sturm - Keine Statusänderung

Innenverteidigung

Die Kandidaten: Jerome Boateng, Medhi Benatia, Dante, Holger Badstuber, Javi Martinez, David Alaba

Die Situation: Erst am Donnerstag hielt Sportvorstand Matthias Sammer die letzte Lobrede auf Jerome Boateng. "Er ist schnell, groß und ausdauernd. Taktisch und technisch auf einem Top-Level und er ist stabil und ruhig geworden in seinem Spiel." Der 26-jährige Innenverteidiger erlebt aktuell die beste und stabilste Phase seiner Karriere und hat unter Guardiola mindestens einen Schritt nach vorne gemacht. Er ist der Fixpunkt in der letzten Linie - egal, ob Bayern mit Dreier- oder Viererkette spielt.

Dahinter hat Dante die Vorbereitung genutzt, um sich wieder in den Vordergrund zu spielen. Der Brasilianer konnte in der Hinrunde nicht immer überzeugen und holte sich auch während den Spielen den einen oder anderen Rüffel von Guardiola ab.

Benatia verlor aufgrund einer Rückenverletzung im Trainingslager etwas an Boden, hatte bei Guardiola in der Vorrunde aber einen Stein im Brett. Immerhin stand er in der Champions League bis zu seiner Rotsperre in allen Spielen in der Startelf.

Vermutlich müssten sich aber sowohl Dante als auch Benatia häufiger mit einem Bankplatz anfreunden, wenn Holger Badstuber und Javi Martinez wieder fit sind. Bei Badstuber ist mit einer baldigen Rückkehr zu rechnen. Die Begeisterung Guardiolas über Badstubers Fähigkeiten ist überliefert. Und Martinez sollte den zentralen Mann in der geplanten Dreierkette spielen. Mit seiner Rückkehr ist aber nicht vor April zu rechnen.

In der Dreierkette spielte auch Alaba schon als linker Verteidiger. In der Vorbereitung testete ihn Guardiola auch schon als linken Innenverteidiger in einer Viererkette.

Außenverteidigung

Die Kandidaten: David Alaba, Juan Bernat, Rafinha, Philipp Lahm, Sebastian Rode, Mitchell Weiser

Die Situation: Schon zum Auftakt wird interessant, wie Guardiola auf den Ausfall von Rafinha reagiert. Eine Möglichkeit wäre die Dreierkette, die andere Sebastian Rode. Der Neuzugang von Eintracht Frankfurt hat sich in der Vorrunde als zuverlässige Alternative gezeigt und auch als Rechtsverteidiger einen ordentlichen Eindruck hinterlassen.

Das hat auch Weiser in den letzten Wochen und Monaten bei den Verantwortlichen. Die Beförderung in die Startelf ist aber nicht erwarten. Ohnehin wird es für den 20-Jährigen schwer werden, trotz der vielen Ausfälle auf Einsatzzeit zu kommen.

Spannend wird auch die Frage, was mit Lahm passiert, wenn er wieder fit ist und Xabi Alonso sowie Bastian Schweinsteiger ebenfalls zur Verfügung stehen. Eine Rückversetzung auf die rechte Außenbahn scheint in diesem Fall nicht unwahrscheinlich.

Für die Position links hinten gibt es dagegen nur zwei Bewerber: Alaba und Bernat. Der Spanier war einer der Gewinner der Hinrunde und überzeugte auf ganzer Linie. Sollte aber nur ein Platz frei sein, hat Alaba weiterhin die Nase vorn.

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Defensives/zentrales Mittelfeld

Die Kandidaten: Xabi Alonso, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Javi Martinez, David Alaba, Thiago Alcantara, Sebastian Rode, Mario Götze, Gianluca Gaudino

Die Situation: Thiago oder nix! Dieser Satz klingt noch immer in den Ohren. Der spanische Nationalspieler war Guardiolas absoluter Wunschspieler bei seinem Antritt. 25 Spiele hat Thiago für Bayern erst absolviert, seit 29. März 2014 war er nicht mehr im Einsatz. Auf seinen gewünschten Fixpunkt wird Guardiola auch noch auf unbestimmte Zeit verzichten müssen. Sollte Thiago aber noch in dieser Saison spielfit sein, ist er gesetzt.

Das gilt eigentlich auch für Xabi Alonso, der im Sommer kurz vor der Transferschluss von Real Madrid kam, seitdem das Spiel der Bayern lenkt und als zentraler Aufbauspieler agiert. Er ist als alleiniger Sechser vor der Abwehr bis zu Martinez' Rückkehr eigentlich alternativlos.

Auf einer der Halbpositionen wird ihm in den nächsten Wochen Schweinsteiger assistieren, der sich in der Vorbereitung nach seiner langen Pause körperlich wieder in einen hervorragenden Zustand gebracht hat.

Um die zweite freie Stelle streiten sich in Abwesenheit von Lahm Alleskönner Alaba sowie die offensiv ausgerichteten Müller und Götze, so dass aus der Formation auch wieder ein 4-2-3-1 werden könnte. Dass Rode an der Seite Alonsos und Schweinsteigers aufs Feld darf, scheint unwahrscheinlich.

Eher vorstellbar ist dagegen, dass Lahm und/oder Alaba bei voller Einsatzfähigkeit aller Spieler wieder auf die Außenverteidigerpositionen rücken. Großen Charme dürfte auf Guardiola ein Dreier-Mittelfeld aus Alonso, Lahm und Schweinsteiger ausstrahlen, das Alaba aus der Verteidigung verstärkt.

Durch die Verletztensituation herrschen in diesem Mannschaftsteil aber noch viele Fragezeichen. Gaudino wird wie in der Vorrunde vereinzelt zu Einsätzen kommen.

Offensives Mittelfeld/Außenbahnen

Die Kandidaten: Arjen Robben, Franck Ribery, Thomas Müller, Mario Götze, Sinan Kurt, Mitchell Weiser

Die Situation: Mit Arjen Robben hatten die Münchner den wohl besten Feldspieler der Hinrunde in den eigenen Reihen - was auch knapp die Hälfte der 240 vom "Kicker" befragten Bundesliga-Profis befanden und den Niederländer zum Akteur der Hinserie wählten. In der bayrischen Luxusoffensive auf den Flügeln ist deshalb nur eines sicher: Robben wird in den wichtigen Spielen ohne Zweifel seinen Stammplatz haben.

Dahinter sieht die Sache etwas enger aus. Franck Ribery, der schon in der Hinrunde verletzungsbedingt nur sechs Spiele über die volle Distanz bestritten hat, wird Coach Guardiola zum Auftakt gegen Wolfsburg und mindestens zwei weitere Wochen fehlen. Unglückich für den Franzosen, der aber dennoch genug Zeit haben sollte, rechtzeitig zu den großen Spielen in Form zu kommen - und dabei auch erste Wahl sein wird.

Allrounder Thomas Müller sammelte in der Hinrunde beeindruckende 20 Scorerpunkte in 23 Partien und kam neben dem offensiven Mittelfeld auch auffällig oft als alleiniger Stürmer oder Lewandowski-Partner im 3-5-2 zum Einsatz. Unantastbar wie unter Louis van Gaal ist Müller nicht mehr, hat aber die Nase wohl noch ein bisschen vor Mario Götze. SPOX

Dessen bisherige Auftritte waren solide, aber keineswegs überragend. Dennoch zeigt sich der Ex-Dortmunder zuversichtlich. "Der Bessere soll spielen", stellte er gegenüber SPOX klar. "Und ich bin guter Dinge, dass ich spielen werde und gehe mit breiter Brust in die Rückrunde." Um einen festen Platz in den Highlight-Spielen wird Götze aber kämpfen müssen.

Zumindest in der Liga dürfen sich auch die Youngster berechtigte Hoffnungen auf die eine oder andere Minute machen. "Jeder Spieler im Kader hat die Qualität zu spielen", resümierte Matthias Sammer nach dem Trainingslager in Katar. Vor allem Weiser hat es nach einer starken Vorbereitung den FCB-Bossen angetan, auch wenn die Einsatzchancen des 20-Jährigen eine Reihe weiter hinten größer sein dürften.

Auch Neuzugang Sinan Kurt bekam während des Trainingslagers viel Lob und wurde von Guardiola speziell unter seine Fittiche genommen. Unter dem Strich steht der Linksaußen in der Hackordnung aber noch hinter Weiser. Es ist deshalb unsicher, ob es für mehr als ein paar Kadernominierungen reichen wird.

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Sturm

Die Kandidaten: Robert Lewandowski, Claudio Pizarro, Thomas Müller, Mario Götze, Michael Eberwein

Die Situation: Sieben Tore schoss Lewandowski in 15 Bundesliga-Spielen für den FC Bayern bisher. Hinzu kommen zwei Treffer in der Champions League. Die Ausbeute ist nicht überragend, aber ordentlich. Guardiola führte mit dem Polen vor dem Trainingslager ein längeres Feedback-Gespräch, das grundsätzlich positiv ausfiel.

"Er hat in jedem Spiel seine Chancen und das ist wichtig", sagt Pep. Nur an der Ausführung haperte es mitunter. An seinem Status ändert sich nichts - Lewandowski ist die klare Nummer 1 im Sturm, weicht höchstens mal taktisch für Götze, Müller oder Robben - dann aber auch auf dem Feld auf eine andere Position und nicht auf die Bank. Der Katalane agiert aber möglichst taktisch flexibel und richtet sein Spiel auch nach dem Gegner aus.

Eine bedeutende Rolle fällt im Sturm auch Müller zu. Auch er rückte mal immer wieder als alleinige Spitze nach vorne. Auch zu sehen war Müller als zweiter Stürmer im 3-5-2, was sowohl der Nummer 25 des FC Bayern gefiel als auch Lewandowski. Ein Modell mit Zukunft also.

Klar ist die Rolle von Claudio Pizarro. Er ist der hochangesehene Joker für alle Fälle. Der Peruaner ist bei Vorstand, Trainer und Mannschaft sehr beliebt und die Aussichten stehen nicht schlecht, dass er seinen auslaufenden Vertrag noch einmal verlängert. Guardiola setzte den Routinier in dieser Hinrunde auch mal hinter den Spitzen ein - mit Erfolg.

Als möglicher Backup hat sich im Trainingslager Michael Eberwein angeboten. Der 18 Jahre alte Angreifer war im Trainingslager in Doha zu Gast, hinterließ einen guten Eindruck. Trotz seiner 1,93 Meter hat Eberwein, der in der U 19 neun Tore in 13 Spielen schoss, eine auffällig gute Technik. Ein Kandidat für die Zukunft?

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