Fehler in der Strategie

Der FC Bayern reiste für für ein Testspiel in der Vorbereitung nach Riad
© getty

Der FC Bayern erntet für seine Reise nach Saudi-Arabien und Katar harsche Kritik und reagiert mit einer Stellungnahme, die etwas krumm daherkommt. Dabei hätte das Problem mit etwas mehr Weitblick vermieden werden können. Immerhin formuliert Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge einen Anspruch, den der Klub bald einer Prüfung unterziehen kann.

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Der 21-stündige Abstecher nach Saudi-Arabien sowie das Trainingslager in Katar haben heftige Kritik am FC Bayern ausgelöst und den Klub in die Defensive gezwungen. Ob die moralischen Bedenken gerechtfertigt sind oder nicht, sei dahingestellt. Aber es ändert nichts an dem Fakt, dass der FC Bayern zumindest in der Öffentlichkeit zu nonchalant mit diesem Thema umgegangen ist und sich nun mehr schlecht als recht zu rechtfertigen versucht.

Die Stellungnahme vom Mittwoch kommt zu spät, der FC Bayern hätte sich im Vorfeld der Reise positionieren müssen. Ein Klub von der Bedeutung und der Qualität der Münchner muss wissen, welche Kontroversen ein solch heikler Trip auslösen kann. Im Zuge der angestrebten Internationalisierung gehört eine präventive Kommunikationspolitik ebenso dazu, wie das Anreisen aller Stars und gute Ergebnisse.

Aber vor dem Abflug ins Trainingslager verwies Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge noch auf die "wunderbaren" Möglichkeiten in Katar und dass es Aufgabe der Politik und nicht des Sports sei, "gewisse Dinge, die uns in Deutschland allen nicht gefallen", anzuprangern. Wahrscheinlich findet sich auch deshalb kein Wort zu Katar in der offiziellen Mitteilung. Schließlich wollen die Bayern auch 2016 wieder in das Emirat reisen. Es ist nicht die einzige offene Frage, die die Stellungnahme hinterlässt.

Keine Erklärung für die Reise

Die Tatsache, dass Rummenigge als Vorsitzender der AG für den "FC Bayern München als Verein" spricht, kommt dabei ebenso krumm daher, wie die Beschränkung der Stellungnahme auf das Verurteilen jeder "Form von grausamer Bestrafung" in Bezug auf den in Saudi-Arabien öffentlich ausgepeitschten Blogger Raif Badawi.

Eine Erklärung der Entscheidung pro Katar und Saudi-Arabien ist die Stellungnahme ohnehin nicht. Rummenigge führt den so leicht klingenden Satz "Wir sind ein Fußballverein" als klassische und etwas plumpe Verteidigungsstrategie ein. Der FC Bayern ist in Form seiner Profiabteilung aber auch ein Wirtschaftsunternehmen.

Was passiert vor China?

Die Münchner haben sich zum Ende des Jahres 2014 lange Zeit gelassen, um das Trainingslager in Katar und das Testspiel in Riad öffentlich bekanntzugeben. Sie haben parallel auch lange das Hotel in Dubai geblockt, in dem jetzt der HSV seine Wintervorbereitung verbringt. Das spricht dafür, dass im Verein schon vorher Zweifel herrschten - nur reden wollte darüber keiner.

Am Ende hat sich laut Rummenigge der Wunsch der sportlichen Führung durchgesetzt. Vor allem aber wohl der Wunsch von Sponsor VW, der über seine Tochter Audi mit 8,33 Prozent an der FC Bayern AG beteiligt ist, und mit den Münchnern seine Imagekampagne am Persischen Golf anschieben wollte. Im Sommer reist der FC Bayern nach China, der Automobilsponsor wird auch diesen Trip wie die vorangegangen nach Indien und in die USA begleiten.

Rummenigge hat im vielleicht zentralen Satz seiner Mitteilung einen Auftrag formuliert. Der FC Bayern habe sich immer "gegen jegliche Diskriminierung, gegen Gewalt und gegen Rassismus bekannt". Auch er sei dafür verantwortlich, dass Menschenrechte eingehalten werden. Wie die Bayern mit ihrem eigenen Anspruch umgehen, wird schon das Verhalten im Vorfeld der China-Reise zeigen.

FC Bayern: Termine, Ergebnisse, Kader