Am Montagvormittag musste Sebastian Kehl mit dem Training aussetzen und arbeitete stattdessen individuell im Mannschaftshotel. Am Sonntag bekam er bei einem Zweikampf mit Matthias Ginter einen Schlag aufs Knie und machte daher vorsichtshalber etwas langsamer.
Dass das Training auch am zweiten Tag in La Manga intensiv war, berichteten ihm die Kollegen beim Mittagessen: "Die Jungs haben gesagt, dass sehr viel Feuer drin war und es verbal ganz schön zur Sache ging. Das ist aber auch ein normaler Zustand in der Vorbereitung."
Der BVB ist dabei, große Umfänge zu trainieren - das wird sich in diesen Tagen auch nicht mehr ändern. "Wir haben viele Dinge schon abgearbeitet. Es geht sehr intensiv zur Sache, der Umfang ist erwartungsgemäß sehr hoch. Es gilt, sich jetzt durchzubeißen", sagte der 34-Jährige.
"Es hilft nichts, sich verrückt zu machen"
Dabei gab er einen Einblick, wie die Mannschaft mit der aktuellen Situation umgeht. Borussia Dortmund steckt als Tabellensiebtzehnter tief im Abstiegskampf. "Es ist ganz, ganz schwierig, mit dem Abstiegskampf umzugehen. Wir sind damit in den letzten Jahren nicht damit konfrontiert worden, es ist eine neue Situation. Es hilft jetzt aber auch nichts, sich verrückt zu machen, Angst zu bekommen oder zu verkrampfen", so Kehl.
"Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen. Wir werden mannschaftstaktisch besser werden, das Team wird einen deutlichen Schritt nach vorne machen. Es gibt innerhalb der Mannschaft keine Angstzustände oder Panikattacken. Wir haben uns das alles selbst eingebockt. Es liegt jetzt an uns, das abzustellen."
Vielmehr habe das Team "einen Strich unter die Hinserie" gemacht. Dort habe man zwar den Weg der vergangenen Jahre verlassen, "wir werden jetzt aber nicht anfangen, etwas Verrücktes zu machen oder anders Fußball zu spielen."
Karriereende beschlossene Sache
Wie lange Kehl selbst noch Fußball spielen wird, war nach der Ankündigung seines Karriereendes eigentlich klar. Doch der Routinier gehörte in der schwachen Vorrunde noch zu den konstantesten Dortmundern. Seine Leistungen ließen Stimmen laut werden, wonach Kehl vielleicht ja doch noch nicht aufhören wird.
"Das Karriereende ist beschlossen", entgegnete der defensive Mittelfeldspieler. "Das ist im Moment der Stand. Es hat sich nichts Neues ergeben. Ich weiß, wie schnelllebig alles ist. Wenn ich in der Hinserie nicht die eine oder andere gute Leistung gebracht hätte, käme die Frage jetzt auch nicht. Ich habe mit niemandem vom Verein darüber gesprochen."
Sein letztes Karrierejahr hat er sich aber naturgemäß vollkommen anders vorgestellt: "Ich wollte das Jahr genießen. Dass ich mit dem BVB noch einmal solche Probleme bekomme wie jetzt, habe ich auch nicht gedacht." Doch immerhin war für ihn die Pause hilfreich und notwendig, da Kehl sich gegen Ende des Jahres 2014 oft durch die Partien geschleppt hat.
"Qualität allein reicht nicht, um Spiele zu gewinnen"
"Ich hatte zuletzt mit angebrochener Rippe gespielt und musste mich in Training und Spiel spritzen lassen. Die Situation war aber auch nicht so, dass ich mich verstecken konnte. Ich musste mich aufopfern", so Kehl."Die Rippe wird mich jetzt noch ein paar Tage begleiten, sie schränkt mich aber nicht mehr ein. Mein Körper ist weiterhin so fit, dass ich jede Einheit genieße und vollgas gebe. Ich habe in der Vorrunde sehr viele Spiele gemacht und mich gut gefühlt."
Doch so lange der BVB nicht absteigt würde Kehl wohl auch unterschreiben, in der Rückrunde weniger Partien zu absolvieren. Er blickte zuversichtlich nach vorne: "Wir haben einige Spieler, die in der Vorrunde nicht bei 100 Prozent oder verletzt waren und keinen guten Rhythmus hatten. Das schürt nun eine große Hoffnung, dass sich unsere Qualität in der Rückserie steigern wird. Aber, wie der Trainer auch schon sagte: Qualität allein reicht nicht, um Spiele zu gewinnen."
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