"Jeder Stürmer wünscht sich, über mehrere Partien zu spielen. Da steckt aber auch immer mit drin, dass man drei bis vier Mal schlecht spielen darf, damit es dann beim fünften Mal funktioniert. Die Zeit haben wir nicht. Jeder, der die Chance kriegt, sollte sie idealerweise sofort nutzen", sagte Jürgen Klopp nach dem 18. Spieltag.
Der BVB hatte sich zuvor 0:0 von Bayer Leverkusen getrennt. Ein Spiel, in dem sich Ciro Immobile gegen meist zwei oder sogar drei Gegenspieler 81 Minuten lang im schwarzgelben Sturm aufrieb, ohne dabei für Torgefahr sorgen zu können.
Zwar wollte Klopp aufgrund des schweren Stands seines Angreifers nicht von einer vertanen Chance sprechen, machte aber durchaus deutlich, dass man sich in der Rückrunde mehr vom italienischen Neuzugang erhoffe. Eine Woche später folgte die 0:1-Heimniederlage gegen Augsburg.
Auch wenn Immobile gewohnt intensiv arbeitete, stand nach Abpfiff erneut nichts Zählbares zu Buche - weder für den Stürmer, noch für Dortmund. 171 Minuten, in denen Immobile Klopp zeigen sollte, dass er die ideale Besetzung des schwarzgelben Mittelsturms ist. Der 24-Jährige vermochte sie nicht zu nutzen.
Ramos außen vor
Noch düsterer sieht es nach dem Jahreswechsel für den zweiten Stürmer aus, den man im Sommer nach Dortmund lotste. Gegen Leverkusen und Mainz durfte Adrian Ramos kurz vor Schluss lediglich ein paar wenige Spielminuten sammeln, gegen Freiburg stand der Ex-Herthaner nicht mal im Kader. Sportlich ist die wiederholte Nichtberücksichtigung Ramos' schwer zu erklären. In der Hinrunde präsentierte sich der Kolumbianer wie die gesamte BVB-Offensive nicht gut, aber auch nicht schlechter als Konkurrent Immobile.
Ciro Immobile und Adrian Ramos im Opta-Spielervergleich
In der Vorbereitung auf die Rückrunde nahm ein Muskelfaserriss Ramos die Gelegenheit, sich zu empfehlen, pünktlich zum 18. Spieltag war der 29-Jährige allerdings fit. Gegen Leverkusen erhielt trotzdem Immobile den Vorzug, auch wenn diesem in den Testspielen vor dem Rückrundenstart reichlich wenig gelang. "Ciro hat in den Trainingseinheiten gute Leistungen gezeigt, konnte diese in den Spielen aber nicht in gleichem Maße abrufen", begründete Klopp seine Entscheidung.
Es ist unklar, wie die sportliche Leitung der Schwarzgelben mit Ramos plant. Obwohl seine Anlagen und Stärken eher zum Dortmunder Spiel passen und er der erste Offensivtransfer nach dem Abgang Robert Lewandowskis war, ist er im Stürmerkarussell aktuell außen vor. Die Hoffnung, dass die Neuzugänge Ramos (etwa zehn Millionen Euro Ablöse) und Immobile (knapp 20 Millionen Euro) in die Fußstapfen des abgewanderten Polen treten könne, hatte man beim BVB ohnehin nicht.
Den Vorwurf, dass sich keiner von beiden bisher durchgesetzt hat, muss man sich in Dortmund dennoch gefallen lassen, auch wenn man nach etwas mehr als einem halben Jahr noch nicht von Fehleinkäufen sprechen kann. Es ist nachvollziehbar, dass den Schwarzgelben dies in Bezug auf den deutlich günstigeren Ramos leichter fällt.
Afrika-Cup-Rückkehrer funktioniert sofort
Ganz anders sieht die Situation bei Pierre-Emerick Aubameyang aus. Der Gabuner hat Klopps Aufforderung nach seiner Rückkehr vom Afrika Cup sofort umgesetzt. Drei Treffer erzielte Aubameyang in seinen beiden Rückrundeneinsätzen in der Sturmspitze, zwei weitere legte er auf. Dortmund gewann beide Spiele - Chance genutzt.
Pierre-Emerick Aubameyang im Porträt
Dabei zeigte Aubameyang eindrucksvoll, dass er seine Geschwindigkeit und seine Technik in der Rolle als alleinige Spitze am besten zur Geltung bringen kann.Während ganz Deutschland von Marco Reus' Traumpass mit dem Außenrist sprach, gingen Aubymeyangs Sprint, die Ballan-, beziehungsweise Mitnahme und der Abschluss komplett unter. In der Hinrunde musste der 25-Jährige noch oft auf dem Flügel aushelfen oder lief in einem System mit zwei Stürmern auf.
Aubameyang verschenkt
So auch am 19. Spieltag gegen Augsburg. Immobile erhielt eine weitere Chance im Sturm, Aubameyang kam über den rechten Flügel und offenbarte einmal mehr die Problematik dieser Besetzung.
Der Gabuner lebt von seiner Schnelligkeit, seiner Antizipation und seiner Technik. Am gefährlichsten ist er als Zielspieler, der in den Raum hinter den Innenverteidigern sticht und sein enormes Tempo ausspielt.
Auf den Außen sind die Wege lang, die Anlaufwinkel für die Verteidiger deutlich angenehmer und seine Schwierigkeiten in der Rückwärtsbewegung präsent. Obwohl Aubameyang gegen die Fuggerstädter fleißig Flanken in den Sechzehner schlug, die aufgrund der hochgewachsenen FCA-Verteidiger nicht einmal beim verzweifelnden Immobile ankamen, hatte nur Roman Weidenfeller weniger Ballaktionen als der Gabuner.
"Wenn ich auf dem Flügel eingesetzt werde, fällt es mir schwerer, in das Spiel zu finden. Meine Lieblingsposition ist in vorderster Front", bekräftigte der Angreifer schon in der Hinrunde.
Klopp findet sein System
Seit der Partie gegen Freiburg beackert Winter-Transfer Kevin Kampl die rechte Außenbahn, Marco Reus kommt über links. Dahinter verfügt Dortmund mit Shinji Kagawa, Ilkay Gündogan und Nuri Sahin über drei Spieler, die allesamt in der Lage sind, den tödlichen Pass in die Tiefe zu spielen. Klopp scheint endlich das System gefunden zu haben, in dem die individuellen Fähigkeiten seiner derzeitigen Wunschformation am besten zur Geltung kommen.
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Dass der 47-Jährige diese in den nächsten Spielen verändert, ist trotz der Mehrfachbelastung unwahrscheinlich. Alle Spieler sind fit aus der Winterpause gekommen, der gesamte Mannschaftsverbund präsentiert sich konditionell auf einem ganz anderen Niveau als noch in der Hinrunde. Außerdem betonte der BVB-Trainer zuletzt mehrfach, dringend "eine eingespielte Truppe finden" zu wollen.
Die Situation von Immobile und Ramos wird dieser Vorsatz nicht verbessern - im Gegenteil: Beiden winken maximal Kurzeinsätze. Da Klopp auf seiner Bank zwar auf eine ausgewogene Mischung setzt, bei engen Entscheidungen aber oft Spieler mit defensiverer Ausrichtung präferiert, droht den beiden sogar, sich auch mal auf der Tribüne wiederzufinden.
Der BVB im Überblick