Bei der Jagd nach mehr Fernsehgeld gibt es in der Fußball-Bundesliga offenbar kaum mehr Tabus. Montagsspiele, Duelle am 2. Weihnachtsfeiertag, eine weitere Umverteilung von unten nach oben und Erstrundenspiele im DFB-Pokal ohne Top-Klubs - all das wird kommen, wenn es nach Karl-Heinz Rummenigge geht. Das zumindest legen Aussagen des Vorstandschefs von Rekordmeister Bayern München in der Sport Bild nahe. Nur an der altehrwürdigen ARD-Sportschau will Rummenigge nicht rühren.
"Wir sind von Geburt an alle Traditionalisten, aber wir müssen uns mit möglichen Veränderungen des Spielplans auseinandersetzen", sagte Rummenigge auf die Frage, ob es zu einem Montagspiel kommen könnte. Die zentrale Frage bei allen Überlegungen lautet für ihn: "Ist den Deutschen allein die Bundesliga wichtig - oder dass die deutschen Klubs auch international weiter eine Chance haben?" Sollte der Wunsch nach Siegen in Europa stärker sein, so ließ er durchblicken, muss eine Revolution her.
Der FC Bayern stehe zwar zur Zentralvermarktung, meinte Rummenigge, "aber ich appelliere an die Bundesliga, das Thema Solidarität nicht zu überdrehen. Leistung muss honoriert werden." Das ist zwar bisher bereits der Fall - der FC Bayern als "Liga-Krösus" erhält mit in der laufenden Spielzeit rund 50 Millionen Euro mehr als doppelt so viel Fernsehgeld wie "Schlusslicht" SC Paderborn (rund 20 Mio.). Doch der jüngste Mega-Deal der englischen Premier League, wo der Tabellenletzte laut Rummenigge schon jetzt 79,2 Prozent mehr kassiert als der FC Bayern, hat Begehrlichkeiten geweckt.
Montagspiel als Lösung?
Christian Seifert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL), schloss unlängst "unpopuläre Maßnahmen" nicht aus. Laut "Sport Bild" diskutiert die DFL das Montagspiel bereits für die Anfang 2016 zu vergebenden Rechtepakete ab der Saison 2017/18 - zumindest am Montag nach Europapokalwochen.
Offiziell bestätigen möchte das niemand. Auch der 26. Dezember gilt indes als Option - für einen kompletten Spieltag wie am "Boxing Day" in England. Schalkes Finanzvorstand Peter Peters nennt die Idee "für viele attraktiv". Auch Rummenigge ist offen. "Die Frage ist, ob wir uns den Luxus erlauben können, immer nur Nein zu sagen", meint er dazu.
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Rummenigge und Co. treibt auch die Angst vor dem Ausverkauf. Weil in England (aber auch anderswo) künftig noch mehr zu holen ist, könnten die Top-Stars der Bundesliga den Rücken zukehren. Ein weiteres Denkmodell sieht deshalb vor, den im Europacup aktiven Klubs die erste DFB-Pokal-Runde zu ersparen - zugunsten von lukrativen Marketing-Reisen ins Ausland. Seifert und Ligapräsident Reinhard Rauball hatten diese Idee vorgebracht, Rummenigge meinte, dass er sie stütze. "Wir müssen uns global mehr präsentieren", sagte er.
Sportschau soll bleiben
An die "heilige Kuh" Samstags-Sportschau wagt sich aber auch er nicht ran. "Die Sportschau hat eine große Historie und große Bedeutung in der Bevölkerung, wir alle sind mit ihr groß geworden. Bisher ist die Koexistenz von Sportschau und Pay-TV ganz gut gelungen", sagte Rummenigge. Überhaupt ist er überzeugt, dass es Seifert beim nächsten Deal schafft, "unsere TV-Einnahmen zu steigern".
Und überhaupt: Die Premier League habe ja jetzt schon viel mehr Geld als die Bundesliga, "trotzdem ist Deutschland die Weltmeister-Liga, und wir sind auf dem besten Weg, England von Platz zwei des UEFA-Rankings zu verdrängen".
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