Die 384 anwesenden TSG-Mitglieder (insgesamt 6437) in der Sinsheimer Stadthalle kippten erstmals im deutschen Profifußball die "50+1"-Regel, die eine Stimmenmehrheit beim Mutterverein vorsieht, zugunsten einer Person und seiner Nachkommen. Durch die einstimmige Entscheidung der Klubangehörigen ist der Weg für Hopp zum offiziellen Boss der ausgegliederten Profi-Abteilung frei.
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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte Hopp, der seit dem Beginn seines finanziellen Engagements bei der TSG im Jahr 1989 über 350 Millionen Euro in den Klub investiert hat, die Ausnahmegenehmigung Mitte Dezember erteilt. Sie gilt ab dem 1. Juli. Auch das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat die notwendige Zustimmung gegeben.
Ausnahmen erlässt die DFL nur in Fällen, "in denen ein Rechtsträger seit mehr als 20 Jahren den Fußballsport des Muttervereins ununterbrochen und erheblich gefördert hat". Präsident Martin Kind von Hannover 96 gilt als nächster Ausnahme-Anwärter.
"Geht mir nicht um die Macht"
"Es geht mir ganz und gar nicht um Macht", sagte Hopp zu Beginn seiner Präsentation, in der er sein jahrzehntelanges Wirken bei der TSG beleuchtete. Sein Vortrag, der von den Mitgliedern mit Standing Ovations gefeiert wurde, bewies aber das Gegenteil: Ohne den Mäzen würde es den Klub, der derzeit vom Hopp-Vertrauten Peter Hofmann geführt wird, in dieser Form nicht geben - und dieses Lebenswerk möchte der SAP-Mitbegründer nicht in fremden Händen sehen.
"Die DFL-Erlaubnis hat eine große Bedeutung. Das ist für die TSG, für mich und für meine Nachfahren eine wichtige Angelegenheit. Die Übernahme schützt den Kapitalgeber vor Entmündigung, das gilt auch für meine Erben", äußerte Hopp, dessen Sohn Daniel als designierter Nachfolger gilt: "Durch die Übernahme ist sichergestellt, dass nicht eines Tages ein anderer Präsident gegen meinen Willen über das von mir investierte Kapital verfügt. Das würde niemand wollen. Zudem haben die Nachfahren aus meiner Familie Rechtssicherheit."
Verein gibt Mehrheit ab
Die Mitglieder folgten dieser Argumentation. Somit wird Hopp ganz offiziell bei der Spielbetriebs GmbH das Sagen haben. Bisher hat der Verein getreu der "50+1"-Regel die Mehrheit in der GmbH, obwohl er nur vier Prozent (100.000 Euro) des Stammkapitals hält. Hopp dagegen ist mit 96 Prozent (2,4 Millionen Euro) beteiligt.
Ab Juli werden die Stimmrechte der prozentualen Beteiligung entsprechen. Da ohne die Zustimmung des gebürtigen Heidelbergers aber ohnehin nichts Wichtiges beschlossen wird, ist das lediglich die Legalisierung der gängigen Praxis.
Begrüßt wurde die Hoffenheimer Entscheidung sogar von "Chefkritiker" Heribert Bruchhagen. "50+1 soll uns schützen, vor Herrn Hopp muss uns niemand schützen", sagte der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt bei "Sky Sport News HD".
Die Mitglieder hatten im Grunde auch gar keine andere Wahl, sie mussten Hopps Plänen zustimmen. Alles andere hätte die Existenz des Klubs gefährdet. Schließlich hängt nicht nur die Profiabteilung (Hopp musste für die vergangene Spielzeit ein Minus von 11,7 Millionen Euro ausgleichen), sondern auch der Verein selbst am Tropf des Geldgebers. Im abgelaufenen Geschäftsjahr flossen über vier Millionen Euro aus Hopps Stiftung in den Klub.
Hopp betonte zwar erneut, dass der Verein ab der Saison 2016/17 finanziell auf eigenen Beinen stehen soll ("Die TSG braucht Transferüberschüsse, um sich unter dem Zwang des Financial Fair Play in der Bundesliga zu halten") - dieses Ziel hatte der Geldgeber in der Vergangenheit aber schon für frühere Zeitpunkte formuliert.
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