Heynckes: Bayern hatte früh Visionen

SID
Im Juni 2013 beendete Jupp Heynckes seine Trainerkarriere
© getty

Meistertrainer Jupp Heynckes sieht in der Vergangenheit den Schlüssel für den Erfolg des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München, der vor allem in den 70er Jahren dem Dauerrivalen Borussia Mönchengladbach auf internationalem Parkett einen großen Schritt voraus war.

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"Die hatten stets Präsidenten und Manager mit Visionen. Leute, die einen Erfolgsanspruch besaßen. Und diesen Anspruch haben sie eingefordert - auch international. Und sie tun es bis heute. In Gladbach hat sich die Führung damit begnügt, dass der Verein in Deutschland beliebt war", sagte der 69-Jährige im Interview mit 11Freunde Spezial.

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"Soweit waren wir in den Siebzigern mit Borussia nicht. Weder von den Vereinsstrukturen her, noch von der Zusammensetzung der Mannschaft", berichtete der Weltmeister von 1974, der von 1963 bis 1967 und vor allem von 1970 bis 1978 bei Bayerns damals größtem Rivalen Borussia Mönchengladbach spielte.

"Die waren cleverer. Sportlich, aber auch in der Führung. Hennes Weisweiler war ein Trainer, der den Fußball geliebt hat. Der wollte angreifen, immer attackieren. Wie oft haben Günter (Netzer, d.Red.), Berti (Vogts) oder ich auf ihn eingeredet, dass wir international flexibler agieren und auch mal das Tempo rausnehmen sollten. Aber dazu war Weisweiler erst später bereit."

"Das ganze Ballyhoo war gewöhnungsbedürftig"

Den heutigen Trainern rät der frühere Bayern-Coach, der mit München 2013 das Triple gewann, sich nicht zu sehr von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen zu lassen. "Natürlich bekam ich zu hören, dass ein Klub 20 oder 30 Millionen Euro verliert, wenn das Team nicht über die Gruppenphase hinauskommt. Aber davon darf ein Trainer sich nicht beeindrucken lassen", sagte er über seine eigenen Erfahrungen in der Champions League.

Mit der Königsklasse, die 1992 eingeführt wurde, hatte Heynckes zunächst große Probleme, wie er bestätigte: "Für mich war das ganze Ballyhoo gewöhnungsbedürftig. Wir Trainer verloren den Einfluss auf vieles, was um das Spiel herum ablief, plötzlich wurde uns alles vorgeben: von der Hymne über die Interviewzeiten bis zum Einlaufritual. Aber nochmal: Die Vereine profitierten immens, also war das zu ertragen."

Er selbst habe aber auch umdenken müssen: "Bedingt durch die weltweite Vermarktung hat sich die Wahrnehmung der Spieler verändert, was dazu führt, dass sie sich auch ganz anders präsentieren. Deswegen muss ein Trainer heute in bestimmten Dingen großzügiger agieren. Denn beispielsweise eine verrückte Frisur entscheidet nicht über den Erfolg in der Königsklasse."

Wichtig sei vielmehr, dass Profis bereit sind, alles für den Erfolg tun: "Es geht um Charakter. Das Triple-Team des FC Bayern bestand aus Spielern, die mit beiden Beinen auf dem Boden standen, die die reale Welt draußen wahrnahmen und wussten, wie privilegiert sie sind."

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