Der Nächste, bitte: Nach dem Aus für Trainer Joe Zinnbauer soll Sportchef Peter Knäbel den Hamburger SV vor dem Abstieg retten. Retter Peter Knäbel scherzte sogar. "Ich hatte eigentlich Urlaub gebucht, wäre auch gerne gefahren", sagte der neue Trainer des Hamburger SV zu Beginn seiner "Mission Nichtabstieg" erstaunlich gut gelaunt.
Doch auf freie Tage mit seiner Frau und den zwei Kindern muss Knäbel bis zum 23. Mai, dem letzten Spieltag, erst einmal verzichten. "Wir packen das mit aller Energie an", sagte Knäbel, der so schnell wie möglich "raus auf den Platz und die Zivilkleidung ablegen" will.
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Der Auftrag für den Nachfolger von Joe Zinnbauer ist klar: Knäbel muss den ersten Abstieg der HSV-Vereinsgeschichte mit aller Macht verhindern. "Die Situation ist prekär", sagte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer, der im Gegensatz zu Knäbel einen sehr dünnhäutigen Eindruck machte. Der Druck an der Elbe ist enorm.
Denn: Nach dem Fastabstieg in der katastrophalen Vorsaison steht der HSV bei nur zwei Punkten Vorsprung auf den Letzten VfB Stuttgart schon wieder am Abgrund zur 2. Liga.
Tuchel ab Sommer beim HSV?
"Ich habe Respekt vor der Aufgabe - aber auch sehr viel Motivation, es zu schaffen", sagte Knäbel, der am Montag seine ersten Einheiten beim Tabellen-16. leitete: "Ich bin überzeugt, aus der Mannschaft die Qualitäten herauszuholen, die es braucht, um im Abstiegskampf zu bestehen." Bis zum Saisonende wird der ehemalige Bundesliga-Profi den Job als Trainer und Direktor Profifußball in Doppelfunktion übernehmen. "Über zu viel Arbeit kann ich mich nicht beschweren", sagte Knäbel und lachte sogar.
Sollte Knäbel die Klasse halten, soll offenbar Wunschkandidat Thomas Tuchel ab Sommer den Neuanfang an der Elbe vorantreiben. Der 41-Jährige gilt an der Elbe schon länger als Wunschkandidat.
Bereits vor drei Wochen soll sich die Klubspitze mit dem ehemaligen Trainer des FSV Mainz 05 zu einem Gespräch getroffen haben, berichtet das Hamburger Abendblatt. "Ich will dazu keinen Kommentar abgeben", sagte Beiersdorfer, der nur den Klassenerhalt im Kopf hat.
"Nehme die 2. Liga nicht in den Mund"
Mit Knäbel als Retter gehen sowohl der Interimstrainer als auch der HSV volles Risiko. Die Hanseaten legen das Schicksal des Klubs in die Hände eines Coaches, dessen Erfahrungen bei den Profis mehr als bescheiden sind.
Und Knäbel wäre als Sportchef wohl nicht mehr zu halten, sollte er als Trainer den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte verantworten - auch wenn er am Montag von Beiersdorfer eine Jobgarantie als Sportchef erhalten hat: "Peter Knäbel wird auch nächste Saison Direktor Profifußball beim HSV sein. Ich nehme die 2. Liga nicht in den Mund."
Knäbel ist bereits der 14. HSV-Trainer in den vergangenen zehn Jahren. Am Sonntag hatten die HSV-Bosse das Experiment Zinnbauer (24 Punkte aus 23 Spielen) für gescheitert erklärt.
Schwere Brocken warten
Nach sechs Spiele ohne Sieg und dem Absturz auf den Relegationsrang 16 wurde wieder einmal die Reißleine gezogen. "Ich wünsche der Mannschaft, Peter Knäbel und dem Verein alles Gute für den Saisonendspurt", sagte Zinnbauer, der sich in den nächsten Wochen bei Klubs in der englischen Premier League weiterbilden will.
Gleich zu Beginn des Endspurts liegen dem HSV dicke Felsbrocken im Weg. Die nächsten Gegner nach der Länderspielpause heißen: Leverkusen, Wolfsburg und Bremen. Eine Mammut-Aufgabe für Knäbel, dessen bekannteste Adresse als Trainer der FC Winterthur in der Schweiz war. Deshalb hegt auch nicht nur Trainer-Ikone Ottmar Hitzfeld seine Zweifel, ob Knäbel dieser Situation gewachsen ist.
"Er hat eine hohe Fachkompetenz, doch ich habe ihn nie als Trainer erlebt. Ich weiß nicht, wie er gegenüber der Mannschaft auftritt, wie er die Taktik bespricht", sagte Sky-Experte Hitzfeld: "Er kann sicher die Theorie perfekt, doch die Frage ist, wie er es praktisch umsetzt." Vielleicht wird Knäbel das Lachen schnell wieder vergehen.
Der Hamburger SV im Überblick