Beispielloser Aktionismus

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© getty

Erst der jämmerliche Auftritt gegen Wolfsburg, jetzt die komplette Kehrtwende in der Trainerfrage. Der Hamburger SV fährt einen Schlingerkurs par excellence. Die Verpflichtung von Bruno Labbadia ist zudem ein Eingeständnis des Versagens.

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Immerhin war Peter Knäbel ehrlich und einsichtig. "Es geht um den HSV, und wir sind gefragt, die bestmöglichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich unsere Chancen auf den Klassenverbleib erhöhen. Das haben wir gemacht", sagte der Sportdirektor und Ex-Interimstrainer des HSV nach der Entscheidung, Bruno Labbadia als Retter zurück nach Hamburg zu holen.

Dieser Satz sagt einiges über den momentanen Zustand des Hamburger Sport-Vereins aus. Zum einen suggeriert die Botschaft der Aussage, dass der Klub bei der Inthronisierung Knäbels als Nachfolger von Joe Zinnbauer falsch gehandelt hat, weil man erst jetzt die bestmöglichen Voraussetzungen für den Klassenerhalt geschaffen hat.

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Zum anderen ist es Knäbels Eingeständnis seines kläglich gescheiterten Versuchs, den Dino in der Bundesliga zu halten.

Erst letzten Samstag hatte der Klub rund um das Spiel gegen den VfL Wolfsburg ein jämmerliches Bild abgegeben. Die Mannschaft versagte auf dem Platz, Spieler gingen in der Halbzeitpause aufeinander los und Knäbel warf anschließend mit öffentlichen Schuldzuweisungen um sich. Der Klubchef verzichtete auf ein Machtwort und sprach dem Trainer stattdessen unaufgeregt das Vertrauen aus.

15 Monate mit Labbadia

Obwohl der HSV spätestens seit dem Offenbarungseid gegen Wolfsburg sportlich in Fetzen liegt, glaubte Dietmar Beiersdorfer noch immer an ein gutes Ende. Vielmehr wollte er aber seinen Masterplan nicht aufgeben, mit Knäbel die Klasse zu halten und den Verein im Anschluss daran mit der Premiumlösung Thomas Tuchel dauerhaft wieder konkurrenzfähig zu machen.

"Wir brauchen endlich Kontinuität auf der Trainerposition", hatte Beiersdorfer in den letzten Wochen mehrfach gesagt. Die Richtung war vorgegeben.

Keine drei Tage später hat Beiersdorfer den gesamten Verein auf links gedreht. Knäbel wird wieder rausrotiert, Bruno Labbadia erhält einen Vertrag über 15 Monate, ligaunabhängig.

Abstieg wäre logische Konsequenz

Die Angst vor dem geschichtsträchtigen Abstieg aus der Bundesliga hat den HSV veranlasst, binnen kürzester Zeit ein Konzept über Bord zu werfen, das den Verein langfristig aus der Talsohle befördern soll. Ein Schlingerkurs par excellence. Was gestern noch gut war, ist heute wertlos.

Die Entscheider beim HSV haben in den letzten Jahren viele falsche Beschlüsse gefasst, die dem Verein nachhaltig geschadet haben. Die Strapazierfähigkeit des Klubs ist bis an die Grenzen ausgereizt, der Abstieg in die Zweitklassigkeit am Saisonende die logische Konsequenz.

Noch hat der HSV die Möglichkeit, die Quittung ein weiteres Mal auszusetzen. Bruno Labbadia übernimmt eine desolate Mannschaft und am Sonntag steht das Derby gegen Werder Bremen an (So., ab 15.30 Uhr im LIVE-TICKER). Beiersdorfer schiebt seine letzte Patrone in den Lauf. Er sollte treffen. Denn der Verein und die Fans haben Besseres verdient.

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