Doch am Tag nach der 0:1 (0:0)-Niederlage beim Erzrivalen steckte den Hamburgern der nächste schwere Rückschlag noch in den Knochen. Auch Labbadia wirkte nachdenklich und frustriert - schaltete bei strahlendem Sonnenschein vor der nächsten so enorm wichtigen Partie gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr) aber gleich wieder in den Angriffs-Modus. "Die Mannschaft will, will unbedingt", sagte der 49-Jährige und schwor seine Krisen-Kicker auf die Wochen der Wahrheit ein.
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Labbadia, der drei Wochen auf Innenverteidiger Cleber (Kapselriss im rechten Knie) verzichten muss, ließ sein Team am Montag nicht wie normal auslaufen, sondern richtig trainieren. Immer wieder nahm er Spieler zu sich und redete gestikulierend auf sie ein. Besonders im Fokus: Pierre-Michel Lasogga. Der Angreifer soll, nein muss endlich die Torflaute beenden und den HSV in den verbleibenden Spielen gegen Augsburg, Mainz, Freiburg, Stuttgart und Schalke noch zum Klassenerhalt schießen - oder zumindest auf den Relegationsrang. "Pierre ist im Kommen", sagte Ex-Stürmer Labbadia: "Jetzt brauchen wir für ihn und die gesamte Mannschaft den Türöffner."
Die Zeit drängt
Doch Labbadia und dem HSV rennt die Zeit davon. Nach der Pleite durch das Elfmeter-Tor von Franco Di Santo (84.) sind die Hamburger weiter Letzter und haben vier Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Zwar präsentierte sich der HSV unter dem vierten Trainer der Saison etwas verbessert, kompakter und defensiv stabiler - aber in der Offensive gaben Kapitän Rafael van der Vaart und Co. das gewohnt jämmerliche Bild ab.
Der Tor-Geiz der Hamburger wird immer dramatischer. Das Nordderby war das sechste torlose Spiel in Serie, seit 586 Minuten warten die Anhänger auf ein Tor - das gab es noch nie. So verkommt die "Mission Klassenerhalt" für Labbadia immer mehr zu einer "Mission Impossible". Seinen Master-Plan für die Rettung wollte Labbadia nicht verraten: "Wir wissen, woran es fehlt. Aber das berede ich mit der Mannschaft."
Die Aufbauarbeit wird für Labbadia zum Kraftakt. "Jetzt wird der Druck für uns immer größer", sagte ein sichtlich bedröppelter Ivica Olic nach dem neunten Spiel in Serie ohne Sieg. Gegen Augsburg "muss gewonnen werden", sagte der Kroate. Doch wie soll das gelingen, wenn keiner das Tor trifft?
Herbe Kritik von Stein
Für Klub-Idol Uli Stein ist der HSV im Moment an "Peinlichkeit kaum zu überbieten". Der Dino könnte am Ende von einem Abstieg sogar profitieren. "Ich habe den Eindruck, dass der HSV nichts dazulernt und insofern ist es vielleicht sinnvoll und heilvoll, wenn er am Saisonende den Gang in die 2. Liga antreten muss", sagte Stein n-tv.
Die Hamburger klammern sich an die Hoffnung, es doch noch irgendwie zu schaffen und wiederholen die seit Wochen bekannten Durchhalteparolen. "Fakt ist, dass gegen Augsburg dreimal gepunktet werden muss. Auf Hilfe brauchen wir nicht warten", sagte Heiko Westermann. Und Torwart René Adler meinte tatsächlich: "Wir brauchen auch mal Glück."
Was die HSV-Anhänger neben dem fußballerischen Unvermögen der Krisen-Kicker zudem verzweifeln lässt: Die Mannschaft schwächt sich immer wieder selbst. Behrami kassierte schon den fünften HSV-Platzverweis in der Rückrunde. Auch Lewis Holtby fällt nach seiner fünften Gelben Karte gegen Augsburg aus. Damit muss Labbadia seine Doppel-Sechs neu besetzen. "Wir werden eine Lösung finden", sagte er. Der Hoffnungsträger ist nun vor allem als Psychologe gefordert.
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