Thiago: "Ich hatte Albträume"

Von Adrian Franke
Steht endlich wieder auf dem Fußballplatz: Thiago Alcantara
© getty

Insgesamt 371 Tage blieb Thiago nur die Zuschauerrolle, der Mittelfeldmann des FC Bayern fiel aufgrund eines Syndesmosebandrisses sowie mehrerer Innenbandanrisse monatelang aus. Im Interview mit der Sport Bild blickte er auf seine Leidenszeit zurück - und sprach offen über die für ihn sehr schwierigen Monate.

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"Als ich mich das erste Mal am Knie verletzt habe, war ich total ehrgeizig. Ich dachte: "Morgen geht es weiter, jetzt aber, es muss doch gehen." Es wurde immer ein Tag mehr, meine Nerven wurden strapaziert", berichtete Thiago und gab weiter zu: "Bei der zweiten Verletzung war es komplett meine Schuld: Ich wollte unbedingt bei der WM in Brasilien dabei sein und habe zu früh wieder angefangen."

Thiago: "Was kann jetzt noch passieren?"

Anschließend habe ihm das Vertrauen ins Knie gefehlt: "Während meiner Reha hatte ich dann tagsüber Träume, Albtraum-Situationen. Ich war wach und dachte mir: Was kann jetzt noch passieren?"

Um seine Karriere fürchtete er dabei zwar nie, "aber ich wollte zurück auf den Platz. Ich verzweifelte und dachte mir: Wann ist es so weit? Dann musst du in der Reha Dinge machen, die dir nicht gefallen, unangenehme Aufgaben: irgendwelche Hügel rauf und runter rennen. Oder du wirst ewig massiert. Das ist notwendig, aber das gefällt keinem. Dann rückt die Heilung in weite Ferne."

"Mein Leben ist Fußball"

In jedem Fall liege so hinter ihm "ein kompliziertes, ein schwieriges Jahr. Mein Leben hängt vom Fußball ab - mein Leben ist Fußball. Ohne den Ball am Fuß kann ich nicht glücklich sein. Ich bin noch lange nicht bei 100 Prozent, aber ich bin auf einem guten Weg." Daher denkt er auch nicht mehr an seine Verletzungen: "Ich habe keine Angst, ich vertraue meinem Körper. Meine Verletzung ist wirklich vergessen."

Das ist auch auf dem Platz sichtbar, Thiago gab dem Bayern-Spiel direkt wieder ein neues Element. "Natürlich habe ich Leidenschaft im Blut, vielleicht kommt das durch meine brasilianischen Gene.

Deutschland: Rhythmus ist wichtig

Aber in Spanien habe ich auch viele taktische Feinheiten gelernt. Hier in Deutschland bekommt man mitgegeben, welcher Rhythmus richtig ist. Es ist eine Frage der Anpassung. Wichtig ist, im Kopf voll da zu sein, 100 Prozent konzentriert. Und, ja: auch Mut zu haben", betonte der 24-Jährige.

Auch im CL-Halbfinale gegen sein Ex-Team wird Bayern diese Qualitäten brauchen: "Das ist nun eine ganz spezielle Partie. Es gibt keine alten Rechnungen: Ich habe großen Respekt vor Barcelona und bin ihnen sehr dankbar, ich habe in La Masia sehr viel gelernt, dort bin ich groß geworden. Aber während der Partie schaue ich nicht darauf, wer beim Gegner auf dem Platz steht - ob das ehemalige Mitspieler oder Freunde von mir sind."

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