Immerhin, so Eberl im kicker, sei die Königsklasse für Gladbach "vergleichbar mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft". Doch selbst das sei kein Grund für überhastete Aktionen: "Wir versprechen keine Luftschlösser. Jetzt auf Jahre hinaus mit und für die Champions League zu planen, das wären die ersten Stufen einer Treppe, die in die völlig falsche Richtung führt."
Warum sollte Gladbach schließlich einen Spieler holen, "den wir beim Verpassen eines europäischen Wettbewerbs gleich wieder verkaufen müssten, weil wir sein Gehalt nicht mehr bezahlen können? Das wäre doch fatal. Wir werden mit dem Geld, das uns durch die Champions League zur Verfügung steht, nicht unverhältnismäßig umgehen."
Das jüngst kolportierte Transferbudget von 50 Millionen Euro dementierte Eberl dementsprechend: "50 Millionen sind es natürlich nicht. Ja, die Champions League und auch der Verkauf von Max Kruse nach Wolfsburg vergrößern unseren Handlungsspielraum, und trotzdem: Wir machen keine verrückten Sachen. Wir bleiben bei unserer Philosophie, wollen nachhaltig eine Mannschaft bauen und weiterentwickeln."
Eberl: Favre "hat eine Ära geprägt"
Stattdessen will er weiter den Weg der vergangenen Jahre verfolgen: "Weil man sie bei uns sehr gut nachvollziehen kann, wie wir Schritt für Schritt genommen haben. Die Erfahrungen 2012/13 aus der ersten Europacupsaison. Das Umgehen mit der ungewohnten Dreifachbelastung. Wie man reagiert, wenn die Gegner sich auf deine Spielweise eingestellt haben und plötzlich die Ergebnisse fehlen."
Generell habe Trainer Lucien Favre, der für Eberl "schon jetzt eine Ära geprägt" hat, die Umstellung einer Kontermannschaft auf ein Team hinbekommen, "das sowohl blitzschnell umschalten als auch sein Ballbesitzspiel durchziehen kann. Die individuelle Entwicklung der Spieler. Es gibt so viele Punkte und Facetten, die sich in dieser Saison zusammengesetzt haben. Wir sind richtiggehend gewachsen."
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Für den Gladbacher Sportdirektor war der Weg von Beginn an alternativlos, weil er etwas Nachhaltiges aufbauen wollte und nichts "mal schnell zusammenkaufen". Dennoch bleibt der 41-Jährige realistisch: "Wir haben nicht die Romantik und sagen: Unsere Top-Jungs bleiben ewig in Gladbach. Abgänge wird es immer geben."
"Wollen Realität im Auge behalten"
Weiter mahnte Eberl: "Wir wollen doch die Realität im Auge behalten - und das hat nichts damit zu tun, dass wir irgendwelche Erwartungen schon jetzt dämpfen wollen. Aber Borussia Mönchengladbach hielt sich fast zwei Jahrzehnte in der unteren Tabellenhälfte auf und stieg sogar zweimal ab. Andere Vereine sind uns speziell in wirtschaftlicher Hinsicht um Längen voraus."
Doch gleichzeitig bestehe die Kunst darin, "seine Aufgabe so gut zu machen, dass man im entscheidenden Moment zur Stelle ist" wenn die Konkurrenz schwächelt. Für die kommende Saison laufen die Transferplanungen daher längst auf Hochtouren. Während Kevin Volland von 1899 Hoffenheim sowie Leipzigs Yussuf Poulsen die Favoriten auf die Nachfolge von Kruse sein sollen, hat Gladbach im Mittelfeld seinen Wunschkandidaten offenbar schon gefunden.
Informationen der Bild zufolge liegt dem europaweit begehrten Ondrej Duda von Legia Warschau ein unterschriftsreifer Vertrag vor, der slowakische Nationalspieler soll drei Millionen Euro kosten. Bei der Borussia könnte er helfen, den Abgang von Christoph Kramer, der nach seiner Ausleihe zu Bayer Leverkusen zurückkehrt, aufzufangen.
Gladbachs Kader in der Übersicht