Genau so wenig wie der Vorsprung in der Liga auf den Tabellenzweiten interessieren ihn letztlich die fünf Saisonniederlagen, schreibt Müller im kicker, "auch wenn ich höchst ungern verliere. Wenn unter dem 34. Spieltag Platz eins steht, ist alles gut. Und wir haben nicht einen einzigen Punkt mit Absicht abgegeben: Nach dem 0:2 in Leverkusen und dem 0:1 gegen Augsburg hatten wir noch wichtige Spiele in der Champions League - und wenn die Meisterschaft schon garantiert ist, fällt es mental nicht so leicht.
Dennoch habe sich das Team, entgegen der Vorwürfe einiger Abstiegskandidaten, "immer angestrengt und wollte immer gewinnen, wie die Statistiken in Freiburg beweisen: Unser Wille zum Sieg ist daran erkennbar. Fünf Prozent Konzentration oder Aufopferungsbereitschaft fehlen vielleicht doch in gewissen Momenten, dann passiert halt ein Ballverlust. Außerdem machten die Freiburger aus drei Schüssen zwei Tore."
Dass Trainer Pep Guardiola einige Stars im Saisonendspurt schonte sage zudem überhaupt nichts aus: "Bei uns haben die ganze Saison hochkarätige Spieler zugeschaut. Allerdings verstehe ich die Mannschaften im Keller, die auf einen Bayern-Sieg in Freiburg gehofft hatten - was nichts Außergewöhnliches gewesen wäre. Aber der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung ist absoluter Schwachsinn."
Müller: Titel immer etwas Besonderes
Zwar gab Müller dabei zu, dass er gerne mal ein Herzschlagfinale um die Meisterschaft, wie etwa 2000 oder 2001, miterleben würde, "aber wir nehmen uns vor der Saison ja vor, souverän Erster zu werden", so der Weltmeister weiter. So gab es für Müller bereits die vierte vorzeitige Meisterschaft zu bejubeln, dennoch sei der Titel noch immer etwas Besonderes.
"Ein Fußballspieler muss solche Momente - in jeder Liga - feiern und genießen. Sie machen unseren Sport aus", stellte der 25-Jährige klar: "In diesen Minuten fällt so viel von dir ab. Schließlich steht der FC Bayern stets unter besonderem Druck, der gerade nach dem 1:4 in Wolfsburg zum Start der zweiten Halbserie noch zunahm. Aber trotz der vielen Verletzungsprobleme haben wir die gesamte Saison sowie auch die Rückrunde sehr souverän gestaltet."
Meisterschaft "nie eine Selbstverständlichkeit"
Gleichzeitig mahnte er: "Eine Meisterschaft ist nie eine Selbstverständlichkeit. Die anderen Teams sind auch gierig darauf, auch wenn außer dem VfL Wolfsburg in dieser Saison kein Gegner so richtig mithielt. Eine großartige Rückrunde haben die Gladbacher Borussen hingelegt. Ich hatte jedoch eigentlich mit den Dortmundern gerechnet. Sie werden aber zurückkommen."
So ist der Offensivmann insgesamt zufrieden mit der Saison, auch wenn es für die erfolgsverwöhnten Münchner nur einen Titel zu bejubeln gab. "Es ist natürlich nicht der maximale Erfolg, aber das Triple hat der FC Bayern bisher erst einmal in den 115 Jahren seiner großen Vereinsgeschichte gewonnen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!"
Trotzdem, so Müller weiter, "gehen rund um den FC Bayern viele neuerdings immer vom Triple aus. Da ist ein Teufelskreis entstanden. Für uns beim FC Bayern gilt eine Saison nur dann als super, wenn wir die Champions League und dazu die Schale und den DFB-Pokal abräumen. Da muss man irgendwann wieder die Realität sehen. Wir sollten einfach wertschätzen, was wir in dieser Saison erreicht haben."
Thomas Müller im Steckbrief