Die Sache war klar. So klar, dass Hertha BSC am Tag der Verkündung, dass Trainer Pal Dardai nun auch offiziell zum Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten aufsteigt, auf eine Pressekonferenz verzichtete. Dabei hätte man schon gerne erfahren, wie genau der Ungar die "Alte Dame" Hertha wieder flott bekommen will. Auch die Details zur ungewöhnlichen Vertragskonstellation blieben so unkommentiert.
"Die Tinte ist gerade trocken. Pal Dardai ist unser neuer Cheftrainer", ließ Hertha-Manager Michael Preetz am Freitagmorgen über Twitter lediglich verlauten. Pressesprecher Peter Bohmbach bestätigte, dass Dardais bisheriger Jugendtrainer-Vertrag zu deutlich erhöhten Bezügen angepasst wird. Sollte der 39-Jährige in der kommenden Saison bei den Profis scheitern, soll der Kontrakt automatisch wieder in einen Jugendtrainer-Vertrag mit geringerem Gehalt umgewandelt werden.
Auf dem ersten Blick sieht es nach einer Win-win-Situation aus, zumal Dardai wohl auch weiter auf seinen erfahrenen Co-Trainer Rainer Widmayer zurückgreifen kann. Diese Personalie will Hertha in der kommenden Woche klären.
Seit zwei Wochen Fußball-Lehrer
Dardai, der erst vor zwei Wochen seine Fußballlehrer-Lizenz erhielt und nebenbei auch Ungarns Nationalmannschaft betreut, hatte gemeinsam mit Widmayer Anfang Februar das Amt von Jos Luhukay übernommen. Unter der Regie von Herthas Rekordspieler stabilisierte sich vor allem die Defensive.
Nach sieben Spielen ohne Sieg zum Saisonschluss geriet das Ziel Klassenerhalt aber noch mal in akuter Gefahr, nur die bessere Tordifferenz gegenüber dem Hamburger SV verhinderte den Absturz auf den Relegationsrang.
"Als junger Trainer, der die Mannschaft ohne Vorbereitung auf dem 17. Platz übernommen hat, haben wir es gemeinsam gut gemacht. Wir haben jeden Punkt zusammengekratzt. Aber die Endphase hat mir nicht gefallen. Das war auch eine Charakterfrage - und da haben wir gewackelt", hatte Dardai nach dem letzten Spiel bei 1899 Hoffenheim (1:2) bilanziert.
Der ehrgeizige Coach wird in der Sommervorbereitung an vielen Baustellen zugleich arbeiten müssen. Läuferisch zählt sein Team zu den schwächsten in der Liga, in der Offensive ist Hertha zu sehr von der Form des inkonstanten Stürmers Salomon Kalou abhängig.
"Wir werden den Teufel tun"
Namhafte Verstärkungen wird Dardai aber wohl nicht bekommen, obwohl sich die finanzielle Situation des Klubs entspannt hat. "Wir werden den Teufel tun und uns wirtschaftlich wieder in Not bringen", sagte Klub-Präsident Werner Gegenbauer. Entsprechend muss Dardai auch keine Wunder vollbringen bei seiner ersten Station als Cheftrainer.
"Schlussendlich werden wir am Ende der nächsten Saison zwischen Platz zehn und der Relegation landen. Das spiegelt genau die Möglichkeiten von Hertha BSC wider", sagte Gegenbauer.
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