"Das ist Abstiegskampf", schrie der Niederländer beim Vormittagstraining am Donnerstag, als sich seine Mannschaft in einem Kreis um ihn versammelt hatte. Danach stapfte Stevens davon, machte mehrfach eine wegwerfende Handbewegung und rief den Spielern zu: "Ihr seid Affen, Affen seid ihr", und "hört doch auf, hört doch auf!"
Die Szene spielte sich gegen Ende des Trainings ab. Stevens verließ den Trainingsplatz am "Roten Haus" in Bad Cannstatt, setzte sich auf eine Bank und saß dort gute 20 Minuten, während sich die Spieler noch bei Torschüssen versuchten. Nicht daran teil nahmen Antonio Rüdiger, Daniel Didavi, Timo Baumgartl und Geoffroy Serey Die, die im 100. Bundesliga-Spiel zwischen dem Tabellenletzten aus Stuttgart (30 Punkte) und dem Hamburger SV (14./32) am Samstag laut Stevens aber einsatzbereit sein sollen.
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Wenig später war Stevens dann schon wieder bester Laune - oder tat zumindest so. Auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz war der von vielen nicht beobachtete Wutausbruch nur noch indirekt ein Thema: Auf die Frage, ob er seinen Spielern jetzt noch den Ernst der Lage deutlich machen müsse, antwortete Stevens ernst: "Wenn ich das tun müsste, dann wäre ich im falschen Film." Angesichts der Szenen vom Training am Vormittag, als ihm die Mannschaft offensichtlich einen ganz anderen Eindruck vermittelt hatte, eine glatte Flunkerei.
In den letzten Wochen war Stevens noch der Gute-Laune-Onkel
Ansonsten gab Stevens vor dem Abstiegs-"Endspiel" gegen den Hamburger SV wie schon mehrfach in den vergangenen Wochen den Gute-Laune-Onkel. Was er denn von der Arbeit von Bruno Labbadia wisse, des ehemaligen Trainers des VfB? Nichts wisse er, "ich bin in Stuttgart, nicht in Hamburg", antwortete Stevens grinsend und ergänzte: "Ich schaue nicht nach dem Gegner." Ebenso klar seine Ansage zu den Vorgaben an die Spieler am Samstag: "Ruhe behalten und ein Tor mehr schießen als der Gegner."
Das Wichtigste sei, ergänzte Stevens, dass sich der VfB auf sich konzentriere. Deshalb will er auch nicht nach Freiburg schielen, wo der deutsche Meister Bayern München ein bisschen Schicksal im Abstiegskampf spielen könnte. "Darauf habe ich keinen Einfluss, ich bin da nicht in der Kabine", sagte Stevens halb ernst, halb belustigt und betonte: "Es geht nur um uns. Wir sind gefragt. Alles andere können wir nicht beeinflussen." Vorausgesetzt, seine Spieler haben nun den Ernst der Lage begriffen.
Der Kader vom VfB Stuttgart im Überblick