Der FC Augsburg geht die Transferperiode nach seiner historischen Saison entspannt an - und das aus gutem Grund. Der Kader wurde nahezu komplett zusammen gehalten, inklusive Trainer Markus Weinzierl. Lediglich einzelne, gezielte Transfers wird Manager Stefan Reuter angehen müssen und sich ansonsten auf die Kaderbreite konzentrieren. Um einen begehrten Youngster könnte ein Tauziehen bevorstehen.
Tor
Das Personal: Marwin Hitz, Alexander Manninger
Abgänge: Ioannis Gelios (unbekannt)
Zugänge: Yannik Öttl (SpVgg Unterhaching)
Offene Positionen: Keine
Kandidaten: Keine
Den Austausch seiner Nummer drei hat der FC Augsburg am Donnerstag mit Yannik Öttl perfekt gemacht. Der 18-Jährige kommt von der SpVgg Unterhaching, nachdem zuvor klar geworden war, dass Ioannis Gelios keinen neuen Vertrag unterschreiben würde. Wohin es den ab 1. Juli ablösefreien 23-Jährigen hinzieht, ist noch unklar. Öttl soll derweil primär in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln.
Weiter oben in der Hackordnung gibt es dagegen überhaupt keine Diskussion. Marwin Hitz ist ohne jeden Zweifel gesetzt, der Schweizer kam Anfang Juni zu seinem Debüt für die Nationalmannschaft. Highlight der Vorsaison: Mit seinem späten Treffer rettete er dem FCA einen Punkt gegen Bayer Leverkusen. Nach Jens Lehman 1997 und Frank Rost 2002 war es der erste Torwart-Treffer in der Bundesliga aus dem Spiel heraus.
Und doch wird Hitz im Laufe der Saison mutmaßlich eine Baustelle bleiben: Sein Vertrag bei den Fuggerstädtern läuft 2016 aus und Hitz, der sich jüngst von seinem Berater trennte, erklärte mit Blick auf die Verhandlungen lediglich: "Über so etwas werde ich nie öffentlich reden. Wenn es etwas zu verkünden gibt, werden das der Verein oder ich sicherlich machen."
Die Augsburger Allgemeine vermeldete Anfang Juni, dass sich Hitz vom neuen Augsburger Vertragsangebot nicht genügend gewürdigt sehe. Immerhin könnte er sich 2016 ohne Ablöse nach einem neuen Verein umschauen. Hinter Hitz wird Alex Manninger in seine mutmaßlich letzte Saison beim FCA gehen: Der 38-Jährige ist ebenfalls noch bis Saisonende an den Klub gebunden.
Seite 1: Tor - Noch ein Jahr bis zur Baustelle
Seite 2: Abwehr - Ein Backup für Baba
Seite 3: Mittelfeld - Frisches Blut für die Zentrale
Seite 4: Sturm - Die Luxusabteilung
Abwehr
Das Personal: Ragnar Klavan, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Jeong-Ho Hong, Christoph Janker, Tim Rieder, Abdul Rahman Baba, Paul Verhaegh, Raphael Framberger
Abgänge: Dominik Reinhardt (unbekannt)
Zugänge: Ronny Philp (Greuther Fürth, war ausgeliehen)
Offene Positionen: Linksverteidiger
Kandidaten: Philipp Max (Karlsruher SC), Erik Sviatchenko (FC Midtjylland)
Das Abwehrzentrum des FCA ist auch ohne Neuzugang in guter Verfassung, Jan-Ingwer Callsen-Bracker sowie vor allem Ragnar Klavan sind gesetzt, mit Jeong-Ho Hong steht ein mehr als solider Ersatzmann zur Verfügung. Tim Rieder und Christoph Janker können ebenfalls aushelfen, so dass Dominik Reinhardt keinen neuen Vertrag erhält. Dennoch wird der dänische Innenverteidiger Erik Sviatchenko mit Augsburg in Verbindung gebracht.
Auch auf der rechten Defensivseite ist die Hackordnung klar. Kapitän Paul Verhaegh ist über jeden Zweifel erhaben, hinter ihm wird sich Ronny Philp, der nach einer verletzungsgeplagten Saison von der SpVgg Greuther Fürth zurückkehrt, einreihen.
Der Sommerfahrplan des FC Augsburg
Somit bleibt nur eine Position übrig - und genau hier bleibt eine Inkonstante. Zwar ist Abdul Rahman Baba unangefochtener Linksverteidiger Nummer eins, der 20-Jährige ist zudem bis 2019 an den FCA gebunden. Doch es halten sich konstant Gerüchte, diverse Topklubs sollen interessiert sein.
Manager Stefan Reuter erklärte am vergangenen Donnerstag aber dem Kicker: "Es liegt nichts Konkretes auf dem Tisch. Wir sind zufrieden und freuen uns sehr, dass er bei uns spielt. Auch hat er gesagt, dass er seine Entwicklung bei uns fortsetzen will."
Vor allem der FC Chelsea soll großes Interesse zeigen, doch, so Reuter weiter, die Wechselgerüchte seien "nur Spekulationen" und "kein Thema." Aber selbst wenn Baba bleibt fehlt es an einer Alternative, einen zweiten echten Linksverteidiger hat Augsburg derzeit nicht im Kader. Daher hat der FCA jetzt die Fühler nach Philipp Max vom Karlsruher SC (Vertrag bis 2017) ausgestreckt.
Von der Augsburger Allgemeinen auf den 21-Jährigen angesprochen bestätigte Trainer Markus Weinzierl: "Ja. Er ist eine von mehreren Optionen, die wir verfolgen." Max könnte auch im linken offensiven Mittelfeld eingesetzt werden, der Kontakt wurde wohl schon hergestellt.
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Mittelfeld
Das Personal: Daniel Baier, Markus Feulner, Halil Altintop, Jan Moravek, Tobias Werner, Arif Ekin, Max Reinthaler, Marco Schuster, Maik Uhde, Caiuby, Alexander Esswein
Abgänge: Pierre-Emile Höjbjerg (FC Bayern, war ausgeliehen)
Zugänge: Dominik Kohr (Bayer Leverkusen, war zuvor schon ausgeliehen)
Offene Positionen: Das zentrale Mittelfeld.
Kandidaten: Noch keine
Die vielleicht größte Kader-Baustelle bietet das zentrale Mittelfeld. Pierre-Emile Höjbjerg kehrt zum FC Bayern München zurück, immerhin der aus Leverkusen ebenfalls ausgeliehene Dominik Kohr wurde fest verpflichtet. Doch neben Kohr und dem gesetzten Daniel Baier steht nur der 33-jährige Markus Feulner als ernsthafte Alternative parat.
Zu wenig mit Blick auf die Dreifachbelastung, wenngleich die Youngster Maik Uhde, Max Reinthaler und Marco Schuster wohl auch einige Einsätze bei den Profis sammeln dürften. Doch hier fehlt noch die Qualität aus der zweiten Reihe, um etwa Baier in den englischen Wochen die eine oder andere Pause geben zu können.
Das offensive Mittelfeld dagegen ist das Prunkstück der Fuggerstädter. Alexander Esswein, Tobias Werner und Caiuby besetzen die Außenbahnen, Halil Altintop spielte eine starke Saison im offensiven Zentrum.
Sein Konkurrent auf der Position kann derweil fast als eine Art Neuzugang gesehen werden: Jan Moravek verpasste die komplette Vorsaison aufgrund eines Kreuzbandrisses und soll sich bis zum August wieder ran kämpfen.
Auch Dong-Won Ji kann im offensiven Mittelfeld variabel eingesetzt werden, hier hat Weinzierl selbst mit der Europa League gute Möglichkeiten zur Rotation. Mit Werner (13 Scorer-Punkte) und Altintop (9) waren zwei der drei Augsburger Topscorer aus der vergangenen Saison im offensiven Mittelfeld zuhause.
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Sturm
Das Personal: Tim Matavz, Raul Bobadilla, Shawn Parker, Dong-Won Ji, Nikola Djurdjic, Sascha Mölders
Abgänge: Keine
Zugänge: Matthias Fetsch (Dynamo Dresden, war ausgeliehen)
Offene Positionen: Keine
Kandidaten: Keine
Im 4-2-3-1-System der Augsburger ist nur Platz für einen echten Mittelstürmer, und so hat Trainer Weinzierl hier schon fast ein Luxusproblem. Raul Bobadilla schlug in der Vorsaison, seine zweite beim FCA, voll ein, mit zehn Toren und vier Vorlagen in 32 Bundesligaspielen war er Topstürmer und Topscorer der Fuggerstädter und entwickelte sich zu einer konstanten und verlässlichen Waffe.
Ergänzt wird der Paraguayer durch Vorjahres-Königstransfer Tim Matavz, der Slowene war für vier Millionen Euro von der PSV Eindhoven gekommen. Ein Innenbandanriss legte den Stürmer allerdings wochenlang lahm und so kam er in seiner Debütsaison in 16 Bundesligaspielen nur auf drei Treffer. Matavz hat also noch Luft nach oben. Folgerichtig gehörte er zu der Trainingsgruppe, die schon vorzeitig in die individuelle Saisonvorbereitung einstieg.
Auch hinter Bobadilla und Matavz hat Augsburg Potential. Der variabel einsetzbare Dong-Won Ji sowie Youngster Shawn Parker stehen ebenfalls für den Platz im Sturmzentrum zur Verfügung, auch Caiuby kann hier eingesetzt werden.
Dazu kommt Fan-Liebling Sascha Mölders, so dass für Nikola Djurdjic nach nur einem Jahr beim FCA womöglich schon kein Platz mehr ist. Beim 0:0 gegen Schalke am 27. Spieltag setzte ihn Weinzierl bereits auf die Tribüne und begründete: "Er hat seine Chance nicht genutzt."
Der 29-Jährige stellte seinerseits klar: "Vom Platz auf die Tribüne, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich bin im besten Fußballer-Alter und will der Mannschaft helfen. Aber momentan ist es schwer." Laut der Augsburger Allgemeine darf Djurdjic bei einem ansprechenden Angebot gehen.
Doch es sind insgesamt vor allem Details und Transfers für die Kaderbreite, die Reuter und Weinzierl zu bewältigen haben. "Es gilt, weitere Spieler zu finden, die uns verstärken und dabei bezahlbar sind. Das bleibt im Vergleich zur Konkurrenz eine schwierige Aufgabe", stellte Weinzierl in der Augsburger Allgemeinen klar. Dennoch erwarte er eine "schwere, aber sehr interessante Bundesliga-Saison, in der wir zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte auch in der Europa League teilnehmen. Darauf freuen wir uns."
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