Die Verantwortlichen beim HSV haben alle Hände voll zu tun. Es gilt einen Kader aufzubauen, der nicht wieder bis zum letzten Atemzug gegen den Abstieg kämpft, lange vermisste sportliche Kontinuität ermöglicht und dazu noch vergleichsweise günstig ist. SPOX hat den Status Quo beim Dino beleuchtet. Die Erkenntnis: Es wimmelt von Konjunktiven und sicher ist (fast) nichts.
Tor
Das Personal: Rene Adler, Jaroslav Drobny, Alexander Brunst
Abgänge: -
Zugänge: -
Offene Positionen: -
Kandidaten: -
In einem an Baustellen reichen Kader herrscht immerhin auf einer Position Ruhe. Rene Adler und Jaroslav Drobny, beider Verträge laufen bis 2017, machen die Nummer eins unter sich aus. Dahinter steht mit Alexander Brunst ein talentierter Youngster (19) parat, der keine Ansprüche stellt.
In seinen ersten beiden Spielzeiten beim HSV war Adler erste Wahl und Drobny ein so loyaler wie zuverlässiger Backup. In der vergangenen Spielzeit dann waren die Vorzeichen umgekehrt. Oldie Drobny (35) genoss das Vertrauen von Trainer Mirko Slomka, hatte sich der Tscheche in der Relegation gegen Fürth doch als Notnagel für den verletzten Adler zum Retter des HSV aufgeschwungen.
Die Hierarchie verkehrte sich wieder, als Drobny Mitte März gegen Hoffenheim Rot sah und Adler wieder in den Kasten zurückkehrte. Derzeit laboriert Drobny noch an den Folgen einer Schultereckgelenkssperrung, die er sich kurz vor Saisonende zuzog und die ihn noch bis Ende Juli zur Pause zwingen dürfte. Deshalb sollte Adler auch als Nr. 1 in die kommende Saison gehen.
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Abwehr
Das Personal: Johan Djourou, Cleber, Matthias Ostrzolek, Dennis Diekmeier, Ronny Marcos, Gideon Young, Ashton Götz, Heiko Westermann, Slobodan Rajkovic
Abgänge: Marcell Jansen (Ziel unbekannt)
Zugänge: Jonathan Tah (Düsseldorf, war ausgeliehen), Lasse Sobiech (St. Pauli, war ausgeliehen)
Offene Positionen: Rechtsverteidiger
Kandidaten: -
Im Tor herrscht Ordnung beim HSV, die Abwehr ist die erste große Baustelle (zwei weitere sollen folgen). Noch ist unklar, was aus diversen Personalien wird. Heiko Westermanns und Slobodan Rajkovic' Verträge laufen aus und mehr als seichte Wasserstandsmeldungen gibt es bislang nicht. Tendenz: Alles ist möglich.
Eher unwahrscheinlich scheint dagegen, dass der HSV für Rückkehrer Lasse Sobiech Verwendung findet. Der baumlange Innenverteidiger hat sich um den Stadtrivalen St. Pauli in der zurückliegenden Saison verdient gemacht, doch vermutlich wird das für einen Kaderplatz beim Dino nicht reichen, eine Leihe oder sogar ein Verkauf liegen in der Luft.
Ganz anders verhält es sich mit dem zweiten Comebacker: Jonathan Tah (19), für den sich laut Kicker aber Leverkusen und Wolfsburg interessien, wird nach einer ordentlichen Saison in Düsseldorf zugetraut, ein gewichtiges Wörtchen um den Platz neben Johan Djourou mitzureden. Schärfster Konkurrent ist wohl Relegations-Held Cleber und je nach Entwicklung Westermann und/oder Rajkovic, wobei der HSV beide wohl nicht weiterbeschäftigen wird.
Eine klar definierte Baustelle ist die rechte Seite: Die Hanseaten interessierten sich augenscheinlich für Damian Suarez vom spanischen Erstligisten FC Elche. Der Transfer des Uruguayers schien wahrscheinlich, doch laut Informationen des Kicker hat Labbadia eine Verpflichtung abgelehnt. Er sei nicht überzeugt.
Da Labbadia aber auch von der Kombo Diekmeier/Westermann nicht hellauf begeistert sein dürfte, geht die Suche wohl weiter.
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Mittelfeld
Das Personal: Marcelo Diaz, Valon Behrami, Lewis Holtby, Zoltan Stieber, Max Beister, Petr Jiracek, Nicolai Müller, Matti Steinmann, Mohamed Gouaida, Sven Mende, Tolcay Cigerci, Ivo Ilicevic, Gojko Kacar
Abgänge: Rafael van der Vaart (Ziel unbekannt)
Zugänge: Kerem Demirbay (Kaiserslautern, war ausgeliehen)
Offene Positionen: Zentrales Mittelfeld
Kandidaten: -
Ähnlich viele Konjunktive wie bei der Defensive ergeben sich auch im Hinblick auf das Mittelfeld. Zunächst ein Blick auf die offensiven Positionen: Für viele überraschend hat Maximilian Beister keine Zukunft in Hamburg. Insgesamt acht Jahre trug der 24-jährige Fanliebling das Trikot mit der Raute, doch nach der Relegation kam für ihn der Schock. "Die Verantwortlichen haben mir mitgeteilt, dass ich mir einen neuen Verein suchen soll", sagte der Offensiv-Allrounder der Hamburger Morgenpost.
Das Vertrauen des HSV in die bislang überwiegend enttäuschenden Lewis Holtby und Nicolai Müller und den soliden, aber nicht berauschenden Zoltan Stieber muss groß sein, um einen Mann mit dem Potenzial Beisters gehen zu lassen. Doch womöglich hat der HSV nicht nur sportliche Gründe.
Der junge Franzose Mohamed Gouaida, der unter Joe Zinnbauer immerhin zu elf Bundesliga-Einsätzen kam und durchaus Talent nachgewiesen hat, könnte die Lücke füllen. Und dann ist da noch die Personalie Ivo Ilicevic. Der Kroate, dessen Vertrag in den letzten Zügen liegt, könnte sich durch seine guten Leistungen im Saisonendspurt einen neuen Kontrakt gesichert haben. Dem Vernehmen nach wird der 28-jährige Kroate einen stark leistungsbezogenen Vertrag zu geminderten Bezügen unterschreiben.
Gehen darf - lieber heute als morgen - dagegen Valon Behrami. Der Schweizer wurde den Erwartungen und Hoffnungen, eine Führungsrolle zu übernehmen, nie gerecht und ließ es zudem an Teamfähigkeit mangeln, um es vorsichtig zu formulieren. Eine Rückkehr nach Neapel, von wo er im vergangenen Sommer für 3,5 Millionen Euro nach Hamburg kam, steht im Raum.
Nach dem Abschied von Rafael van der Vaart und der bevorstehenden Trennung von Behrami ist eine Planstelle offenbar klar: Der HSV sucht einen gestandenen Mann fürs zentrale Mittelfeld. So muss man Bruno Labbadias Wunsch nach einem Spieler verstehen, "der alles zusammenhält und auf dem Platz die Dinge leitet." Offenbar traut der Trainer diese Rolle beispielsweise Marcelo Diaz, dem Helden des Relegationsspiels gegen Karlsruhe, oder Petr Jiracek nicht oder noch nicht zu. Ein Hoffnungsträger könnte Kerem Demirbay sein. Der 21-Jährige hat sich beim 1. FC Kaiserslautern toll entwickelt und könnte nicht unwesentlich zur Minderung der spielerischen Armut beim HSV beitragen. Eine Führungsrolle kommt für ihn freilich noch viel zu früh.
Das richtige Alter und eigentlich auch das nötige fußballerische Rüstzeug hat eigentlich Gojko Kacar. Das zumindest wies der Serbe in der Endphase der Bundesliga-Saison nach, als er als Antreiber, Ballverteiler, aber auch erfolgreicher Abschlussspieler groß in Erscheinung trat. Im Falle Kacars wurde der Ruf nach einem neuen Vertrag im Mai laut und immer lauter, doch bislang gibt es keine Signale, die an die Öffentlichkeit gedrungen wären.
Die Saisonstatistiken von Lewis Holtby und Nicolai Müller
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Sturm
Das Personal: Pierre-Michel Lasogga, Ivica Olic, Artjoms Rudnevs, Philipp Müller
Abgänge: Julian Green (Bayern, war ausgeliehen)
Zugänge: Jacques Zoua (Kayseri Erciyesspor, war ausgeliehen)
Offene Positionen: Offensiv-Allrounder
Kandidaten: Süleyman Koc (SC Paderborn)
Abteilung Attacke durfte man den Angriff des HSV in der vergangenen Saison nicht nennen. 25 Tore gelangen Lasogga und Co. in der gesamten Saison, eine beschämende Ausbeute. Schuld daran waren aber sicher nicht die Stürmer allein. Gerade Pierre-Michel Lasogga lebt davon, dass andere für ihn kreieren.
Deshalb sucht man auch nach einem variablen Angreifer, der beide Flügel beackern und Chancen erarbeiten kann, gleichzeitig aber auch den Abschluss sucht. Einziger Kandidat ist im Augenblick der Paderborner Süleyman Koc. Auch der Freiburger Admir Mehmedi stand auf der Wunschliste, doch der Schweizer Nationalspieler wechselt zu Bayer Leverkusen.
Mit Koc gab es einen intensiven Austausch, der Wechsel des 26-Jährigen ist nicht unwahrscheinlich.
Eine Option ist auch Rückkehrer Jacques Zoua. Der Kameruner enttäuschte in seiner ersten Saison beim HSV, zeigte während seiner Leihe in Kayseri aber deutlichen Aufwärtstrend.
Bei Artjoms Rudnevs (Vertrag bis 2016) stehen die Zeichen auf Abschied, sofern sich ein Abnehmer findet. Ivica Olic ist zwar immer noch ein Ausbund an Kampfgeist und Moral und mit seiner Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit wertvoll, doch kein Versprechen mehr für die Zukunft. Das könnte schon eher Batuhan Altinsas sein. Der 19-jährige Türke, dessen Verpflichtung nur noch die offizielle Bestätigung seitens des HSV fehlt, gilt als großes Mittelstürmer-Talent.
Allerdings kam er in der vergangenen Saison nicht zum Einsatz, weil ihn Bursaspor intern auf Eis legte, nachdem er eine Vertragsverlängerung verweigert hatte. Der HSV muss sich dennoch sehr sicher sein, dass er der Profimannschaft weiterhelfen kann, denn als Nicht-EU-Ausländer ist der 19-Jährige nicht für die U23 spielberechtigt.
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