"Die Premier League ist sehr spannend"

Berater Marc Kosicke kann sich Jürgen Klopp gut in der Premier League vorstellen
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Brad Pitt und Bier spielten eine wichtige Rolle, nun gebührt Marc Kosicke mit seiner Agentur "Projekt B" eine Ausnahmestellung in der Coaching-Szene. Er gilt als der Trainer-Flüsterer, der Pionier einer eigenen Branche - und Jürgen Klopps engster Vertrauter. Im Interview spricht Kosicke über den Hype um Klopp-Nachfolger Thomas Tuchel, ein unerwartetes Comeback-Szenario und Jürgen Klinsmann als Vorbild für jeden Trainer.

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SPOX: Herr Kosicke, Sie werden von den Journalisten als "Trainer-Berater" tituliert. Gefällt Ihnen die Bezeichnung überhaupt?

Marc Kosicke: Die ganze Positionierung, ob man Berater, Manager oder Agent ist, finde ich relativ egal. In erster Linie verstehen wir uns als Partner der Trainer. Daher stört mich die Bezeichnung "Trainer-Berater" nicht großartig. Sie freut mich sogar ein bisschen, wenn damit assoziiert wird, dass man eine Nische entdeckt hat, die es vorher nicht gab.

SPOX: Sie sind der erste und der einflussreichste ihrer Art in Deutschland. Wussten Sie, dass das Beraten von Trainern eine Nische ist? Oder fanden Sie sie zufällig?

Kosicke: Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, war ich bei "adidas" und "Nike" im Sponsoring tätig und hatte eine große Personalverantwortung. Damals suchte ich mir einen eigenen Coach, der sich nicht in meinem beruflichen Mikrokosmos bewegt, der mir aber mit dem Blick von außen Feedback gab. Das Mentoring gab mir so viel zurück, dass die Überzeugung entstand, dass die Verantwortungsträger im Sport ebenfalls jemanden benötigen, auf den sie sich verlassen können und der mit Rat zur Seite steht. So kamen Oliver Bierhoff und ich zusammen. Ich verließ "Nike" und Oliver sagte als erster Klient zu. Bei meiner Verabschiedung von den anderen "Nike"-Partnern kam dann Jürgen Klopp auf mich zu mit der Bitte, ihn ebenfalls zu unterstützen.

SPOX: 2007 wurde "Projekt B" gegründet. Wie verlief der Start in eine ungewisse, selbstständige Zukunft?

Kosicke: Die Ausrichtung war von Anfang an "Fußball Leadership", die Beratung von Führungspersönlichkeiten im Fußball. Allerdings wusste ich nicht genau, ob die Idee greift. Spielerberater waren etabliert und das Geschäftsmodell dahinter von allen akzeptiert: Für die Leistung eines Beraters zahlt ein Spieler oder Verein Geld. Doch wenn ein Trainer oder Manager gut beraten wird - ist der Trainer oder der Verein bereit zu zahlen? Das war nicht ganz klar. Deswegen setzte ich anfangs sehr stark auf die Vermarktung und brachte Oliver mit Partnern zusammen. Parallel entwickelte sich die Idee, Coaching für Coaches auszuweiten, sehr schnell mit. Speziell durch Jürgen. Es fing mit der Entscheidung an, von Mainz wegzugehen, ohne einen neuen Job zu haben. Und es ging gleich weiter mit der Entscheidung, aus dem Fernsehen auszusteigen, um ein authentisch wahrgenommener Trainer zu werden und um seine Core Compentence in den Vordergrund zu rücken.

SPOX: Woher kommt der ungewöhnliche Name "Projekt B"? Wegen Bierhoff, dem ersten Klienten und Teilhaber der Firma? Oder haben Sie eine Vorliebe für den gleichnamigen Film von Jackie Chan?

Kosicke: Viele assoziieren Oliver mit dem Namen, dabei ist der Hintergrund ein anderer: Uns wollte partout nichts einfallen und wir gingen auf das Oktoberfest. Durch Zufall landeten ein paar Magazine in unsere Hand. In einem lasen wir, dass Brad Pitt die Filmproduktionsfirma "Plan B" komplett übernommen hat. Wir dachten uns: "Wenn schon Brad Pitt keinen Plan A besitzt, hängen wir unserem Projekt ein B an." Daraufhin schauten wir uns um und sahen, dass viele guten Dinge mit B beginnen: Bier, Brezn, Bayern. Und ich komme auch noch aus Bremen. So entstand der Name "Projekt B".

SPOX: "Projekt B" gehört mittlerweile zu den einflussreichsten und erfolgreichsten Berater-Agenturen überhaupt. Alleine in diesem Sommer verhalfen Sie Michael Frontzeck zum Job in Hannover, obwohl er als schwer vermittelbar galt. Nun hielt er die Klasse und ist der neue Hoffnungsträger des Klubs. Wie oft wurde der Champagner in diesen Tagen ausgepackt?

Kosicke: Wenn überhaupt, dann Bier. (lacht) Das Problem: Die Tagesaktualität überholt uns manchmal, so dass wir noch nicht dazukamen, auf das Erreichte anzustoßen. Von der Anbahnung bis zum konkreten Vorschlag, zu den Detailgesprächen und zur Unterschrift, vergeht viel Zeit. Da muss auf beiden Seiten alles stimmen, damit das kappt. Und wenn es klappt, geht's gleich wieder weiter.

SPOX: Sie gehen abends nach einem Vertragsabschluss zumindest stolz ins Bett?

Kosicke: Wenn mich etwas stolz macht, ist es eher bei den Trainern, die nicht in der ersten Reihe stehen oder aus sehr wenig viel machen müssen. Wenn ein Christian Preußer in Erfurt vom Jugendtrainer über den Assistenten zum Cheftrainer befördert wird, weil er gute Arbeit leistet, macht es mich glücklich. Oder wenn Jan-Moritz Lichte als Co-Trainer bei Hannover unterkommt. Oder wenn Stefan Ruthenbecks Arbeit in Aalen von anderen Klubs in Form von Angeboten gewürdigt wird. Es geht nicht immer um die großen Deals, die einen freuen. Sie helfen natürlich, den Business Plan von "Projekt B" für die nächsten Jahre entspannter anzugehen. Doch die kleinen Erfolge sind manchmal viel schöner, weil sie schwerer zu erreichen sind.

SPOX: Sie vertreten mit Lichte, Preußer oder Julian Nagelsmann, in Hoffenheim mit erst 27 Jahren verantwortlich für die A-Jugend, einige Coaching-Talente. Arbeiten Sie mit Trainer-Scouts zusammen, so wie Spielerberater Nachwuchs-Scouts nutzen?

Kosicke: Nein, ich decke das Thema nur mit meinen beiden Mitarbeitern ab. Sie sind super vernetzt und kennen sich in allen Leistungszentren aus. Und man verfügt über ein eigenes Netzwerk und kann einen Michael Zorc, Max Eberl oder einen Jörg Schmadtke kurz nach deren Meinung fragen. So entsteht ein Bild eines Kandidaten und wir können uns überlegen, ob derjenige zu uns passt. Wir arbeiten nur mit Jungs zusammen, mit denen man gerne ein Bier trinken würde und mit denen die Chemie stimmt.

Trainertalent Julian Nagelsmann im SPOX-Interview

SPOX: Die Phrase eines Marketing-Profis?

Kosicke: Überhaupt nicht. Ich werde häufig gefragt, warum wir nicht den oder den vertreten. Es passt manchmal einfach nicht. Man setzt sich zusammen und man merkt, dass beiderseits ein Vertrauensverhältnis nur schwer entstehen kann. In dem Fall ist es besser, wenn man sich das ehrlich eingesteht.

SPOX: Mit Augsburgs Markus Weinzierl würden Sie sich hingegen eine Zusammenarbeit wünschen, wie Sie in einem 11Freunde-Interview offen zugeben. Ist er auf Ihre Avancen eingegangen?

Kosicke: Er wusste bereits vor dem Interview, dass ich ihn sehr spannend finde. Wir haben schon gemeinsam ein Bier getrunken. Aber wir arbeiten nicht zusammen, er wird bereits von einem Freund beraten, der in der Branche ebenfalls tätig ist. Dennoch besteht ein guter Kontakt.

SPOX: Sie sind als Trainer-Berater in Deutschland konkurrenzlos - gäbe es nicht Harun Arslan, dem Agenten von Jogi Löw oder Mirko Slomka. Wie ist das Verhältnis?

Kosicke: Das ist eigentlich gar kein Problem, weil wir unterschiedliche Konzepte verfolgen. Harun ist mit seiner Agentur viel breiter aufgestellt und vertritt vor allem Spieler. Wir hingegen fokussieren uns auf Führungspositionen.

SPOX: Jorge Mendes, der Zar unter den Beratern, hat mit der Beratung ein Vermögen gemacht: Mit Jose Mourinho als Zugpferd scheint es, als ob er je nach Bedarf Trainer und Spieler miteinander verquickt und Sie als Paket bei Klubs unterbringt.

Kosicke: So etwas macht nichts mit mir. Ich hege nicht den Anspruch, Millionen zu scheffeln. Ich bin absolut glücklich mit dem Status: eine gute Mischung aus Inhalt und Verdienst. Die Motivation war nie die Kohle. Die Motivation war die Selbstständigkeit und die Möglichkeit, Geld mit dem zu verdienen, was man am liebsten macht: Mit Menschen zusammen zu sein, sie besser zu machen und selbst mitzuwachsen.

Seite 1: Kosicke über Projekt B und Coaching für Coaches

Seite 2: Kosicke über Klopp, Bayern und die Premier League

Seite 3: Kosicke über den Tuchel-Hype

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