Ludovic Magnin, Arthur Boka, Cristian Molinaro, Gotoku Sakai, Konstantin Rausch, Adam Hlousek und dazu noch einige Ersatzlösungen - sie alle versuchten sich auf der Linksverteidigerposition beim VfB Stuttgart.
Manche von ihnen waren auf Grund ihrer Persönlichkeit zwar Kult (Magnin oder Boka), doch mit beständigen und verlässlichen Leistungen machte keiner der Angeführten von sich reden. Der eine zu langsam, der andere offensiv zu ineffektiv. Die einzigen Konstanten waren grobe Schnitzer und Stellungsfehler.
Bereits während der abgelaufenen Saison machte sich Sportvorstand Robin Dutt auf, die berühmte Nadel im Heuhaufen zu finden: Eine konstante Größe auf Linksaußen, damit die andauernde Problemstelle beim VfB endlich der Vergangenheit angehört. Bei der jetzt schon legendären Pressekonferenz zum Ende der Saison verkündete Dutt schließlich, dass Philip Heise vom 1. FC Heidenheim an den Neckar wechseln werde. 750.000 Euro soll Heise kosten.
"Einer der besten Außenverteidiger in Liga zwei"
Dabei vergaß der Sportdirektor nicht, dem Leistungsträger der Brenzstädter gleich einen bunten Begrüßungsstrauß zukommen zu lassen: "Wir haben einen der besten Außenverteidiger der 2. Liga geholt. Die Fantasie ist bei ihm groß." Große Worte, die Erwartungen wecken.
Es ist das erste Mal seit der Leihe von Philipp Lahm- der damals vom FC Bayern II kam -, dass die Schwaben einen Linksverteidiger aus einer unterklassigen Liga verpflichten. Doch im Gegensatz zum jetzigen Bayern-Kapitän verlief die junge Karriere von Heise bisher wenig geradlinig, der neue VfB-Kicker musste bereits früh um sein Standing im Profibereich kämpfen.
Nachdem Heise neun Jahre bei seinem Heimatverein in der Nähe von Düsseldorf verbracht hatte, wechselte das Talent über Bayer Leverkusen zur großen Fortuna. Als A-Jugendlicher folgte ein kurzes Intermezzo bei Borussia Mönchengladbach, bis es wieder zurück zu Fortuna Düsseldorf ging.
Bei den Rheinländern pendelte Heise schließlich zwischen erster und zweiter Mannschaft, ohne jemals eine Partie für die Profis zu absolvieren. Eine wichtige Rolle fand er schließlich 2011 bei Preußen Münster.
Auf der Suche nach mehr Spielanteilen
In zwei Jahren kam Heise auf 38 Spiele, konnte sich aber keinen Stammplatz bei den Münsteranern sichern. Also zog er 2013 für 150.000 Euro zu Drittliga-Konkurrent Heidenheim weiter. "Ganz klar: Ich wollte mehr Spielanteile. Als das Angebot aus Heidenheim kam, musste ich nicht lange überlegen", sagte Heise.
Besonders der unbändige Ehrgeiz und ein auffälliges Selbstbewusstsein zeichnen den 23-Jährigen aus. In zahlreichen Interviews ließ Heise in der Vergangenheit immer wieder verlauten, dass es sein primäres Ziel sei, irgendwann für einen Bundesliga-Klub aufzulaufen.
Für dieses Ziel gab Heise auch in der württembergischen Provinz ordentlich Gas. Binnen kürzester Zeit entwickelte sich der Rheinländer zu einem absoluten Leistungsträger bei den Schwaben. Dank des Vertrauens von Coach Frank Schmidt steigerte sich der Standard-Spezialist von Woche zu Woche und hatte großen Anteil am Zweitliga-Aufstieg des FCH.
Zweikampfstark, intelligent im Spiel nach vorne und immer wieder mit zündenden Ideen, wurde die linke Seite bei Heidenheim zu Heises Zuhause. Unvergessen bleibt das 25-Meter-Freistoßtor gegen Elversberg, das dem Verein am 35. Spieltag der Saison 2013/14 den direkten Aufstieg sicherte.
"Er kann es weit bringen"
Insgesamt lief der Außenverteidiger, dessen Vorbild Reals Marcelo ist, in 71 Pflichtspielen für die Brenzstädter auf. Bei seiner Premieren-Saison in Liga zwei gehörte der Linksfuß mit zwei Toren und sieben Vorlagen in 30 Spielen wiederholt zu den Leistungsträgern im Team von Trainer Schmidt. "Philip hat sich sehr gut entwickelt, ist sehr schnell, sehr ausdauernd, schlägt gute Standards. Er kann es weit bringen", sagte der Trainer.
Auch die Verpflichtung von Michael Vizthum konnte Heise nicht aufhalten. Der glücklose U21-Nationalspieler hatte gegenüber dem etablierten FCH-Verteidiger einen schweren Stand, kam nur auf vier Pflichtspieleinsätze und verlässt Heidenheim zur kommenden Saison Richtung Wiesbaden.
Während Vizthum nun einen Neuanfang in Liga drei versucht, ist Heise da angekommen, wo er schon seit Jahren hin will - in der ersten Liga: "Von der Bundesliga träumt jeder kleine Junge." Der Linksverteidiger passt perfekt in das Profil von Robin Dutt: "Wir brauchen ehrgeizige Leute, die unsere nächsten Schritte mitgehen," betonte der VfB-Manager.
Zorninger soll Heise formen
Beim VfB will man sich geduldig zeigen, der Klub stattete Heise mit einem Dreijahresvertrag aus. Unter dem neuen Trainer Alexander Zorniger soll der Linksfuß zur Erstliga-Stammkraft reifen und vor allem defensiv dazulernen.
Noch ist aber unklar mit wem sich der Neu-Stuttgarter um eine Platz in der ersten Elf streiten muss. Abgesehen von Florian Klein stehen beim VfB alle Außenverteidiger zur Disposition und könnten den Verein bei einem entsprechenden Angebot verlassen. Noch ist der Umbau auf den Problempositionen nicht abgeschlossen.
Philip Heise im Steckbrief