"Ich hatte in meiner Auszeit den großen Wunsch, einen Top-Bundesligisten, einen Traditionsverein, einen Herausforderer zu trainieren. Der BVB ist für mich ein großer Herausforderer in allen Wettbewerben, in denen wir spielen. Der BVB ist für mich ein Herausforderer für die Spitze und dafür, diese Wettbewerbe auch zu gewinnen", stellte Tuchel auf der Pressekonferenz klar.
Dabei müsse die Borussia aber um ihre Position wissen: "Ich finde, dass sich die nationale Spitze entwickelt hat. Das ist nicht nur Bayern München, sondern inzwischen völlig zurecht auch Gladbach, Leverkusen und Wolfsburg. Auf dieses Quartett haben wir einen gewissen Rückstand aufzuholen. Der ergibt sich auch dadurch, dass wir jetzt einen Trainerwechsel haben. Leverkusen hat diesen Wechsel mit Roger Schmidt sehr erfolgreich geschafft, Dieter Hecking hat mit Wolfsburg seinen ersten Titel geholt."
Gladbach spiele zudem unter Lucien Favre seit langem sehr konstant "und Bayern war unter Pep in den vergangenen beiden Jahren eine Klasse für sich. Deshalb sage ich, dass wir für diese vier Teams der Herausforderer sind." Zudem seien die vor Bundesliga-Start anstehenden Euro-League-Playoffs eine "massive Beeinträchtigung" der Saisonvorbereitung.
"Beharrlichkeit wird wichtig sein"
Der BVB gehe daher "mit etwas Rückstand in das Rennen um diese vier Plätze. Deshalb sind wir der Herausforderer, wollen aber ein ernsthafter Herausforderer sein. Es ist wichtig für mich, dass wir für diesen Weg eine große Hingabe entwickeln und diese Ausgangslage für alle klar ist."
Dieser Weg sei schließlich unter anderem geprägt von "Fleiß, Hingabe, Mut und Beharrlichkeit. Die Beharrlichkeit wird wichtig sein, denn ich will, dass uns diese vier Teams permanent spüren."
Das bedeute aber nicht zwangsläufig eine Transferoffensive: "Natürlich gibt es keinen Forderungskatalog von mir, wieso sollte es das auch? Es gibt einen tollen Kader und für mein Verständnis ist es auch gar nicht möglich, egal wie viele Videos ich mir anschaue, mir am Ende ein verlässliches Bild zu schaffen. Denn ich werde dabei nicht sehen, wieso ein Spieler aktuell diese Form hat oder nicht hat, wie er seine Rolle wahrnimmt in der Mannschaft, ob er sich wohlfühlt."
Spielstil? Keine 180-Grad-Drehung
Daher wolle er die Spieler zunächst einzeln im Training kennenlernen und sich selbst ein Bild machen, zumal das Talent der Spieler "offensichtlich" sei. Auch spielerisch sei keine Neuausrichtung notwendig: "Das große Glück ist ja, dass Dortmund einen Stil geprägt hat. Es geht überhaupt nicht darum, einen zu erfinden. Es geht auch nicht darum, alles gleich zu machen, aber Dortmund steht für einen sehr aktiven Fußball, für einen Angriffsfußball."
Das sei etwas, "mit dem ich mich sehr wohlfühle. Wir wollen agieren wenn wir den Ball haben und ihn schnell zurückerobern, wenn wir ihn nicht haben. Wir werden alle Aspekte brauchen. Der Ballbesitz in Dortmund wird immer davon geprägt sein, schnell vor das gegnerische Tor zu kommen." Der Stil aus den Erfolgsjahren unter Jürgen Klopp dürfte somit weiter geführt werden - und auch zu seinem Vorgänger, den er einst schon indirekt in Mainz beerbte, äußerte sich Tuchel.
"Für mich war es nur auf diese Art und Weise möglich, auf Jürgen zu folgen. Es war dafür unabdingbar und eine Grundvoraussetzung, dass Jürgen mit dem Verein im Guten auseinandergeht", so der 41-Jährige: "Außerdem ist es für mich selbstverständlich, diese herausragende Trainerleistung von Jürgen in den vergangenen sieben Jahren anzuerkennen und nicht dagegen anzukämpfen. Jürgen war hier mit Sicherheit mehr als nur ein Trainer."
Thomas Tuchel im Steckbrief