Der Klubchef äußerte sich nach der enttäuschenden Rückrunde und dem Fan-Aufstand zum Saisonende selbstkritisch. "Wir haben grottenschlechten Fußball gespielt, den falschen Trainer verpflichtet", gab Tönnies zu: "Wir haben Fehler gemacht - auch ich."
Auch der umstrittene Sportvorstand Horst Heldt, mit Pfiffen und Buhrufen empfangen, punktete mit klaren Worten: "Das war eine beschissene Saison. Am meisten schmerzt die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben. Dafür trage ich die Verantwortung." Forderungen nach einem Rücktritt wies er zurück: "Verantwortung bedeutet kämpfen, nicht aufgeben."
Am Ende Applaus statt Pfiffe
Mit der Verpflichtung des neuen Trainers André Breitenreiter traf der Manager ebenso den Nerv der Mitglieder wie mit dem Versprechen, noch mehr Talente aus dem eigenen Nachwuchs einzusetzen. Heldt kündigte einen "Verhaltenskodex auf 15 Seiten" für die Profis an und erntete Beifall. Selbstironisch schloss er in Anspielung auf das Transparent "169 cm Inkompetenz" beim letzten Heimspiel gegen Paderborn: "Ich verspreche 1,69 m Arbeit, 1,69 m Einsatz, 1,69 m Leidenschaft, zusammengefasst 1,69 m Schalke."
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Finanzvorstand Peter Peters ließ die anfänglichen Pfiffe mit positiven Zahlen verstummen. Die Königsblauen hatten 2014 ihrem Umsatz auf 215,3 Millionen Euro gesteigert und einen Ertrag von 4,2 Millionen erwirtschaftet. Die Verbindlichkeiten sanken um 14,2 auf 163,9 Millionen. "Schalke gehört zu den drei umsatzstärksten deutschen Sportvereinen", sagte Peters: "Die wirtschaftliche Entwicklung ist mehr denn je eine Erfolgsgeschichte."
Begonnen hatte die Versammlung mit Standing Ovations: Erst applaudierten die Mitglieder dem langjährigen Manager Rudi Assauer, der an Alzheimer erkrankt ist. Dann gab es auch für den neuen Coach Breitenreiter tosenden Beifall. Der Ex-Paderborner hörte gleich, wonach sich die Schalker Fans sehnen. Als die U19-Junioren für ihren deutschen Meistertitel geehrt wurden, rief Tönnies: "Hallo Profis, so wird das gemacht."
Gegenwind für die Klubführung
Doch die Einigkeit war schnell vorbei, die Klubführung bekam ersten Gegenwind zu spüren: Satzungsänderungen unter anderem über eine Erhöhung der Sonderumlage auf 150 Euro im Jahr wurden abgelehnt. Damit hätte Schalke einen zweistelligen Millionenbetrag von seinen Mitgliedern zusätzlich zu den Beiträgen kassieren könnten - "nur für ideelle Zwecke, nicht für den Profikader", wie Peters betonte.
In den Aufsichtsrat wählten die 8781 stimmberechtigten Mitglieder Dr. Andreas Horn und Thomas Wiese. Beide hatten sich zuvor kritisch über die Vereinspolitik geäußert. Ex-Nationalspieler Klaus Fischer wurde in den Ehrenrat gewählt.
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