Die Optimallösung des HSV-Dilemmas

Emir Spahic und Pierre-Michel Lasogga treffen beim HSV wieder aufeinander
© getty

Der Hamburger SV rückt durch die Verpflichtung von Emir Spahic einmal mehr in den Fokus. Die Reaktionen sind vernichtend. Dabei ist der Transfer mindestens ein kluger Schachzug, vielleicht sogar ein echter Coup, der neben sportlicher Verbesserung auch finanziell lohnenswert ist. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Alexander Maack.

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"Hamburger SV krallt sich Prügel-Profi", "Der HSV holt den größten Rüpel der Liga", "HSV verpflichtet Skandal-Profi" - das Medienecho zum Neuzugang der Hamburger Fast-Absteiger fiel schon am Sonntag verheerend aus. Dabei hat Manager Peter Knäbel unter den gegebenen Möglichkeiten eine ausgezeichnete Verpflichtung getätigt.

Zur Erinnerung: Der HSV hat mit Heiko Westermann und Slobodan Rajkovic nach den Relegationsspielen gegen den Karlsruher SC zwei Innenverteidiger abgegeben. Mit Johan Djourou, Cleber und Jonathan Tah standen bisher nur noch drei Spieler für die zentrale Defensive unter Vertrag.

Neuer Innenverteidiger ein Muss

Ein Neuzugang war deshalb zwingend nötig. Stefan Reinartz entschied sich allerdings für einen ablösefreien Wechsel zu Eintracht Frankfurt, weil er nicht bis zur Entscheidung warten konnte, ob der HSV auch in der Saison 2015/2016 erstklassig spielt.

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Das Dilemma: Die Rothosen haben einfach kein Geld mehr. Acht Millionen an Gehältern sollen eingespart werden. Transferbudget ist im Gegensatz zu den Vorjahren kaum vorhanden, auch weil der Klub bereits 6,5 Millionen Euro für den im Sommer 2014 nur geliehenen Lewis Holtby zu den Tottenham Hotspur überweisen musste.

Spahic ist eine Optimallösung

Für fünf Millionen Euro, die dem HSV angeblich in diesem Sommer zur Verfügung stehen, ist die Verpflichtung von je einem Innenverteidiger, defensiven Mittelfeldspieler und einem weiteren Stürmer kaum möglich - zumindest, wenn der Neuzugang eine Verstärkung sein soll. Spahic ist daher für den HSV eine Optimallösung.

Sportlich ist der Transfer ein Selbstläufer. Der 34-Jährige zeigte in Leverkusen herausragende Leistungen, stabilisierte die Abwehr und dürfte im Vergleich zu den ehemaligen Innenverteidigern der Hanseaten die Spieleröffnung besser hinbekommen.

Seit seiner Prügelei mit einem Ordner nach dem DFB-Pokal-Spiel von Bayer Leverkusen gegen Bayern München war der Bosnier arbeitslos und kostet den HSV damit nichts. Zudem war er durch seinen erworbenen Ruf schwer vermittelbar. Beim Gehalt musste er somit Abstriche machen.

Preis-Leistungs-Verhältnis überragend

Beim Thema Spahic poppen sportlich wie wirtschaftlich keine Fragezeichen auf. Das anzunehmende Preis-Leistungs-Verhältnis ist überragend. Die einzige Frage: Darf ein gewalttätig gewordener Spieler wieder einen Vertrag in der Bundesliga bekommen?

Die Antwort ist ein eindeutiges "Ja". Spahic wurde bis zum 23. Juli gesperrt, er stimmte zudem der Beendigung seines Arbeitsvertrags zu. Er bereut seinen Fehler. Als Wirtschaftsunternehmen und Verein ist der HSV kein Organ der Judikative, das Strafen verhängen, sondern sportlich überzeugen muss.

Für die Ermittlung zur mutmaßlichen gefährlichen Körperverletzung im April 2015 ist die Staatsanwaltschaft Köln zuständig. Sollte ein Gericht Spahic schuldig sprechen, muss er sich der Strafe stellen. Ihm schon zuvor durch Absprachen unter den Vereinen ein Berufsverbot aufzuerlegen, widerspräche den Regeln eines Rechtsstaates.

Emir Spahic im Steckbrief