KHR: "Bastian ist nicht geflüchtet"

Von Christoph Köckeis
Karl-Heinz Rummenigge erklärte den Schweinsteiger-Wechsel
© getty

Nach 17 Jahren gehen Bastian Schweinsteiger und der FC Bayern getrennte Wege. Den "Fußballgott", wie ihn der Münchner Anhang ruft, zieht es nach England. Karl-Heinz Rummenigge über die Beweggründe, faire Verhandlungen mit Manchester United, den Verlust einer Identifikationsfigur und Pep Guardiolas Rolle.

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Karl-Heinz Rummenigge über ...

... das Gespräch: "Bastian und ich hatten uns verabredet, nach seinem Urlaub ein Gespräch zu führen. Das fand gestern statt. Ich würde es als sehr seriös und ausführlich bezeichnen, in dem Gespräch haben wir uns ehrlich unterhalten. Er teilte mir mit, dass er sich Gedanken gemacht hat und zum Ende seiner Karriere was Neues machen möchte. Er bat mich darum, seinem Wunsch zu entsprechen und sich mit dem Klub, zu dem er transferiert werden möchte, Manchester United, zu einigen. Wir versuchten, ihn durchaus zu überzeugen, bei Bayern zu bleiben. Ich habe aber Verständnis dafür, wenn ein Spieler, der 17 Jahre hier war, zum Schluss seiner Karriere etwas Neues machen will. Wir haben dem Wunsch entsprochen. Der Kollege von Manchester United nahm am Freitag mit mir Kontakt auf. Am Samstag im Laufe des Tages konnten wir uns auf den Wechsel verständigen."

... Schweinsteigers Erfolge: "Ich bedauere den Abgang, weil Bastian alle Stationen durchlaufen und Großartiges geleistet hat. Er hat alles gewonnen. Bei der deutschen Meisterschaft angefangen, über den DFB-Pokal bis hin zu großen Ereignissen wie dem Triple. Manchmal ist es nun mal so, dass sich die Wege trennen. Ich habe ihm ein Abschiedsspiel zugesagt, wenn er seine Karriere irgendwann beendet. Das gehört sich für einen solch verdienten Spieler. Ich habe mit ihm gesprochen, dass er vielleicht, wenn er aufhört, eine Zukunft beim FC Bayern in seiner zweiten Karriere hat. Wir haben Leute in der Mannschaft, die immer eine Tür offen haben werden. Zu denen gehört Bastian."

... über einen möglichen Abschied bei der Teampräsentation: "Ich habe ihn gefragt, ob er sich von unseren Fans verabschieden möchte. Das wollte er nicht. Er wollte sich nicht zuerst bei den Fans verabschieden und sich in den nächsten Tagen bei neuen Fans vorstellen. Er ist ein sehr sensibler Mensch, ihm ist die Entscheidung nicht leicht gefallen."

... über den Vertragsstatus: "Zwischen Manchester United und Bayern München sind die Dinge schon geklärt. Wir haben eine für beide Seiten sehr faire und seriöse Lösung gefunden. Wir werden nicht mehr kundtun, weil wir über die Modalitäten Stillschweigen vereinbarten. Dass Bastian ein sehr verdienter Spieler ist, wurde in den Verhandlungen, die nicht sehr kompliziert waren, berücksichtigt. Er wird demnächst den Medizincheck absolvieren."

... über die Wünsche für Schweinsteiger: "Was wünscht man einem Menschen, der sich hier immer großartig verhalten und auf dem Platz wesentlich dazu beigetragen hat, dass wir derart erfolgreich waren? Ich kann ihm nur alles Gute wünschen. Für ihn wird es eine interessante neue Aufgabe. Als ich damals zu Inter Mailand ging, war es was Inspirierendes und Motivierendes. Ich bin sicher, dass ihm das nach der langen Zeit, die er bei Bayern München verbracht hat, neuen Antrieb geben wird. In einem neuen Klub muss man sich ein Stück weit neu beweisen, sich neu einbringen. Das wird eine Erfahrung sein, die ihm in seinem Leben gut tut. Er wird dort gut spielen und eine Saison vor der Europameisterschaft wird die Nationalmannschaft davon profitieren."

... über Ersatz: "Im Mittelfeld gibt es relativ viele Alternativen. Bastian war ohne Frage ein wichtiger Faktor. Weil ich es zuletzt mehrfach gelesen hatte, möchte ich klar und deutlich sagen, dass Bastian nicht aufgrund des Trainers gegangen ist. Das muss ich ins Reich der Fabeln verweisen. Pep Guardiola und er haben gar keine Probleme. Ich möchte erinnern: Wann immer Bastian letztes Jahr gesund und fit war, hat er gespielt. Sie haben ein völlig intaktes Verhältnis. In der Geschichte hat Pep Guardiola überhaupt keine Rolle gespielt. Er ist nicht vor dem Trainer geflüchtet."

... die Fan-Tumulte: "Am besten Ruhe können Journalisten reinbringen, indem sie über die Fakten berichten. Bastian wurde in großer Freundschaft verabschiedet. Wenn er demnächst in München weilt, werden wir ihn mit einem Abendessen gebührend verabschieden. Das wird alles so sein, wie man sich das beim FC Bayern vorstellt, sehr niveauvoll. Er will diese neue Erfahrung. Natürlich wird ein kleiner Fakt sein, dass das Angebot von United in finanzieller Hinsicht ein sehr lukratives ist."

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... mögliche weitere Abgänge gen Manchester: "Ich kann alle Fans des FC Bayern beruhigen. Wir werden keinen weiteren Spieler an Manchester United abgeben. Ich hatte über Thomas Müller etwas gelesen. Wir bekamen nie ein solches Angebot. Und selbst wenn, hätte es keine Rolle gespielt. Bei Bastian folgten wir seinem Wunsch. Er wollte die Freigabe."

... über den Verlust einer Identifikationsfigur: "Er hat sich diesen Status mit seinen großen Erfolgen und dem Einsatz, den er in den Klub eingebracht hat, verdient. Sein Spitzname ist Fußballgott, das gibt es nicht so oft. Er war eine Identifikationsfigur. Leider endet bei jeder Identifikationsfigur mal die Karriere. Von uns wird ein Übergang verlangt. Wir versuchen ihn, so nahtlos wie möglich zu schaffen. Dafür benötigen wir frisches Personal. Jetzt muss der eine oder andere Spieler mehr Verantwortung übernehmen."

... über die Situation beim Gespräch: "Ich bin hier 2002 Vorstandsvorsitzender geworden, da wurde er als Fußballer groß. Wir haben einen gemeinsamen Weg beschritten und daher ein extrem gutes, offenes Verhältnis. Er stellte mir kein Ultimatum. Er hatte schlicht den Wunsch, was Neues machen zu wollen. Wir hatten ein extrem gutes Gespräch, es wurde in keiner Weise aggressiv oder mit einem falschen Unterton geführt."

... über etwaige Verstärkungen: "Wir werden sehr ausführlich beobachten, was sich am Markt tut. Ich sehe jedoch auch eine Chance für junge Spieler. Joshua Kimmich und Pierre-Emile Höjbjerg haben nun ein Stück mehr Chancen, ins Rampenlicht zu rücken."

Bastian Schweinsteiger im Steckbrief

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